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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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dann ziehe ich dich rüber.« Er verknotete das Ende und warf es über die Schlucht.
    Doch Gwenny kehrte ihm inzwischen den Rücken zu. Einer der Callicantzari wälzte sich auf sie zu. Sie ließ ihn emporschweben und warf ihn zurück, so daß er gegen das hinter ihm folgende Ungeheuer prallte und beide sich in eine wimmelnde Masse aus Gliedmaßen und Oberkörpern verwandelten, von denen ein Teil schlimmer war als der andere.
    Jenny ergriff das Seil und befestigte es an einer Säule. »Aber dann können die Ungeheuer es auch benutzen«, wandte Che ein. »Und wir können es nicht mehr einholen.«
    »Doch, das werden wir«, widersprach Jenny. »Du solltest gar nicht erst versuchen, ihr ganzes Gewicht halten zu wollen, sonst stürzt ihr noch beide in die Tiefe. Also befestige dein Ende auch an einer Säule.«
    Che gehorchte. »Aber…«
    Jenny wandte sich an Gwenny. »Und jetzt kletterst du an dem Seil nach drüben. Schnell!«
    »Aber ich habe dich doch noch gar nicht hinüber befördert!« protestierte Gwenny.
    »Richtig. Ich komme als letzte. Bewegung!«
    Gwenny legte ihren Stab beiseite und packte das Seil. Sie hatte kräftige Koboldhände und hangelte sich schnell hinüber. Sobald sie auf der anderen Seite war, löste Jenny das Seil an ihrem Ende wieder. Es rutschte in die Kluft, doch Che holte es auf seiner Seite wieder ein.
    Da kam ein weiteres Ungeheuer auf Jenny zu. »Paß auf!« schrie Che, als es mit einer verwachsenen Hand nach ihr griff.
    Jenny rannte davon, doch nicht bevor der klobige Arm sie am Kopf gestreift hatte. Ein am Handrücken herausgewachsener Finger riß ihr die Brille von der Nase.
    »Oh!« rief die plötzlich geblendete Jenny. Sie taumelte vor, ohne zu sehen, wohin.
    Der Callicantzari hielt die Brille fest und führte sie ans Gesicht. Er versuchte sie zu fressen! Che und Gwenny sahen entsetzt mit an, wie er sie zwischen seinen Hauern zermalmte.
    Jenny stolperte der Kluft entgegen. »Nein!« schrien Che und Gwenny wie aus einem Mund.
    Doch da war Jenny bereits über den Rand getreten. Sie stieß einen Schrei aus, als sie in die schreckliche Tiefe stürzte.
    Doch im nächsten Augenblick wurde ihr Sturz gebremst. Jenny schwebte wieder in die Höhe und trieb auf sie zu.
    Che ließ die Luft entweichen. Gwenny hatte Jenny mit ihrem Zauberstab abgefangen. Das war auch Jennys Absicht gewesen, als sie entschieden hatte, als letzte die Kluft zu überwinden, doch Che hatte es völlig vergessen, als er mit ansah, wie das Ungeheuer sie fast erwischt hätte.
    Sicher ging Jenny vor ihnen zu Boden. Che umarmte sie. Sie war zwar nicht so hübsch wie Gwenny, war aber seine beste Freundin, und er war sehr erleichtert, sie in Sicherheit zu wissen.
    »Haha, Vierauge!« sagte Gobbel hämisch. »Die haben deine Brille! Jetzt bist du blind wie eine Fledermaus!«
    Che verspürte einen Anflug von Zorn. Er ließ Jenny fahren und machte einen Schritt auf den Koboldbengel zu. Doch Gobbel schwebte bereits wieder in der Luft und trieb der Kluft entgegen. Gwenny war genauso wütend.
    »Laß mich nicht fallen! Laß mich nicht fallen!« kreischte er. »Ich hab es nicht so gemeint!«
    Da begriff Jenny, was los war. »Tu ihm nichts«, sagte sie. »Er benimmt sich doch bloß so, wie er ist. So sind Bengel eben.«
    Gwenny zögerte. Gobbel bebte, über der Schlucht schwebend, weil ihre Hand am Zauberstab zitterte. Che legte seine Hand auf ihre und führte sie so, daß der Bengel wieder auf den Höhlenboden zurückschwebte und landete. Er wußte, daß Jenny recht hatte – man konnte es einem Bengel nicht verübeln, daß er sich auch wie einer aufführte. Außerdem war Gwenny verpflichtet, ihren kleinen Bruder zu beschützen, auch wenn er die Schande des Koboldbergs war.
    Doch was sollte nun aus Jenny werden, jetzt, da sie keine Brille mehr hatte? Das Licht war schon schwach genug, und ohne ihr Hilfsmittel war sie so gut wie blind.
    Gwenny bedeckte das Gesicht mit den Händen. Che glaubte, daß sie weinte. Doch dann stach sie sich ins eigene Auge und löste etwas daraus. Es war eine ihrer magischen Kontaktlinsen!
    »Jenny, nimm das hier«, sagte Gwenny und drückte Jenny die winzige Linse in die Hand. »Tu die in dein Auge, dann wirst du damit sehen können.«
    Jenny begriff, was sie da vor sich hatte. »Aber die gehört doch dir! Die brauchst du doch!«
    »Ich habe ja noch die andere. Wir können teilen. Hier unten ist ein Auge durchaus genug. Wenn wir wieder an der Oberfläche sind, kommt alles wieder in Ordnung. Aber hier unten

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