Medstar 01 - Unter Feuer
hasse alles daran. Was sind wir bloß für Leute, dass solche Dinge geschehen können und niemand darüber empört ist? Was sagt das über uns aus?«
Darauf brauchte ihm niemand eine Antwort zu geben.
Zan stand vorsichtig auf, da er genug getrunken hatte, um nicht mehr ganz sicher auf den Beinen zu sein. Das wusste man bloß, wenn man ihn besser kannte, doch Jos konnte es sehen. »Ich gehe zu Bett«, sagte der Zabrak. »Weckt mich erst, wenn der Krieg vorbei ist!«
Nachdem er davongegangen war, nippte Dhur an seinem Drink. »Das ist eine verdammt gute Story, auch wenn ich bezweifle, dass die Zensoren sie durchwinken werden. Die Bürger zu Hause könnten die Sache ... verstörend finden.« Er zögerte. »Ihr Freund ist zu sensibel, um hier zu sein. Er ist ein Künstler. Die kommen in Kriegen nie sonderlich gut zurecht.«
»Tut das überhaupt irgendwer?«, fragte Jos.
Dhur nickte in Richtung der erstarrten Holoprojektor- Aufnahme. »Einige schon. Wo sonst kann man Leute legal zu Tode prügeln und wird auch noch dafür bezahlt?«
Auf dem Rückweg zu ihrem Quartier dachte Barriss über die Aufzeichnung nach, die sie gesehen hatte. Es war Nacht, warm und feucht, und Flatterstecher und Aasmotten umschwirrten die Glühleuchten, um riesige, geisterhafte Schatten zu werfen. In der Ferne grollte ein spätes Gewitter. Grelle Blitze zuckten in der Dunkelheit. Wenn er bis hierherkam, würde der Regen dem Lager guttun - er würde die erstickende, schwüle Luft ein wenig abkühlen, und das Prasseln der Tropfen auf dem Formschaumdach ihrer Wohneinheit würde ermutigend wirken. Sie konnte mit Sicherheit ein bisschen Ermutigung gebrauchen - davon gab es auf Drongar viel zu wenig. Tropische Planeten besaßen ihre ureigene Schönheit, und im Wesentlichen waren Menschen tropische oder zumindest an wärmere Temperaturen gewöhnte Geschöpfe, doch sie bevorzugte kühlere Welten. Für sie war ein Spaziergang im Schnee weitaus belebender als einer in glühendem Sonnenschein.
Der Jedi-Teil von ihr war beeindruckt von Phow Jis Effizienz als Kämpfer. Seine Bewegungen waren fließend und kraftvoll gewesen. Für einen Gegner, der ohne die Hilfe der Macht auskommen musste, war er gewiss Respekt einflößend.
Gleichwohl, jener Teil von ihr, der tief unter ihrer Jedi- Ausbildung verborgen lag, fühlte sich von der Gewalt abgestoßen. Das Ganze war Mord gewesen, da die drei Söldner offensichtlich nur eine geringe - wenn überhaupt eine - Chance gehabt hatten, Ji zu bezwingen. Selbst bei drei gegen einen und mit bloßen Händen hatte er dennoch alle Trümpfe in der Hand gehabt - und natürlich hatte er das gewusst.
Wie viele Trophäen wollte er an seiner Wand hängen haben? Eigentlich wollte sie das gar nicht wissen, aber andererseits war sie auf gewisse Weise auch neugierig. Daheim im Tempel hatte sie einst mit angehört, wie Mace Windu einer Gruppe von Schülern erklärt hatte, dass es einfach war, jemanden zu töten - das konnte man mit einem einzigen Streich seines Lichtschwerts bewerkstelligen. Aber mit dem Wissen zu leben, dass man jemanden umgebracht hatte, würde einen für immer verändern. Was das anging hatte der Jedi-Meister recht gehabt - sie hatte es mit Sicherheit verändert. Zu töten war nichts, was man leichtfertig tat - nicht, wenn man das geringste bisschen Mitleid oder auch nur ein Mindestmaß an Moral oder ethischem Anstand besaß. Manchmal war es notwendig, dass ein Jedi mit genügend Kraft zuschlug, um einen Angreifer niederzustrecken, um die Unschuldigen oder sein eigenes Leben zu schützen oder wenn Gerechtigkeit und Überleben davon abhingen. Allerdings befreite einen der Umstand, dass das Töten bei diesen Gelegenheiten eine Notwendigkeit war, nicht davon, dass man die Gesichter in seinen Träumen sah oder spät in der Nacht die qualvollen Schreie der Gefallenen hörte. Wie konnte jemand, der auch nur das kleinste bisschen Menschlichkeit besaß, in vollem Bewusstsein losziehen und Opfern auflauern, um sie mit seinen bloßen Händen umzubringen und ihnen anschließend Trophäen abzunehmen, damit sie ihn daran erinnerten, was er getan hatte?
Als könne man so etwas je vergessen!
Die Macht erlaubte es einem, zu einem starken Kämpfer zu werden, doch gleichzeitig raubte sie einem den Impuls, Gewalt anzuwenden. Wenn man wusste, was man mit seinem Lichtschwert anrichten konnte, wenn man wusste, wie tödlich man war, gab einem das zu denken. Denn bloß, weil man imstande war, Dinge zu tun, bedeutete das nicht,
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