Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner

Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner

Titel: Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Joseph
Vom Netzwerk:
einfach zu stark.

    Gregor Sander (geboren 1968): »abwesend«. Die Väter sind krank und bettlägerig geworden. Zeit, sich noch einmal an die Wende zu
     erinnern: Revolution 1989 in Schwerin – und die Folgen. So poetisch, so zurückhaltend und präzise hat man das noch nicht gelesen. Momentaufnahme einer
     Generation.

    So richtig pulsiert hat das literarische Leben in MV nie. Aber ein paar Geschichten lassen sich dennoch erzählen. Zum Beispiel von der
     Autorin Luise Mühlbach, eine Art sozialkritische Hedwig Courts-Mahler. Sie brachte es auf sage und schreibe über 200 Romane.
    Oder Martha Müller-Grählert, Autorin der notorischen Hymne »Wo de Ostseewellen trecken an den Strand …«. So richtig berühmt wurde ihr Lied »Mine
     Heimat« aber erst als Cover-Version mit der Nordsee statt der Ostsee im Text.
    Nach Fritz Reuter gab es noch andere Millionen-Seller. Friedrich Spielhagen zum Beispiel. 1829 in Magdeburg geboren. Spielhagen wuchs in Stralsund auf
     und ließ diemeisten seiner erzählerischen Werke in Norddeutschland handeln. Sein 1860 erschienener Roman »Problematische Naturen«
     elektrisierte die Menschen regelrecht – und das mit reichlich eintausend Seiten. Eine der Hauptfiguren hieß Melitta – ein Vorname, der infolge des
     Romans regelrecht Mode wurde. 1911 starb Spielhagen als hoch gelobter … und vergessener Autor.

    In seinen letzten Lebensjahren zu einem Monument gemacht wurde ein Autor, an dem nicht vorbeikommt, wer sich mit Literatur aus MV
     befasst: Walter Kempowski (1929 bis 2007). Die Verehrung kam heftig, aber spät. Vor 1989 war Kempowski genau wie Uwe Johnson in seiner Heimatregion nur
     einem kleinen Kreis Vertrauter bekannt, die seine Bücher wie Kassiber herumreichten. Oder eben denjenigen, die seine Romanverfilmungen im Westfernsehen
     verfolgt hatten. Kempowski stammte aus Rostock, aber als er nach dem Fall der Mauer und nach mehr als 30 Jahren Abwesenheit zurückkehrte, erkannte er
     seine alte Heimat kaum noch wieder. »Ach Gott, ist das furchtbar«, jammerte Kempowski, als er der Schneisen gewahr wurde, die die realsozialistische
     Bauwut – oder auch die Unterlassung – durch die alte Hansestadt Rostock geschlagen hatte. Es dauerte Jahre, bis Stadt und Autor warm miteinander wurden
     und man den gebürtigen Rostocker endlich zum Ehrenbürger ernannte, ihm einen Ehrendoktor verlieh und seine Werke zum Gegenstand
     literaturwissenschaftlicher Seminare an der Universität machte. Kempowski vererbte dafür der Stadt einen Teil seines Archivs: die Bibliothek seiner
     Eltern, den Bambi, den er für den Film »Ein Kapitel für sich« bekam. Das meiste von dem jedoch, mit dessen Hilfe er seine monumentalen Werke erschuf,
     lagert in Berlin.
    Vor allem aber vermachte Walter Kempowski seiner Heimat ein Werk, in dem er große Teile der Geschichte Rostocks, aber auch der
     hansestädtischen Lebenswelt, Sprache und Redensarten minutiös aufarbeitete. Romane wie »Tadellöser und Wolff« aus Kempowskis »Deutscher Chronik« werden
     geradezu kultisch verehrt.
    Über sein Verhältnis zur Heimat stand ein schlechter politischer Stern. Die Familie verschwand 1948 aus Rostock. Am 8. März wurde Walter Kempowski von
     russischen Geheimdienstlern verhaftet und vor ein Militärtribunal gestellt. Das Urteil: 25 Jahre Arbeitslager wegen Spionage. Auch die Mutter und Bruder
     Robert kamen ins Gefängnis. 1956 wurde Walter Kempowski vorzeitig aus dem Zuchthaus Bautzen entlassen und ging nach Hamburg, wo seine Mutter mittlerweile
     lebte. Ihr verdankt Kempowski viel, denn ihre auf Tonband aufgezeichneten Erinnerungen bilden das Fundament etlicher Romane. Und sie hatte eine Menge zu
     erzählen. Gesprochenes Mecklenburgisch – bei Kempowski ist es zu Literatur geworden.

KONSTANTINOPEL AM OSTSEESTRAND –
    MYTHEN, LEGENDEN UND EIN ENTSPANNTER RÜCKZUG
    Wenn Mecklenburgern und Vorpommern doch einmal die Zunge locker sitzt, dann wird gern und viel erzählt. In Vorpommern scheint das
     besonders ausgeprägt zu sein, denn um diese Region kommt nicht herum, wer sich mit den beiden bekanntesten Legenden der Gegend beschäftigt: der von der
     versunkenen Stadt Vineta und der von Klaus Störtebeker. Was beide miteinander verbindet, ist vermutlich ein kräftiger Zug aus der Pulle.
    Davon konnte Klaus Störtebeker ja angeblich nicht genug bekommen. Daher auch der Name: Störtebeker, das bedeutet auf Neuhochdeutsch »Stürzebecher«. Und
     der alte Klaus konnte der Legende nach mehr Becher stürzen als

Weitere Kostenlose Bücher