Meeres-Braut
beobachteten den Weg. Doch Mela vermutete, daß sein Zauber auch gegen diese Menschen gefeit sein müßte.
Die drei Menschenmänner starrten sie an. Dann stürzte einer nach links, der andere nach rechts zu Boden, der dritte auf den Rücken. Nur der Junge blieb noch stehen, aber seine Gesichtszüge waren erschlafft.
»Was ist denn mit euch los?« wollte Mela wissen.
Mühsam sperrte der Junge den Mund auf. »P-p-p…«
»Plaid«, sagte Metria. »Gehen wir weiter.«
Endlich erblickten sie das Schloß des Guten Magiers. Aus der Ferne sah es ganz gewöhnlich aus, was sich noch verstärkte, je näher sie kamen. Auf einem Weg, der den ihren kreuzte, ging ein junger Mann. »Aber das ist ja der Magier Grey Murphy«, sagte Metria. »Das dürfte wirklich interessant werden.«
Mela mißtraute der Dämonin zwar immer noch, wußte ihr Unbehagen aber nicht so recht dingfest zu machen.
Als der Mann sie erblickte, blieb er stehen. »Ja, hallo, Metria«, sagte er. »Was heckst du denn gerade wieder für ein Unheil aus?«
»Ich bringe drei Petitenten, die mit dir oder Humfrey reden wollen«, erwiderte Metria.
»Peti-was?« fragte Mela mißtrauisch.
»Fragende, Bittsteller…«
»Sie hat recht«, bestätigte Grey. »Wer zum Guten Magier kommt, ist ein Petitent.«
»Laß sie mich dir vorstellen«, fuhr Metria forsch fort. »Das hier ist Ida Mensch.«
Ida war plötzlich verlegen, weil sie noch nie einem Mann ihrer Gattung begegnet war. »H-hallo«, hauchte sie.
Er blinzelte sie an. »Sind wir uns nicht schon einmal begegnet? Irgendwie kommst du mir bekannt vor.«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Ida. »Ich habe mein ganzes Leben abseits von Menschen zugebracht.«
»Das ist Okra Ogerin«, fuhr Metria fort.
»Hallo«, erwiderte Okra, kaum weniger verlegen.
»Du siehst gar nicht aus wie eine Ogerin«, bemerkte er.
»Ich weiß«, sagte Okra verschämt.
»Und das hier ist Mela Meerfrau.«
»Hallo, Mela. Ich habe schon viel über dich gehört.«
»Ich hätte beinahe Prinz Dolph geheiratet«, bestätigte sie.
»Ich erinnere mich. Allerdings…« Dann schweifte sein Blick, der sich bis dahin auf ihren Oberkörper geheftet hatte, zu ihrem Mittelbau hinab. Seine Augen weiteten sich. Dann wurden sie schmal. »Das ist also dein Unfug, Metria!« sagte er streng.
»Ach, Flußsperre!« rief die Dämonin.
»Meinst du etwa verdammt?«
»Was auch immer. Ich dachte, du würdest in Ohnmacht fallen, genau wie die anderen.«
»Du hast mein Talent vergessen. Verschwinde, Metria, sonst neutralisiere ich dich.« Er griff nach ihr.
Sofort verblaßte die Dämonin.
»Aber weshalb solltest du denn in Ohnmacht fallen?« erkundigte sich Metria.
»Das hat sie dir nicht gesagt, natürlich nicht. Es geht um dieses magische Höschen. An einem Körper wie deinem sorgt es garantiert dafür, daß jeder Mann, der es zu Gesicht bekommt, in Ohnmacht fällt. Nur daß ich Magie neutralisieren kann, deshalb kann ich ihm widerstehen. Trotzdem solltest du dir etwas anziehen, bevor du weitergehst.«
»Aber ich habe doch etwas an!« widersprach Mela. »Genau, wie Dana gesagt hat. Das ist alles, was ich besitze.«
»Sie hat damit mehr gemeint als nur ein Höschen. Nackt kann man dich mit einer gutbestückten Nymphe verwechseln. Bekleidet dagegen würdest du einer üppigen Frau gleichen. Aber Höschen allein, das ist gefährlich. Damit verstößt du gegen die Erwachsenenverschwörung.«
»Darauf hat Metria also gewartet!« sagte Ida. »Sie wollte sehen, ob das Plaidhöschen den Magier in Ohnmacht fallen läßt!«
»Ganz genau. Ich denke, ihr solltet jetzt zu den Herausforderungen weitergehen, und wenn ihr erst einmal drinnen seid, wird Sofia euch etwas Kleidung besorgen. Ich muß jetzt gehen. Ich wünsche euch alles Gute.«
»Danke«, antwortete Mela matt. Ach, diese Dämonin!
8
Godiva
Gwendolyn Kobold war zugleich entzückt und beunruhigt wegen ihrer neuen Linsen. Sie funktionierten vollkommen, aber diese Geschichte mit dem Sehen von Träumen war doch erschreckend. Ob die schlimmen Träume anderer sie ängstigen würden? Sie hatte keine große Lust, das herauszufinden.
Außerdem hatte sie Schuldgefühle, weil sie es zugelassen hatte, daß Jenny Elfe ihren Jahresdienst für Gwennys Antwort ableisten mußte. Wie konnte sie das Jenny jemals zurückzahlen? Wenn es ihr gelingen sollte, Häuptling zu werden, würde es ihr unmöglich sein, den Gefallen zu erwidern, indem sie ihrerseits für eine Antwort Jennys einen Jahresdienst ableistete. Denn dann galt
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