Medaillon des Schicksals (German Edition)
ausgesetzt.«
Als Giacomo das hörte, kannte seine Eile keine Grenzen mehr.
Gehetzt lief er zurück, um in seiner Kammer einige Sachen einzupacken. Er würde nicht nach Rom reiten, o nein. Er würde Rosaria suchen, so wahr er sie liebte und so wahr es einen Gott im Himmel gab.
Nur diesen einen Gedanken im Kopf, eilte er durch die düsteren Burggänge, als sein Lauf abrupt aufgehalten wurde.
Isabella stand vor ihm, fasste nach seiner Hand, spielte wie absichtslos mit seinen Fingern.
»Guten Morgen, liebster Bräutigam. Habt Ihr gut geschlafen? Hat Euch die Hitze der Nacht nicht zu sehr zugesetzt?«
Sie beugte sich dicht zu ihm, sodass ihr Haar sein Gesicht berührte, und flüsterte kokett: »In der Nacht dachte ich, es hätte an meine Zimmertür geklopft. Für einen Moment war ich mir sicher, dass Ihr es seid. Ich überlegte, ob ich Euch einlassen soll. Doch als ich endlich zu einem Entschluss gekommen war, merkte ich, dass es der Wind war, der das Türblatt gegen den Rahmen geschlagen hatte. Glaubt mir, in diesem Moment wusste ich nicht, ob ich mich darüber freuen sollte oder ob das Bedauern in mir stärker war.«
»Lasst mich vorbei, Isabella, ich bin in Eile«, brachte Giacomo heiser hervor. Zu gern hätte er seiner Verlobten wegen ihrer Bosheit und Verschlagenheit ins Gesicht geschlagen. Doch Giacomo di Algari war ein Mann der Ehre, und einem solchen verbot es sich von selbst, eine schwächere Frau zu schlagen.
Doch Isabella überhörte und übersah die Wut ihres Verlobten gänzlich. Als wäre nichts geschehen und sie beide ein inniges Liebespaar, flüsterte sie weiter: »Wollt Ihr nicht wissen, zu welchem Entschluss ich gekommen bin? Hätte ich Euch eingelassen oder nicht? Was meint Ihr?«
Sie sah ihn unter den kokett gesenkten Wimpern an und verzog die Lippen zu einem gezierten Schmollmündchen.
»Na, was ist? Ob Ihr wohl gut für meine Unschuld gesorgt hättet?«
Sie erschrak, als Giacomo sie grob an den Armen packte und von sich wegschob. Sie sah in seine Augen und las darin abgrundtiefe Verachtung.
»Ihr widert mich an, Isabella Panzacchi. Geht mir aus dem Weg!«
Voller Empörung stemmte die schöne Florentinerin ihre Arme in die Hüften und herrschte den Conte an:
»Untersteht Euch, in diesem Ton mit mir zu reden. Ein solches Betragen dulde ich nicht und schon gar nicht von meinem zukünftigen Ehemann. Auf der Stelle entschuldigt Ihr Euch. Sofort!«
Giacomo schüttelte den Kopf über so viel Dummheit und Eitelkeit.
»Begreift Ihr nicht, Isabella? Es wird keine Hochzeit zwischen uns geben. Wie kann ich eine Frau heiraten, die eine andere dem Scheiterhaufen übergibt? Ihr seid es nicht wert, geliebt zu werden, kalte Isabella. Ihr seid es noch nicht einmal wert, dass man mit Euch spricht.«
Mit einer abfälligen Geste schob er sie von sich, als wäre sie von Ekel erregendem Ungeziefer befallen, und eilte davon.
Isabella stand vor Verblüffung wie erstarrt. Was hatte der junge Conte eben gesagt? Es gebe keine Hochzeit? Das durfte nicht wahr sein! Nein, sie, Isabella Panzacchi, würde alles daran setzen, dass Giacomo sie zu seiner Frau, zu einer Contessa di Algari machte. Dachte er etwa, sie würde sich zum Gespött von ganz Florenz machen, indem sie unverheiratet zurück in das Haus ihres Vaters kehrte? Wenn hier einer die Hochzeit aufkündigte, dann wäre sie es. Doch das würde sie nicht tun. Niemals. Sie wollte diesen Mann, er gehörte ihr, und wenn er ihr entfliehen wollte, um zu seiner kleinen, billigen Olivenhändlerin zu gelangen, so wusste Isabella Panzacchi, wie dies zu verhindern war.
Mit beiden Händen raffte sie die Röcke und eilte, so schnell ihre Füße sie trugen, die Gänge entlang, ihrem Verlobten hinterher.
Es störte sie auch nicht, dass er ihr die Tür vor der Nase zuschlug. Sie griff einfach nach der Klinke und trat ein.
Drohend stand sie da, die schöne Isabella. Und Furcht gebietend sah sie aus mit den zusammengepressten schmalen Lippen, der steilen Falte zwischen den Augenbrauen und der geschwollenen blauen Zornesader auf der weißen Stirn.
»Wo wollt Ihr hin?«, herrschte sie ihren Verlobten an.
»Was geht Euch das an? Nach Rom jedenfalls nicht.«
»Ich weiß genau, was Ihr vorhabt«, keifte sie, doch Giacomo zuckte nur gleichgültig die Achseln.
»Ihr wollt zusammen mit Rosaria fliehen, wollt der Hexe zu Hilfe kommen, wollt sie ihrer gerechten Strafe entziehen.«
Giacomo sah sie an und diesmal schmerzte es Isabella, die bodenlose Verachtung in seinen Augen zu
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