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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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hat!«
    »Das dürfen wir aber nicht zulassen, daß er dich schon wieder holt«, meinte Mela.
    »Aber wir sind doch völlig hilflos hier! Er kann uns alle vom Berghang pflücken.« Ihre Furcht schwoll zur tödlichen Gewißheit an.
    »Nein, das wird er nicht«, widersprach Okra.
    »Nicht?«
    »Nicht?« wiederholte Mela.
    »Vertraut mir.«
    Also vertraute Ida ihr. Idas tödliche Gewißheit machte einen Rückzieher und verwandelte sich in eine Ungewißheit, die ihr weiche Knie machte. Es mußte irgend etwas geben, was Okra unternehmen konnte, um den Drachen von seinem bösen Vorhaben abzubringen. Sonst wäre sie nicht so zuversichtlich gewesen.
    Der Drachen stieß einen heiseren Schrei aus und schoß auf sie herab; er hatte seine furchtbaren Krallen ausgefahren. Ida verstand nicht, was er sagte, konnte es sich aber denken. Er war wütend, weil sie aus seiner Ausstellungsvitrine verschwunden war.
    Okra holte die Durchdrehmütze hervor und legte sie an.
    Sie schnitt eine Grimasse. Und dann, als der Drachen nach Ida greifen wollte, ballte Okra eine Hammerfaust und ließ sie wütend wirbeln. Die Faust traf den Drachen an einem Bein, und er geriet ins Trudeln.
    »Ach, wunderbar!« hauchte Mela. »Wenn es irgend etwas gibt, was einem Drachen standhalten kann, dann ist es ein wütender Oger.«
    So sah es aus. Doch der Drachen hatte noch nicht begriffen, daß eine der drei Maiden eine Ogerin war. Er gewann sein Gleichgewicht zurück und kam wieder auf sie zugestürzt.
    Diesmal drosch Okra nicht auf seinen Fuß ein, sondern packte ihn im Ogergriff. Dann riß sie den Drachen zu sich heran. Nun schlug sie ihm mit der anderen Hammerfaust auf die Schnauze. »Leg dich nicht mit uns an, Basiliskennase!« grölte sie und schleuderte ihn fort.
    Jetzt hatte er es endlich begriffen. Er ging in eine Art Rundflug über.
    Als er sich wieder orientiert hatte, kam er erneut herbeigeflogen. Er mochte es vielleicht mit einer Ogerin zu tun haben, aber schließlich war er ein Drachen, sie dagegen nur ein ziemliches schwächliches Exemplar ihrer Gattung. Er sah so aus, als führte er etwas Neues im Schilde. Er sperrte das Maul auf.
    »Er wird uns kristallisieren!« kreischte Ida. »Dieser Dampf darf uns nicht berühren!« Natürlich schien es äußerst zweifelhaft, daß sie den Drachen daran hindern könnte, sie zu beatmen, aber Okra hatte gesagt, sie sollten ihr vertrauen, deshalb tat Ida es auch.
    Der Drachen kam näher. Ein Dampfstrahl schoß hervor.
    Okra sperrte selbst den Mund auf und atmete den Drachen ihrerseits an. Das gab einen fürchterlichen Gestank.
    Drachenatem und Ogeratem prallten aufeinander. Gemeinsam bildeten sie die häßlichste kristalline Wolke aus, die man sich nur vorstellen konnte. Dann zerschmolz der Kristall und fiel als stinkender Stein zu Boden. Der Ogeratem hatte ihn ausgeschaltet.
    Der Drachen musterte das Geschehen, zuckte mit den Schultern und flog davon. Nachdem seine schlimmste Waffe zunichte gemacht worden war, tat er das Vernünftigste und zog sich zurück.
    Okra wandte sich an die beiden anderen. Ihr Gesicht war geschwollen und sah furchtbar aus. Sie atmete ein.
    »Nimm die Mütze ab!« riefen Mela und Ida wie aus einem Mund.
    Knurrend riß Okra sich die Mütze vom Kopf. Dann blickte sie entsetzt drein. Ida wußte genau, wie sie sich fühlte. »Du warst wunderbar!« sagte sie. »Du hast den Drachen verscheucht und uns alle vor einem Schicksal bewahrt, das schlimmer ist als… Na ja, ich weiß auch nicht so genau, was weniger schlimm sein soll, aber ich bin jedenfalls froh, daß du uns gerettet hast.«
    »Das habe ich wohl«, meinte Okra. »Ich bin noch nie ogerwütend gewesen, aber dies schien mir die passende Gelegenheit dazu zu sein.«
    »Das war es ganz bestimmt«, pflichtete ihr Mela aus ganzem Herzen bei.
    Dann setzten sie ihren Marsch bergaufwärts fort. Ida dachte über das nach, was soeben geschehen war. Sie hatte den Eindruck, daß Okra gute Chancen hatte, ihren Traum zu erfüllen, nämlich zu einer Hauptfigur zu werden. Sie hatte sich jedenfalls ganz bestimmt wie eine verhalten.

6
Jenny
    Jenny war immer noch erschüttert von der Offenbarung des Geheimnisses der Erwachsenenverschwörung. Doch es gab keine Zeit, länger darüber nachzudenken, weil der Zugang nun frei war und sie dem Guten Magier ja eine Frage stellen wollte. Sammy Kater sprang bereits beherzt in den Haupttrakt des Schlosses.
    Zwar war sie schon einmal hier gewesen, doch das kam ihr fast wie ein Traum vor, und damals hatte das Schloß

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