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Medaillon des Schicksals (German Edition)

Medaillon des Schicksals (German Edition)

Titel: Medaillon des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Mutter, ist es wahr, dass Rosaria Eure Tochter ist?«
    Die Contpssa saß vor einem kleinen Schminktisch und starrte sorgenvoll in den Spiegel aus poliertem Stahl. Als Giacomo hereingestürmt war, hatte sie die Bürste, die sie in der Hand gehalten hatte, abgelegt. Jetzt saß sie da, sah ihren Sohn in unendlicher Qual an und flüsterte kaum hörbar: »Lass es dir erklären, Giàcomo ...«
    Doch der junge Conte unterbrach sie heftig:
    »Nein, Mutter, ich brauche keine Erklärungen. Sagt mir nur eines: Hat Isabella Recht? Ist Rosaria Eure Tochter, ja oder nein?«
    Die Contessa nickte und ließ den Kopf sinken. Tränen tropften aus ihren Augen und hinterließen auf dem Stoff ihres Kleides dunkle Flecken.
    Doch Giacomo unternahm keine Anstalten, seine Mutter zu trösten. Zutiefst erschüttert, zutiefst verwirrt und beinahe nicht mehr Herr seiner Sinne, rannte er aus der Kammer, lief mit klappernden Absätzen durch die Burggänge, stieß sogar eine Magd, die einen Stapel Teller trug, so heftig beiseite, dass der Stapel mit einem lauten Klirren zu Boden fiel und die Magd in lautes Wehgeschrei ausbrach. Er lief, als wäre er von tausend Teufeln gehetzt, er rannte, nein, er flog schier durch die Burg, die sein Zuhause war, und hatte nur einen einzigen Wunsch: fort, schnell fort von hier.
    Er rannte über den Burghof und achtete nicht auf das Stechen in den Seiten. Er riss die Stalltür auf, eilte an den Pferdeknechten vorbei, holte seine Stute aus der Box, die, von seiner Nervosität angesteckt, nach allen Seiten auskeilte. Er nahm sich nicht die Zeit, das Pferd zu satteln. Nein, er sprang auf das ungezäumte Tier, hielt sich mit beiden Händen in der Mähne fest, drückte die Absätze seiner Stiefel in die Flanken und preschte durch das Burgtor.
    Er drehte sich nicht um, sah seine Mutter nicht, die am Fenster stand und die Arme rufend nach ihm ausstreckte. Er sah auch Daria nicht, die ihm nachgelaufen kam, ihn aufhalten, zur Vernunft bringen wollte. Und er übersah auch die Amme Rosalba, die unter dem Torbogen zum Kräutergärtchen stand und ihn von fern segnete.
    Giacomo ritt, als wäre er auf der Flucht. Zweige peitschten sein Gesicht und hinterließen blutige Striemen. Steine wirbelten empor, Staub legte sich auf seine Kleidung. Doch er achtete auf nichts von alledem. Er ritt, als könnte er sich und den ungeheuerlichen Neuigkeiten entfliehen. Die Stute schwitzte, weiße Schaumflocken standen ihr vor dem Maul, die sich bei jedem Galoppschritt lösten und wie kleine weiße Wölkchen davontrieben.
    Der Wind blies Giacomo ins Gesicht, sodass seine Augen brannten. Er wischte sich darüber, doch das Brennen blieb. Schließlich ließ er es zu, dass ihm die Tränen über die Wangen rollten, ihn blind machten.
    Er zügelte seine Stute an einem kleinen See. Das erschöpfte Pferd lief zum Wasser und trank. Giacomo aber ließ sich ins Gras fallen, grub sein Gesicht in die duftende Wiese und weinte, wie er noch niemals zuvor in seinem Leben geweint hatte.
    Es war nicht das Weinen eines Mannes, der sich selbst bemitleidete. Nein, Giacomo weinte die bitteren Tränen der Ohnmacht, der Wut und des Gefühls, verraten worden zu sein. Verraten gar von der eigenen Mutter, die er mehr liebte als irgendjemand anderen. Mehr geliebt hatte, bis Rosaria in sein Leben getreten war. Rosaria. Seine Schwester. Die Frau, die er liebte und nicht lieben durfte. Die Frau, für die er Besitz, Familienehre und Zukunft geopfert hätte, um sie doch lieben zu dürfen – sie war seine Schwester und damit weiter von ihm und seinen Wünschen entfernt als jemals zuvor.
    Hoffnungslosigkeit und Trostlosigkeit machten sein Herz schwer. Am liebsten wäre er gestorben, so elend fühlte er sich. Er hatte alles verloren, alles, was ihm je etwas bedeutet hatte. Warum noch leben? Hier liegen bleiben, im duftenden Gras und beschienen von der vertrauten Sonne der Toskana, das war alles, was er noch wünschte.
     
    Auch Rosaria und Raffael ritten, als wären sie von allen Teufeln der Hölle gehetzt. Immer wieder sah sich Rosaria um und atmete auf, wenn sie keine Verfolger hinter sich erblickte. Seit Stunden waren sie nun schon unterwegs, und Rosaria konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Verschwinden bisher auf der Burg nicht aufgefallen war. Sie war sich sicher, dass der Conte alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um sie zu finden und zurück zur Burg zu bringen. Und wenn nicht der Conte, dann hatte gewiss Isabella dafür gesorgt, dass ihre Verfolgung aufgenommen worden

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