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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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werden wir doch alle verrecken!«
    Doch die Kobolde des Berges standen nur hilflos da und sahen zu. Gwenny Kobold war die einzige, in deren Tun sie sich nicht einmischen durften, auch wenn sie noch so selbstmörderische Veranlagungen zu haben schien.
    Gwenny richtete den Stab wieder gegen Gobbel, worauf er mit wild wedelnden Armen und Beinen erneut in die Höhe schwebte. Er versuchte sich an Che und Jenny festzuhalten, doch die beiden waren schnell beiseite getreten, sobald sie ihn losgelassen hatten. »Aaaargh!« schrie er, als er in die Höhle schwebte, ganz so, als würden die anderen ihn dort im Stich lassen wollen.
    »Wir brauchen eine Fackel«, bemerkte Che.
    »Ja, da drin ist es sehr dunkel und feucht«, stimmte Jenny ihm schaudernd zu.
    »Kommt hinzu, daß sich die Callicantzari vor Feuer fürchten, obwohl sie es anscheinend verwenden, um ihr Fleisch zuzubereiten. So verbogen sind die.«
    »Nein«, entschied Gwenny. »Mit einer Fackel würden wir nur kundtun, wo wir sind. Wir müssen versuchen durchzukommen, ohne ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Mutter sagt, daß es in entsprechender Tiefe Pilzlicht geben soll.«
    »Ha!« machte Gobbel. »He, Callicantzari! Kommt und holt sie!«
    »Dich werden sie als ersten fressen«, teilte Gwenny ihm mit.
    Diese Worte besänftigten ihn. Doch dann versuchte er zu bluffen. »Und wieso das? Jeder weiß doch, daß Mädchen besser schmecken als Jungen. Also werden sie erst euch fressen, und ich kann in der Zeit abhauen.«
    »Nein. Mit uns werden sie erst etwas ganz anderes machen«, erwiderte Gwenny gelassen. Che war beeindruckt, wie sie über dieses Geheimnis der Erwachsenenverschwörung sprechen konnte, ohne bleich zu werden. »Und außerdem mögen sie Pferdefleisch nicht so gern wie Koboldfleisch, deshalb werden sie auch Che in Ruhe lassen. Aber du wirst für sie eine hervorragende Vorspeise abgeben, denn du bist klein und laut und bestäubt mit Kekskrümeln. Außerdem riechst du schlecht, und sie haben einen furchtbaren Geschmack. Sie bevorzugen schlechtgewordenes Fleisch.« So zeigte sie typische Führereigenschaften nach Koboldart.
    Gobbel beschloß, lieber den Mund zu halten. Offensichtlich hatte er begriffen, daß sie wahrscheinlich recht hatte, auch wenn er nicht so genau wissen mochte, was die Ungeheuer den Mädchen zuerst antun würden. Das würde für ihn außerdem ohnehin kaum eine Rolle spielen, wenn sie ihn als ersten fraßen.
    So stiegen sie im Berg hinab, während Gobbel nicht einmal ein Piepsen von sich gab. Nach einer Weile wurde das immer schwächer werdende Licht des Höhleneingangs durch gelbes, grünes und blaues Glühen abgelöst. Das Pilzlicht zeigte sich in vielen Farben. Je tiefer sie kamen, um so mehr Farben waren zu sehen, bis schließlich ein volles Regenbogenspektrum vorlag. Es war von gespenstischer Schönheit. Das Licht zeigte die Umrisse des Tunnels, weil die Pilze alle Oberflächen bedeckten. Es war zwar nicht sonderlich hell, würde aber ausreichen.
    Sie erreichten eine große Höhle und gelangten schließlich an eine Wegegabelung. Jetzt war die Zeit des Katers gekommen. »Sammy, such den Fluß Lethe«, sagte Jenny und setzte ihn am Boden ab. »Aber renn nicht so.«
    Natürlich rannte der Kater mit Höchstgeschwindigkeit los. Das lag daran, daß er ein Tier war, das Menschen- oder Zentaurenbefehle eigentlich nicht richtig verstand. Jenny wollte hinter ihm herrasen, aber Che hielt sie zurück. »Du rennst noch in einen Stalaktiten«, ermahnte er sie.
    »Aber dann verliere ich Sammy!«
    »Nein, das wirst du nicht tun. Schau mal, da sind dunkle Flecken, wo seine Pfoten die Pilze zerdrückt haben. Wir können seiner Spur folgen.«
    Natürlich hatte er recht. Das hatten Zentauren immer. Die Fährte des Katers war einigermaßen deutlich zu erkennen. Sie konnten ihr in beliebigem Tempo folgen.
    Das taten sie auch und hinterließen dabei ihre eigenen Spuren. Doch Che war zu klug, um sich darauf zu verlassen, daß diese Spuren für ihre Rückkehr genügen würden. Immerhin könnten die Pilze nachwachsen und nachglühen, bevor sie zurückkehrten, wodurch sie ihre Spur auslöschen würden. Deshalb bemühte er sich, sich den genauen Weg einzuprägen, damit er auch ohne die Pilze wieder zurückfand.
    Dann hörten sie plötzlich etwas. Eine Art häßliches Scharren und Schlurfen. Das mußte einer der Callicantzari sein!
    »Können wir uns vielleicht beeilen?« flüsterte Jenny.
    Sie beeilten sich. Doch indem sie dies taten, machten sie auch mehr Lärm –

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