Meditation
könnt, gewinnt ihr Selbstvertrauen und fühlt euch gut. Gerade wenn man mit dem Meditieren anfängt, ist es wichtig zu wissen: Ja, ich kann meditieren, ich kann es. Und wenn ihr sicher seid, dass ihr es könnt, bekommt ihr Auftrieb und Antrieb und werdet bereit, weiter in die Tiefe zu gehen.
Der schlimmste und schwierigste Teil einer Meditation kann der Anfang sein, also die Phase vor dem vollen und beglückenden Atemgewahrsein, bevor das einsetzt, was ich gern den »schönen Atem« nenne. Dieser erste Teil kann einem langweilig und uninteressant erscheinen. Manchmal ist das Schwerarbeit, frustrierende Arbeit. Aber wenn ihr zum schönen Atem kommt, dem Dreh- und Angelpunkt einer Meditation, seid ihr in voller Fahrt. Setzt euch also für den Anfang das Ziel, dieses Stadium zu erreichen – und traut es euch zu! Wenn ihr das erreicht habt, ist der Lehrer nicht mehr gar so wichtig. Von jetzt an braucht ihr ihn nur noch für eine genaue Anleitung zur weiteren Vertiefung eurer Meditation. Ihr lernt von da an schnell, einfach weil ihr gern meditiert und interessiert seid. Ihr findet es faszinierend, wie Meditation wirkt, sie wird wie ein Hobby, von dem man nicht genug bekommen kann. Sie macht Spaß.
Achtsamkeit ist nicht nur bei der Meditation wichtig, sondern sollte den ganzen Tag geübt werden. Versucht zum Beispiel beim Essen achtsam zu verfolgen, was ihr tut. Dabei muss nichts geredet oder gedacht werden. Am besten, man konzentriert sich immer nur auf einen Löffel voll. Wenn ihr einen Happen im Mund habt, nehmt nicht schon den nächsten auf den Löffel, wie es die meisten tun, sondern bleibt ganz bei dem, was ihr gerade kaut. Nehmt auf die Toilette kein Buch mit, sondern bleibt ganz bei dem, was ihr da zu tun habt: ausscheiden. Wenn ihr das übt und bei allen gewöhnlichen Dingen des Tages achtsam bleibt, habt ihr es bei der eigentlichen Meditation viel leichter, achtsam beim Körper und schließlich beim Atem zu sein. Durch diese Praxis baut ihr etwas auf, was die Meditation leichter Fuß fassen lässt. Langsam, langsam trainiert ihr die »Muskeln« des Geistes, etwa Freundlichkeit und Bewusstheit. Das Meditieren wird einfacher, ihr setzt euch nur hin, und der Geist kommt zur Ruhe.
Probleme abkühlen lassen
Ein ruhiger Geist ist etwas Schönes, eine wunderbare Sache. Wenn der Geist voller Gedanken ist und herumstreunt, beißt er sich früher oder später an etwas Negativem fest. Im Denken positiv zu bleiben ist wirklich schwierig; das Denken hat einfach diesen Hang, etwas zu bemängeln und ins Negative abzugleiten. Ihr wisst ja selbst, wie sich längere Gespräche entwickeln. Anfangs spricht man vielleicht über höhere Dinge, aber irgendwann kommt die Wendung ins Negative. Beim Denken ist es das Gleiche, achtet also gut darauf.
Je stiller ihr werdet, desto glücklicher seid ihr. Setzt also alles daran, die Dinge zu beruhigen. Vergesst euer Mitgefühl nicht, auch Mitgefühl wirkt beruhigend. Freundlichkeit und Mitgefühl glätten alles Aufgewühlte: Probleme legen sich, Kränkungen verlieren ihren Schmerz. Freundlichkeit beruhigt, weil sie etwas von Samatha hat, vom Stillwerden und Befrieden der Dinge. Ganz besonders beruhigt sie den Körper; wenn man den Körperempfindungen fürsorgliche Aufmerksamkeit schenkt, kehrt Ruhe ein, und dann kann es sein, dass Schmerzen in den Muskeln und Gelenken verschwinden und sogar die Unruhe nachlässt. Auch für den Geist gilt: Wenn ihr ihm in Form von fürsorglicher Aufmerksamkeit Freundlichkeit und Mitgefühl schenkt, ist er eher geneigt, ruhig zu werden und sich von Schwierigkeiten und Beklemmungen nicht so umtreiben zu lassen. Fürsorgliche Aufmerksamkeit sagt: »Ah, lass nur, es wird schon. Du brauchst dir um diese Sachen keine Sorgen zu machen, es ist alles in Ordnung.« Ihr lasst Ruhe einkehren, und in dieser Ruhe tyrannisiert euch das Denken nicht mehr, der Schmerz des negativen Denkens bleibt euch erspart.
Mit einer negativen Haltung ist ganz schwer zu leben. Aber es steht euch jederzeit frei, euren Geist vom Negativen, vom Kritteln, von Ärger, Leid, Kränkung und Depression wegzusteuern und auf etwas anderes zu richten, was friedlich, ruhig und voll Energie ist. Tut es mit fürsorglicher Aufmerksamkeit, mit echtem Interesse am gegenwärtigen Augenblick, und es wird sich zeigen, dass dieser Augenblick gar nicht so schlecht ist. Wenn ihr den Leuten zulächelt, lächeln sie zurück, und wenn sie euch etwas bedeuten, ist das meist auch umgekehrt so. Kurz, nehmt diesen
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