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Mehr als nur ein Zeuge

Mehr als nur ein Zeuge

Titel: Mehr als nur ein Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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bis irgendeine andere blöde Schlampe dich in die Pfoten kriegt?«
    Oha. Reizend. Aber vielleicht mag Joe Mädchen, die so reden. »Du musst mich eben von den anderen ablenken«, schlage ich vor.
    »Kein Problem«, kichert sie. »Sprich Türkisch mit mir.«
    Ich raune ihr mit Istanbuler Akzent ins Ohr, dass die Küche voller Kakerlaken sei und dass ich Angst vor dem Besuch des Gesundheitsamtes habe, und sie seufzt und sagt: »Das klingt sehr sexy.«
    Ich küsse sie wieder und sage: »Das war so unanständig, dass ich es dir nicht übersetzen kann.« Schade, dass ich Arron jetzt nicht unter die Nase reiben kann, wie unschwul Fremdsprachen sein können.
    Ashley macht mich neugierig. Wie kommt’s, dass sie alles   – beziehungsweise jeden   – kriegen kann, was sie will? Sie ist nicht das attraktivste Mädchen in der Klasse (na ja, jetzt gerade halte ich sie natürlich für die schönste Frau der Welt, klar). Sowohl Emily als auch Lauren |154| sind eindeutig hübscher, besonders in Schuluniform. Wenn Ellie recht hat, dass ich der Schwarm der Saison bin, woher hat Ashley dann gewusst, dass ich bei ihr anbeißen würde?
    Ich tippe ihr auf die Nase. »Wie machst du das bloß? Woher wusstest du, dass ich mich mit dir verabreden will?«
    Sie schaut mich kokett an: »Ach, das ist nicht weiter schwer. Ich schalte bloß rechtzeitig die Konkurrenz aus.«
    »Aha.«
    »Wenn ich einen Jungen haben will, sorge ich dafür, dass niemand in seine Nähe kommt. Dann mache ich den ersten Schritt.«
    »Aha. Und wieso ich?«
    Sie schaut mich eine ganze Minute lang an. »Erstens, weil du der heißeste Typ bist, der je auf unsere blöde Schule gegangen ist.«
    Was soll ich dazu sagen?
    »Und zweitens bist du richtig geheimnisvoll. Wieso bist du aus London hierhergezogen? Wieso erkundigt sich die Polizei nach dir? Wieso führt die Schulleitung eine besondere Akte über dich? Was hast du für ein Geheimnis, Joe?«
    Hä? Ich bekomme einen solchen Schreck, dass ich mich regelrecht zurückgestoßen fühle. Ich befreie mich aus ihrer Umarmung und rutsche ans andere Ende der Bank. »Was soll der Blödsinn?« Meine Stimme klingt einigermaßen ruhig, aber mein Herz hämmert wie verrückt und ich balle unwillkürlich die Fäuste.
    |155| »Reg dich wieder ab, ich bin die Einzige, die das weiß. Den anderen habe ich nichts davon gesagt.«
    »Wie bitte?« Jetzt interessiert mich natürlich brennend, was sie alles weiß und was sie wem erzählt hat. Ich traue ihr nicht. Hat
sie
herumerzählt, dass wir aus London kommen? Wissen die Leute es daher?
    Ich packe sie an der Schulter. »Was redest du da für einen Quatsch?« Am liebsten würde ich sie schütteln. Sie schaut mich verängstigt an. »Sag’s mir, sonst   … sonst   …«
    »Meine Mutter ist die Sekretärin vom Schulleiter«, sagt sie schmollend. »Ich weiß über die meisten Schüler ganz gut Bescheid.«
    Verdammte Kacke. Ich lasse sie los. Das könnte schwer ins Auge gehen! Ich muss unbedingt mit Doug sprechen, aber damit könnte wiederum Joes letztes Stündchen geschlagen haben, und mir gefällt mein Leben als Joe. Erst vor ein paar Minuten war es das beste Leben, das ich je hatte.
    »Hör mal, Ashley. Keine Ahnung, was du weißt, aber du musst mir alles erzählen, was dir deine Mutter gesagt hat. Alles. Das ist sehr, sehr wichtig. Es könnte deine Mum den Job kosten.«
    Ashley verdreht die Augen. »Ich verstehe nicht, wieso du dich so aufregst. Sie hat doch bloß gesagt, dass du aus London hergezogen bist und dass es dafür gewisse Gründe gab.«
    »Und was noch?«
    Sie zieht eine Schnute. »Dass die Polizei irgendwas |156| damit zu tun hat, dass eine Akte über dich vorliegt und dass der Direktor dich eigentlich nicht aufnehmen wollte, es aber aus irgendeinem Grund musste, Mum wusste auch nicht, warum.«
    Herrje. Ihre Mutter könnte ebenso gut als Reporterin für die Klatschpresse arbeiten. Als Sohn einer Sekretärin bin ich entsetzt. Meine Mum hat für eine Anwaltskanzlei gearbeitet und immer größten Wert auf Diskretion gelegt. Sie hat mir nie irgendwas erzählt.
    »Was noch?«
    »Ach, nur das von der Akte. Die meisten Lehrer halten dich für recht intelligent, nur manche finden dich frech. Und Mr Henderson hält dich für einen zukünftigen Star.«
    »Hm.« Ich überlege. Was mache ich denn jetzt? Ich bin so sauer auf die Polizei, dass ich kotzen könnte. Und wie soll ich es Ashley erklären?
    »Ashley«, sage ich, »du darfst niemandem etwas davon erzählen. Oder hast du schon

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