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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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Eine plötzliche Sehnsucht, einen warmen Körper neben sich zu spüren, erfasste sie, als er sich auf die Seite drehte und sich das Laken über die Schultern zog. Sie war zu lange allein gewesen.
    Dann drehte sie sich wieder zurück zum Fenster und schaute hinaus, bis der Lkw um eine Ecke verschwunden war und die Geräusche langsam in der Nacht verhallten.

6

    »Schsch!« Wieder scheuchte Trevor eine ausgemergelte Katze vom Tisch. Ein halbes Dutzend ausgehungerter, räudiger Tiere strich durch den Speiseraum. Es überraschte ihn nicht; der Ort an sich — die Bestecke und das Geschirr, die Fußböden und die Fenster mit Blick auf das Rollfeld und die langweilige Wüste — bedurfte dringend einer Säuberung. Wenigstens der Kaffee war gut.
    Ein graues Tigerkätzchen pirschte unter ihrem Tisch umher und miaute vor Hunger. Dem Tier war heute Glück beschieden, denn Constance fütterte es mit einer Ecke Fladenbrot, die großzügig mit Joghurt und Honig bestrichen war. »Gehen Sie mit den Katzen nicht so hart zu Gericht, sie sind doch von uns abhängig. Ich habe drei Siamesen zu Hause. Wohlgemerkt haben die in meinem Haus auf dem Tisch nichts verloren.« Sie strich der Katze über den Rücken, die daraufhin einen Buckel machte und schnurrte, wobei sich die Hüftknochen durch ihr glanzloses Fell bohrten. »Armes Ding.«
    »Diese Engländerin von gestern Abend hat mir erzählt, sie habe gehört, dass die Ägypter die Fluggäste belügen würden, um sie als Touristen hier festzuhalten«, sagte Trevor.
    Draußen vor dem Fenster des Speisesaals standen einige Passagierflugzeuge aufgereiht auf dem Rollfeld. Er wusste, dass eines von ihnen nach Nairobi flog. Sogar schon um acht Uhr morgens dampfte die Hitze in flirrenden Wellen vom Asphalt. Bewaffnete Wachen lungerten in der Nähe jedes Flugzeugs und vor jeder Tür und jedem Tor des Flughafengeländes herum. Trevor presste die Handballen gegen seine Schläfen, schon wieder von rasenden Kopfschmerzen geplagt. »Wie zum Henker sollen wir hier wegkommen?«, murrte er.
    Er hatte versucht, Nairobi und Calgary anzurufen, vom Telefon an der Rezeption — dem einzigen Telefon auf dem gesamten Transitgelände des Flughafens ein Versuch, der belohnt wurde mit einem Wirrwarr aus unverständlichem Arabisch, gefolgt vom Freizeichen. Er konnte nicht einmal ein Telegramm schicken. Durch die Türen des Speisesaals beobachtete er, wie ihre Mitpassagiere an der Rezeption in der Transithalle mit den Fäusten auf den Schreibtisch einschlugen und auf einer Weiterreise nach Nairobi bestanden.
    »Wir bedauern. Ihr nächster Flug geht in einer Woche. Genießen Sie bitte Ihren Aufenthalt«, imitierte Trevor den aufgebrachten Beamten, mit dem er zweimal gesprochen hatte.
    Ein Mann in einem Anzug mit Weste, dessen glänzendes Haar straff nach hinten gekämmt war, versuchte, die Menschenmenge mit einer Einladung zu einer Busfahrt zum Parfümgeschäft seines Onkels zu beglücken. Mit den besten Empfehlungen von Cairo Air und der ägyptischen Regierung. In Begleitung bewaffneter Wachmänner nahm Trevor an. Onkel Faisels Parfümgeschäft, Tante Tutus Teeladen, der Familienbetrieb Teppichfabrik. Lassen Sie Ihr Geld gleich hier.
    »Genießen Sie Ihren Aufenthalt in Ägypten?«, wollte Trevor von Constance wissen, die gerade Ameisen aus der Zuckerdose klaubte.
    »Seien Sie nicht gehässig, mein lieber Junge. Unser Aufenthalt hat gerade erst begonnen«, erwiderte sie und blickte zu ihm auf.
    »Haben Sie sich zu der Busfahrt angemeldet?«
    »Heute nicht. Ich habe andere Pläne für uns.« Sie nahm eine kleine gläserne Dose aus ihrer Tasche und reichte sie ihm. »Nehmen Sie zwei davon, und trinken Sie nicht noch mehr Kaffee. Ich bin gleich wieder zurück.«
    Trevor nahm die Dose in die Hand. Aspirin. Wie konnte sie wissen, dass er Kopfschmerzen hatte? Sie verschwand über die Treppe, die zum Zimmer führte. Was um Himmels willen hatte sie vor? Er winkte nach dem Kellner, damit der ihm Kaffee nachschenkte.

    Trevor hatte den Kaffee nicht angerührt, als Constance eine halbe Stunde später zurückkam. Ihre Perücke war frisch frisiert, und sie trug ein mit Blumenmotiven bedrucktes Kleid mit einem runden, weißen Kragen. Wenn man von den Laufschuhen absah, sah sie aus, als sei sie auf dem Weg zum sonntäglichen Kirchgang.
    »Mein Oma-Kleid«, vertraute sie ihm an und strich eine Falte aus dem Rock. »Ich dachte mir, dass ich es irgendwann würde gebrauchen können.«
    Sie hatte sich zurechtgemacht mit Lidschatten,

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