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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Flügel ihren Halt. Sie flatterte wie wild, konnte jedoch nichts dagegen ausrichten. Es war, als hätte die Luft an Substanz verloren, so daß Roxanne flugunfähig wurde. Sie schaffte es gerade noch auf den Boden, ohne abzustürzen. Danach konnte sie nicht mehr abheben, so sehr sie sich auch darum bemühen mochte. Auf geheimnisvolle Weise war sie an den Boden gefesselt.
    Sie befand sich am Berghang. Nun mußte sie zu Fuß weiter, was ziemlich peinlich war. Immer wieder versperrten Bäume ihr den Weg, und sie mußte sie umhauen. Was war nur mit ihr geschehen?
    Sie entdeckte einen Teich und watete hinein, um sich die Füße abzukühlen. Dann tauchte sie den Schnabel ein und nahm einen Schluck. Das Wasser war kühl, wärmte ihr jedoch die Kehle. Was war denn das für Wasser?
    Da konnte sie den Geschmack genauer bestimmen: Es war ein Weinquell!
    Winzige Leute vom Menschenvolk erschienen am Rand des Teichs. Es schienen alles Frauen zu sein, die sehr aktiv waren. Sie stürmten hinein und versuchten Roxanne anzugreifen. Nun, dadurch konnte man sie viel leichter wegschnappen. Es stand ihr eine herrliche Mahlzeit bevor. Sie packte eine von ihnen mit dem Schnabel und sah genauer hin. Trugen die Menschen nicht normalerweise Kleider? Ihre Erinnerung mußte ihr einen Streich gespielt haben, denn diese Frau hier trug jedenfalls keine. Vielleicht waren sie auch zum Schwimmen gekommen. Nun, das spielte ohnehin kaum eine Rolle. Sie tunkte sie in Wein, um sie zu würzen, dann verschlang sie die Menschen. Hier lief sie also nicht Gefahr, zu dürsten oder zu hungern.
    Die wilden Frauen kamen immer noch auf sie zu, und so verschlang Roxanne eine nach der anderen. Noch nie hatte sie so mühelos eine solch gute Mahlzeit bekommen. Nicht seitdem sie sich mit ihrem männlichen Freund Rocky eine fette Sphinx geteilt hatte. Damals hatten sie sich vollgefressen, bis sie fast geplatzt waren. »Kann nicht glauben, daß ich das alles gefressen habe«, hatte er gekrächzt. Das war eine Übertreibung gewesen, schließlich hatte er ja nur die Hälfte abbekommen. Doch sie hatte genau gewußt, wie er sich fühlte. Er war zu schwer gewesen, um zu fliegen, und hatte einige Tage schlafend auf dem Boden zubringen müssen, bevor er wieder in der Lage war, normal aufzusteigen. Doch es war die Sache wert gewesen.
    Das erinnerte Roxanne an etwas. Sie breitete die Flügel aus, schlug sie kräftig und sprang in die Luft. Nur um mit einem furchtbaren Planschen wieder in das Getränk zu stürzen, wobei sie beinahe mehrere der wilden Frauen ertränkt hätte, die versucht hatten, ihr die Federn abzuhacken. Sie blieb an den Boden gefesselt, doch nicht, weil sie sich überfressen hatte. Irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Roxanne watete aus dem Teich und suchte sich eine geeignete Niststelle für die Nacht. Die wilden Frauen folgten ihr, versuchten immer noch nach ihr zu stechen, bis sie mit einem Flügel herumfuhr und sie zu einem Haufen zusammenschaufelte, den sie in den Teich zurückwarf. Dann bahnte Roxanne sich ihren Weg zu einer Nische im Berg, wo sie einen geeigneten Felsvorsprung fand und sich zur Ruhe niederließ. Als die wilden Frauen wieder auf sie zustürmten, spreizte sie die Flügel und schlug sie nach vorn, wodurch sie die Frauen in den Teich zurückwehte. Nach einigen weiteren Anläufen begriffen sie schließlich, daß hier nicht viel zu holen war, und so ließen sie Roxanne fortan in Frieden.
    Jetzt hatte Roxanne Zeit zum Nachdenken. Wie kam es, daß ihre Flügel zwar genügend Kraft besaßen, um die wilden Frauen in das Getränk zu wehen, aber nicht, um sich in die Lüfte zu erheben? Sie schienen ganz normal zu funktionieren, wenn sie nicht versuchte zu fliegen. Was konnte dahinterstecken?
    Auf den ersten Blick schien die vernünftigste Erklärung dafür die Magie zu sein. Irgendeine Art von Fluch. Aber wie war es dazu gekommen?
    Da fiel ihr wieder ein, daß der andere große Vogel, den sie eigentlich hatte aufsuchen wollen, sie angeblickt hatte, um dann eine seiner Federn zucken zu lassen – kurz bevor Roxanne zu Boden gestürzt war. Dieses Federzucken könnte eine Verzauberung bedeutet haben! Es mußte also ein Vogel mit magischem Talent sein.
    Aber weshalb? Roxanne war doch nur in aller Unschuld auf einem Ausflug vorbeigekommen. Weshalb sollte ein anderer Vogel sie also in eine solch schwierige Lage bringen? In diesem Punkt versagte ihr Denken; die Sache schien keinen Sinn zu ergeben.
    Sie schlummerte ein, und als sie erwachte, war es

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