Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner
1945 in den Vereinigten Staaten auch für die NASA. In Peenemünde ging es aber allein um
Vernichtung und »Endsieg«.
Dieses enge Zusammenspiel von Erfinden und Verheeren, von Genialität und Geistlosigkeit, von Nutzen und Schaden bereitet insbesondere den
Mecklenburgern und Vorpommern dauerndes Kopfzerbrechen. Technikfaszination und politische Überkorrektheit stehen immer wieder einer sinnvollen
Aufarbeitung entgegen, so dass es fast unmöglich ist, einen Gedenkort zu finden, der beides in den Griff bekommt. Für die befriedigende Gestaltung eines
Museums in Peenemünde waren mehrere Anläufe notwendig. Und in Rostock einigte man sich darauf, einRudiment der alten Werkshallen, die
»Heinkel-Mauer«, mitten in der Stadt stehen zu lassen. Zwei Schautafeln erzählen von diesem Teil der Geschichte, am Rand einer Straße jedoch, die derart
befahren ist, dass man sich als Passant wenig angeregt fühlt zu verweilen.
Doch auch die Alliierten haben ihre Spuren hinterlassen. In dem kleinen Ort Lalendorf bei Teterow steht er noch – der letzte Russenpanzer. Ein T4, wie
er zu DDR-Zeiten regelmäßig an prominenten Orten, vorzugsweise in Plattenbau-Komplexen, zu sehen war. Das Lalendorfer Exemplar befindet sich zwar erst
seit 1975 dort, doch angeblich soll es an der Befreiung von Berlin 1945 beteiligt gewesen sein. Nach 1989 wurden die meisten dieser Gedenk-Panzer
demontiert. Nicht in Lalendorf. Die Bevölkerung sprach sich vehement dagegen aus.
DIE GANZE WIRTSCHAFT –
BLÜHENDE LANDSCHAFTEN AUF RAPS
Kennen Sie das Phänomen: Sie sind im Begriff, eine mehrstündige Reise anzutreten, mit dem Auto oder der Bahn. Sie packen Ihren Koffer,
frühstücken reichlich, trinken einen Kaffee, denken an Ihren Ausweis, an Geld und Kreditkarte. Auch Ihr Handy, nebst Ladegerät, ein angefangenes Buch und
die noch nicht ausgelesene Wochenzeitung vergessen Sie nicht. Sie schmieren sich ein paar Brote für die Fahrt, damit Sie nicht auf die überteuerten
Angebote der Tankstellen und Bahnhofsshops zurückgreifen müssen. Dann kontrollieren Sie Elektrogeräte, leeren den Briefkasten, greifen den Schlüssel und
los geht’s. Der Wagen rollt, zufrieden haken Sie noch mal im Kopf die wichtigsten Dinge ab, lehnen sich entspannt und voller Vorfreude zurück. Und dann
passiert es. Sie haben die Stadtgrenze nicht einmal erreicht, da huscht ein Gedanke an Ihnen vorbei wie ein Laternenmast am Straßenrand. Ganz schnell, nur
kurz im Augenwinkel, dann ist er wieder weg. Der nächste. Wieder da und weg. Die Stullen. Eigentlich waren sie für die Mittagszeit gedacht. Mit Käse, die
eine. Lecker. Mit Salami, die andere. Köstlich. Plötzlich kreisen herrliche Pausenbrote in Ihrem Kopf, lassen keinen Raum für die Verkehrssituation oder
Sonstiges. Sie können sich nicht mehrkonzentrieren … und als das Straßenschild erscheint, auf dem Ihr Heimatort rot durchgestrichen
wurde, holen Sie sie raus und essen sie auf. Alle. Was weg ist, ist weg. Sie von zu Hause, warum nicht die Stullen auch.
Egal wie oft und wohin ich verreise, was ich als Belag gewählt habe, es ist immer dasselbe. Satt und zufrieden verlasse ich Mecklenburg-Vorpommern. Mit
Verdauungsproblemen und schlechtem Gewissen erreiche ich mein Reiseziel, da Schokoriegel und Raststätten-Cheesburger doch den Weg zu mir gefunden
haben. Ach ja, wie schön war es zu Hause.
»Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen«, schrieb Theodor Fontane. So ist von kaum einem, der
Mecklenburg-Vorpommern aus beruflichen oder privaten Gründen den Rücken gekehrt hat, zu hören, dass er nicht gern wiederkäme. Am meisten vermissen sie das
Wasser und gestehen, dass große Städte zwar Kultur und Abwechslung böten, die sie aber kaum in Anspruch nähmen. Die Arbeit. Der Stress. Die Kinder. Die
Zeit. So reihen sich die ehemaligen Mecklenburger und Vorpommern in den Strom der Wochenendtouristen, die für zwei, drei Tage in nordöstlicher Natur bei
Möwengeschrei Zerstreuung und Ruhe finden wollen. Ach ja, wenn es doch hier nur mehr Arbeit gäbe! Das Land ist traditionell kein Standort großer
Industriebetriebe, sondern eher in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft zu Hause. In diesem Wirtschaftssektor arbeiten in der heutigen Zeit jedoch
nur noch ca. drei Prozent der Erwerbstätigen. Weitaus mehr, fast jeder Fünfte, ist in der Tourismuswirtschaft beschäftigt, ebenso viele Menschen sind ohne
Arbeit. Das Geschäft mit dem Urlaub hat für das
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