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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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er Gelegenheit, alle zu verderben, die nicht in die Verschwörung eingeweiht sind.«
    »Das weiß ich, Liebes. Aber das ist ja auch nur der erste Schritt. Du wirst dich außerdem durch die tiefgelegenen Höhlen dorthin begeben müssen, wo ein Zweig des dunkelsten aller Flüsse strömt, den man Lethe nennt.«
    »Lethe!« rief Che. »Der Fluß des Vergessens!«
    Godiva musterte ihn anerkennend. »Ich sehe, daß du Zentaurenwissen zu entwickeln beginnst. Ja, diesen Fluß meine ich. Er ist sehr gefährlich, denn wer auf ihn stößt und von seinem Wasser trinkt, kann darüber den Rückweg nach Hause vergessen. Ja, bei hinreichend großer Menge kann er sogar sein ganzes Leben vergessen. Richtig angewandt, führt dieses verzauberte Wasser aber auch zu einem begrenzten Vergessen, und das wollen wir in diesem Fall auch erreichen.«
    »Damit Gobbel die Wörter vergißt, die er in Erfahrung gebracht hat!« ergänzte Gwenny.
    »Ganz genau. Du mußt ihn dort hinbringen, ihn mit einigen wenigen Tropfen des Lethewassers besprenkeln und die Wörter aussprechen, die er vergessen soll. So machst du ihn unschädlich.«
    »Warum soll sie ihn nicht einfach in den Fluß tauchen, damit er alles vergißt und nicht einmal mehr Häuptling werden kann?« fragte Jenny.
    Godiva schüttelte den Kopf. »Das ist nicht gestattet. Gobbel ist zwar illegitim, was Geburt und Verhalten angeht, aber er ist immer noch Gichtigs Kind und muß von allen Kobolden des Berges beschützt werden. Gwendolyn darf ihr Häuptlingsamt nicht mit einem Verstoß gegen die Erbfolge beginnen. Dasselbe Gesetz, das ihr Autorität über ihren Halbbruder einräumt, verlangt von ihr auch, ihn vor Schaden zu bewahren. Diese Behandlung mit dem Wasser des Lethe ist Teil davon – sein Geist ist verbogen und muß wiederhergestellt werden.«
    »Aber wie finde ich diesen Fluß?« fragte Gwenny, der bei diesem Gedanken offensichtlich alles andere als behaglich zumute war.
    »Sammy kann ihn finden!« warf Jenny ein. »Nur…«
    »Nur, daß er dann den Weg zurück nicht mehr finden wird«, beendete Che den Satz. »Aber ich habe ein gutes Gedächtnis. Wenn ich erst einmal dort bin, gelange ich auch wieder zurück.«
    »Aber ich habe euch beide doch gar nicht darum gebeten, dieses entsetzliche Risiko einzugehen!« wandte Gwenny ein. »Das ist etwas, was ich allein erledigen muß.«
    »Ich bin dein Gefährte«, antwortete Che entschieden. »Ich werde dich nicht in deiner Stunde der Not im Stich lassen.«
    »Und ich bin wiederum Ches Gefährtin«, ergänzte Jenny. »Und Sammy gehört mir. Wir sind alle bei dir, Gwenny, so lange, bis du Häuptling geworden bist. Danach kannst du uns entlassen, wenn du möchtest. Ich kehre sowieso auf das Schloß des Magiers zurück.«
    »Ja, an meiner Stelle«, versetzte Gwenny. »Ich schulde dir doch ohnehin schon viel zuviel! Da darf ich dich nicht darum bitten, dein Leben auf diese Weise aufs Spiel zu setzen!«
    »Du hast uns auch gar nicht gebeten«, antwortete Che. »Wir haben uns von allein entschieden.« Jenny nickte.
    Godiva blickte ihn an. »Du bist wirklich der treueste aller Gefährten, Che. Durch dein Zutun hat meine Tochter zwei Jahre ihres Lebens an der Oberfläche verbracht, was für sie das schiere Vergnügen war, und darüber hinaus hat sie auch noch eine hervorragende Schulbildung erfahren.« Sie blickte zu der Elfe hinüber. »Und durch dich, Jenny, verfügt sie nun über ihre magischen Linsen und eine Möglichkeit, den Fluß Lethe zu finden. Ich habe meiner Anerkennung bisher noch keinen richtigen Ausdruck verliehen, aber ich werde es schon bald tun.«
    »Und ich werde es auch irgendwie«, ergänzte Gwenny, und ihre Augen schimmerten. Ihre Linsen waren unsichtbar; ihre Augen wirkten völlig natürlich und schön. Tatsächlich galt das für alles an ihr. Che erinnerte sich daran, wie nett es gewesen war, sie zu küssen, auch wenn es nur im Spiel geschah. Mit seinem neuen Wissen um die Erwachsenenverschwörung begriff er auch, woran das lag. Natürlich würden sie immer nur das haben, was die älteren Zentauren eine platonische Freundschaft nannten, weil sie von verschiedenen Arten waren und Kreuzungen unerwünscht blieben. Seine Großmutter Chem hatte die ganze Zentaurengemeinschaft gegen sich aufgebracht, als sie sich mit Xap, dem Hippogryphen, paarte und das geflügelte Zentaurenfohlen Chex gebar. Die Kobolde waren ähnlich entsetzt gewesen, als Gloria Kobold ihren Hardy Harpyie geheiratet und der Storch ihnen Gloha gebracht hatte, das

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