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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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Passagiere scharten und mit den Angestellten von Cairo Air stritten, und es tröstete ihn in gewissem Maße zu wissen, dass er eine gute Versicherungspolice und Zeugen hatte. Die Ägypter würden einen internationalen Zwischenfall, bei dem Touristen involviert waren, nicht mögen
    Er schluckte und trat entschlossen einen Schritt vor. Der Wachmann rührte sich nicht, aber Trevor war überzeugt, dass sich die Hand des Burschen sofort fester um den Lauf seiner Waffe legte. Mit heftig pochendem Herzen machte er drei weitere Schritte, jeden mit mehr Selbstvertrauen. Dabei studierte er im Flüsterton eine kleine Ansprache ein, debattierte mit sich selbst über den Ton seiner Argumentation, ob sie fordernd oder eher entschuldigend klingen sollte, da öffnete sich die Tür plötzlich, der Soldat trat zur Seite, und Constance kam in die Halle, mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie klopfte dem Wachposten auf die Hand, die den Abzug hielt. Als sie an Trevor vorüberrauschte, beugte sie sich leicht zu ihm herüber und flüsterte: »Wir holen besser unsere Sachen, bevor sie es sich anders überlegen.«
    »Was sollte das Ganze?« Trevor lief hinter ihr die Treppen hinauf in Richtung ihres Zimmers. »Mit wem haben Sie sich da unterhalten? Ist Ihnen bewusst, dass Sie sich in die größten Schwierigkeiten hätten bringen können? Diese Männer haben Waffen. Die sind irrsinnig. Würden Sie mir bitte sagen, was hier läuft?«
    Als sie in ihrem Zimmer waren, verschloss Constance die Tür und setzte sich aufs Bett.
    »Und? Werden Sie mich jetzt endlich aufklären?«, fragte er fordernd.
    Constance öffnete ihre Handtasche und ließ Trevor hineinsehen. Darin lagen, ordentlich gebündelt, ihre Reisepässe und Flugtickets.
    »Wo... wie...?« Mit großen Augen sah er auf die Dokumente.
    Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln.
    »Jeder hat eine Großmutter.«

7

    Die kühle Luft und das gedämpfte Licht des Ägyptischen Museums waren eine Erleichterung nach der gleißenden Mittagssonne draußen. Trevor befasste sich mit einer Schale mit langen Metallhaken, die in einem Glaskasten ausgestellt war. Auf dem Schild darunter wurde erklärt, dass die Instrumente benutzt worden waren, um einem Leichnam das Gehirn durch die Nasenlöcher herauszuziehen, der erste Schritt im Prozess der Einbalsamierung und Mumifizierung. Trevor verzog das Gesicht und rieb sich mit dem Zeigefinger über die Nase. Hatte Constance über das Mumifizieren Bescheid gewusst, als sie sich fürs Einäschern entschieden hatte? Sie stand am anderen Ende des Raums über die Inhalte eines Schaukastens gebeugt und sprach mit sich selbst, vermutlich hielt sie den Jungs — die fest in ihrer Tasche unter einem Ellbogen klemmten — eine Vorlesung über die Geschichte Ägyptens. Sie hatte darauf bestanden, ihren Koffer im Taxi zu lassen, das draußen wartete, und dessen Fahrer überglücklich war, für amerikanische Dollars in der Sonne schlafen zu können, aber Trevor hatte sich geweigert, den suspekten Knaben mit seinem Gepäck zu betrauen. Sein Arm schmerzte davon, sein rollendes Handgepäck durch die engen Gänge des Museums zu manövrieren.
    Eine vergoldete Holzfigur, die ein Tier darstellte und neben dem Kasten mit den Haken stand, erregte Trevors Aufmerksamkeit. Er begutachtete den Kopf aus Ebenholz und versuchte festzustellen, um was für eine Art von Tier es sich handelte, dessen spitzes Maul und aufrecht stehende Ohren Ähnlichkeit hatten mit denen eines Fuchses oder eines Präriewolfs. Laut Beschriftung wussten die heutigen Ägypter auch nicht, was für ein Tier es war, vermutlich ein Schakal oder ein Hyänenhund. Tiere, die sich häufig in den Randgebieten der Wüste aufhielten, wo die Toten begraben lagen. Die Figur, die man am Eingang der Gruft des Königs Tutanchamun entdeckt hatte, stellte Anubis dar, den hundeköpfigen Gott der Totenriten, den Führer und Schutzherrn der Toten, der sie durch die Unterwelt ins Leben nach dem Tod führte. Eine steinerne Skulptur neben der Holzfigur stellte die gleiche Gottheit als Menschen mit einem Hundekopf dar. Er stand aufrecht auf zwei menschlichen Beinen, einen Stab in einer Hand, die andere Hand ausgestreckt. Trevor las die Beschriftung:

Der hundeköpfige Anubis (Ah-nuh-bis), ebenfalls bekannt als »Der die Herzen zählt«, hält die Waagschalen , auf denen das Herz des Toten gegen die Feder des Maats aufgewogen wird. Ist das Herz ebenso leicht wie die Feder, geleitet Anubis die Seele ins Jenseits, ins Königreich des

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