Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
blinzelte die Dämonin an. »Wie kann Humfrey dir vertrauen, wo du doch gar keine Seele hast?«
    »Man kann sich darauf verlassen, daß Dämonen tun, was ihnen gerade paßt. Mein Mann weiß, daß ich ihn, als ich eine Seele besaß, liebte und ihn unglaublich glücklich machte und ihm einen Sohn schenkte. Als ich meine Seele verließ, verließ ich auch ihn, und da habe ich mich furchtbar gelangweilt. Jetzt ist alles für einen Monat wieder interessant. Wenn ich mich seelenlos benehme, verliere ich meine Stelle sofort an die nächste Ehefrau auf der Liste. Deshalb tue ich einfach so, als hätte ich eine Seele, um das Spiel mitspielen zu können.«
    »Du hast einen Sohn gehabt?« fragte Che.
    »Dafrey Halbdämon. Das war im Jahr neunhundertvierundfünfzig, also vor einhundertundsiebenunddreißig Jahren. Er ist aufgewachsen und hat geheiratet, wie ein ganz normaler Mensch, und bekam einen eigenen Sohn, und da war er auch schon wieder fort, nachdem er seine Seele an seinen Sprößling weitergegeben hat. Danach habe ich seine Spur verloren.«
    »Neunhundertvierundfünfzig?« fragte Jenny. »Soll das so etwas wie ein Datum sein?«
    »Das ist tatsächlich ein Datum«, versicherte ihr Che. »Erinnerst du dich denn nicht an unsere Geschichtsstunden? Wir schreiben jetzt das Jahr 1091 nach der Erstwelle menschlicher Kolonisten in Xanth.«
    »Da habe ich wohl gerade nicht aufgepaßt«, gestand Jenny. »Diese vielen Zahlen… Mit Zahlen bin ich nie besonders gut zurechtgekommen.«
    »Vielleicht wirst du ja noch lernen, die Tage deines Jahrs zu zählen, wenn du für meinen Mann arbeitest«, meinte Dana.
    »Ja, vielleicht.« Denn Jenny freute sich nicht besonders auf dieses kommende Jahr. Sie hätte es sehr viel lieber gehabt, bei Che und Gwenny und den Zentauren zu bleiben. Doch sie würde tun, was erforderlich war.
    »Da wir gerade dabei sind«, warf Ivy ein, »es ist Zeit für euren Termin.«
    Jenny stand auf. »Können… können die anderen mitkommen?«
    »Ja. Aber sie dürfen keine Fragen stellen.«
    So folgten sie Ivy eine steinerne Wendeltreppe hinauf, die in ein überfülltes kleines Zimmer führte. Dort saß der Gute Magier vor einem monströsen Buch. Er sah wie mindestens hundert Jahre aus, obwohl Jenny wußte, daß er ein Lebenselixier besaß, das ihn so jung machen konnte, wie er nur wollte. Offenbar liebte er dieses Alter.
    Humfrey hob den Blick. »Nun?« fragte er knurrig.
    »Frag ihn«, flüsterte Ivy.
    »W-wo können wir ein Paar Kontaktlinsen für Gwendolyn Kobold finden, damit sie…«
    Wahrscheinlich runzelte er die Stirn, obwohl sein Gesicht so verspannt und runzlig war, daß man sich nicht sicher sein konnte. »Es ist nur ein einziges Paar verfügbar, und das ist problematisch.«
    »Wir… sie muß sie unbedingt haben, weil…«
    »In dreierlei Hinsicht. Erstens, ihre Umgebung ist gefährlich.«
    »Aber es wird auch gefährlich, wenn sie keine bekommt!«
    »Zweitens, sie befinden sich im Reich der Träume.«
    »Im Kürbis? Aber…«
    »Sie sind eigentlich für Nachtmähren mit Sehschwäche gedacht. Darin liegt das dritte Problem. Sie ermöglichen es dem Träger, Träume zu sehen, wie es die Nachtmähren tun.«
    »Aber das ist doch gar kein Problem«, fing Jenny an. Doch dann überlegte sie es sich noch einmal. »Alpträume?«
    »Alle Träume. Einschließlich solche, die gegen die Erwachsenenverschwörung verstoßen.«
    »Oh!« rief Gwenny hinter ihr.
    Jetzt leuchtete die Sache ein. Gwenny durfte diese Linsen nicht benutzen, wenn sie nicht in die Verschwörung eingeweiht war. Der Gute Magier hatte dies vorausgesehen und sie daher in allen schmerzlichen Einzelheiten damit vertraut gemacht. Er hatte es sehr raffiniert in die Wege leiten müssen, weil er in Schwierigkeiten geraten wäre, wenn er gegen die Verschwörung verstoßen hätte, indem er ihr einfach davon Mitteilung machte. Tatsächlich hatte er ihr überhaupt nichts gesagt; er hatte die Aufgabe an Dana Dämonin übertragen, deren Mangel an Seele und Gewissen sie dazu befähigt hatte, die Kinder dazu zu zwingen, an dem schrecklichen Geheimnis des Erwachsenenseins teilzunehmen.
    »Ich werde dir Anweisungen geben, damit du das Reich des Kürbisses betreten und die Linsen finden kannst«, sagte Humfrey. »Trotzdem wirst du Schwierigkeiten bekommen. Dort können die Flügelungeheuer dich nicht beschützen.«
    »Wir werden tun, was wir müssen«, sagte Gwenny. »Danke, Guter Magier.«
    Traurig kehrte Jenny sich zu ihr um. »Ich wünschte, ich könnte mit euch

Weitere Kostenlose Bücher