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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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vielleicht etwas früheren Tod geführt haben sollte, habe ich darnit keine Probleme.«
    »Diese dreißig Muligramm, die Mrs. Sullivan zweimal täglich oral erhalten hat? Ich nehme an, das war langsam wirkendes Morphium«, sagte Rourke.
    »Ja.«
    »Und die vierzig Milligramm, die Sie ihr intravenös verabreicht haben, das war schnell wirkendes Morphium, eine ausreichende Menge, um möglicherweise die Atmung zu hemmen.«
    »Ja.«
    »Und falls sie die Atmung hinreichend hemmte, hätte das zum Tod geführt.«
    »Ja.«
    »Hatten Sie eine Affäre mit Mrs. Sullivan?«
    »Nein.« Sie unterhielten sich über Toms frühere Beziehung zu Elizabeth, und der Anwalt schien zufriedengestellt.
    »Haben Sie in irgendeiner Weise finanziell von Elizabeth Sullivans Tod profitiert?«
    »Nein.« Tom nannte ihm die Verfügungen in Betts' Testament.
    »Wird Wilhoit diese Geschichte in den Schmutz ziehen?«
    »Sehr gut möglich. Er ist ein ehrgeiziger Politiker, will vorwärtskommen und hat Ambitionen auf das Amt des Vizegouverneurs.
    Ein Sensationsprozeß wäre ein gutes Sprungbrett für ihn. Falls er Ihre Verurteilung wegen Mordes erreichen könnte, mit lebenslänglicher Haft ohne Bewährung und mit fetten schwarzen Schlagzeilen, Schulterklopfen und viel Tamtam, dann wäre er ein gemachter Mann. Aber zu einer Verurteilung wegen Mordes wird es in diesem Fall nicht kommen. Und Mr. Wilhoit ist ein zu gerissener Politiker, um diesen Fall überhaupt vor ein Schwurgericht zu bringen, wenn er nicht gute Chancen hat zu gewinnen. Er wird das Urteil der ärztlichen Untersuchungskommission abwarten und sich danach richten.«
    »Was ist das Schlimmste, was mir in diesem Fall passieren kann?«
    »Düsterstes Szenario?«
    »Ja. Das Schlimmste.«
    »Natürlich ohne Gewähr, daß ich recht habe. Aber ich würde sagen, das Schlimmste wäre eine Verurteilung wegen Totschlags. Die Strafe würde Gefängnis lauten. In einem Fall wie diesem ist es wahrscheinlich, daß der Richter Wohlwollen zeigt und Ihnen auferlegt, was wir eine Concord-Strafe nennen. Er würde Sie zu zwanzig Jahren im Massachusetts Correctional Institute in Concord verurteilen, um damit seinen Ruf als strenger und unbeugsamer Richter zu wahren. Aber er würde es Ihnen damit leichtmachen, weil Sie in Concord schon nach Verbüßung von nur vierundzwanzig Monaten Ihrer Strafe Anspruch auf eine Aussetzung zur Bewährung haben. Und diese Zeit könnten Sie nutzen, um ein Buch zu schreiben, berühmt zu werden und einen Haufen Geld zu verdienen.«
    »Ich würde meine Zulassung als Arzt verlieren«, bemerkte Tom sachlich, und R.J. hätte beinahe vergessen, daß sie schon lange aufgehört hatte, ihn zu lieben.
    »Vergessen Sie nicht, daß wir über den schlimmstmöglichen Fall reden. Im günstigsten Fall kommt die Sache gar nicht vor ein Schwurgericht. Und damit ich eben das erreiche, bekomme ich so viel Geld«, sagte Rourke.
    Nun war es leicht, über sein Honorar zu sprechen. »Bei einem Fall wie diesem kann alles passieren oder nichts. Normalerweise und wenn der Klient jemand ist, der nicht gerade den allerbesten Ruf hat, verlange ich eine Vorauszahlung, zwanzigtausend. Aber ... Sie sind ein Akademiker von hohem Ansehen und gutem Charakter. Ich glaube, das beste für Sie wäre es, wenn Sie mich auf Stundenbasis engagieren. Zweieinviertel pro Stunde.« Tom nickte. »Klingt ja fast wie ein Schnäppchen«, sagte er, und Rourke lächelte.
    Fünf Minuten vor fünf erreichten sie das Hochhaus des Gerichtsgebäudes, zehn Minuten nach der von Rourke angekündigten Zeit. Es war Dienstschluß, und die Leute strömten mit der fröhlichen Energie von Kindern bei Schulschluß aus dem Gebäude. »Lassen Sie sich Zeit, wir haben es nicht eilig«, sagte Rourke. »Es schadet ihm nicht, wenn er sich nach uns richten muß. Daß er Ihnen die Staatspolizei im Morgengrauen auf den Hals geschickt hat, war nichts als billige Einschüchterungstaktik, Dr. Kendricks. Eine Aufforderung zum Tanz, wenn Sie so wollen.«
    Dieser Kniff sollte ihnen zu verstehen geben, erkannte R.J. fröstelnd, daß der Bezirksstaatsanwalt sich die Mühe gemacht hatte, Toms Tagesablauf in Erfahrung zu bringen, was er bei einem Routinefall nicht getan hätte.
    Sie mußten sich beim Pförtner in der Halle eintragen, und dann brachte der Aufzug sie in den fünfzehnten Stock.
    Wilhoit war schlank und braungebrannt, ein Mann mit einer großen Nase, der sie so freundlich anlächelte, als wäre er ein Freund. R.J. hatte sich über ihn informiert: Harvard

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