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Mehr als nur ein Zeuge

Mehr als nur ein Zeuge

Titel: Mehr als nur ein Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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du dich mit Joe unterhalten willst?«
    |224| Ich drehe mich noch einmal um und forme lautlos die Worte: »Ruf mich an!« Claire nickt und lächelt.
     
    Maureen sieht ein bisschen sauer aus, als ich nach Hause komme. »Wo warst du denn? Janet hat gesagt, du seist dort schon um drei weggegangen.«
    »Na und? Was ist so schlimm daran?« Ich finde, es geht Maureen wirklich nichts an, wo ich gewesen bin. Schließlich ist sie nicht meine Mutter.
    »Gar nichts, aber ich schlage vor, dass du dich jetzt ausruhst. Doug will um Mitternacht herkommen, dann unterhalten wir uns darüber, ob du deine Gran besuchen kannst.«

|225| Kapitel 18
Gegrüßet seist du, Maria
    Bevor wir zum Krankenhaus fahren, stellt Maureen mit mir eine Art Rückverwandlung an. Ich muss die Kontaktlinsen rausnehmen und eine schwarze Wollmütze aufsetzen und sie so weit runterziehen, dass meine Haare ganz verdeckt sind   – was ziemlich blöd aussieht und sauheiß ist es auch da drunter.
    Sie will auch, dass ich eine Sonnenbrille trage, aber ich sage ihr, dass sie nur eins von beidem haben kann   – Brille oder Mütze   –, weil ich sonst nämlich total behindert aussehe. Außerdem: Wer trägt schon nachts eine Sonnenbrille? Dann holt sie noch eine Tube Selbstbräuner raus, aber ich protestiere so energisch   – schließlich muss ich am Montag wieder in die Schule!   –, dass sie schließlich nachgibt. »Es geht darum, dass du nicht auffällst«, sagt sie, was mir angesichts meines Spiegelbild ziemlich ironisch vorkommt.
    Dann kommt Doug, und wir fahren endlos über fast leere Landstraßen, und es dauert nicht lange, da bin ich eingeschlafen und wache erst nach einer Ewigkeit wieder auf. Ich bleibe still auf dem Rücksitz liegen und belausche ihre Unterhaltung.
    |226| »DI Morris scheint mit seiner Aussage zufrieden zu sein«, sagt Doug. »Aber er ist bestimmt an ein paar zusätzlichen Informationen interessiert. Wo Sie doch jetzt einige Zeit mit dem Jungen verbracht haben.«
    »Ach, mit mir hat er sich überhaupt nicht über seine Zeugenaussage unterhalten, tut mir leid. Er hat mit dem Hier und Jetzt genug zu tun. Er war völlig fertig, als er dachte, dass er von der Schule fliegt. Vielleicht gar nicht so schlecht, dass ihm die Schule einen gehörigen Schrecken eingejagt hat, jetzt hat er es endlich begriffen. Eigentlich ist er ein lieber Kerl, gar nicht so abgebrüht, wie Sie ihn immer hinstellen.«
    »Tja, da spricht wohl Ihre weibliche Intuition aus Ihnen, Mo, aber ich bin mir nicht so sicher. Er manipuliert andere gern und die Mutter ist ihm nicht gewachsen. Wissen Sie, dass einer der Verteidiger darauf hinauswill, dass er an der Sache beteiligt war? Dass er von Anfang an mit dringesteckt hat? Dass er das Ganze womöglich sogar erst eingefädelt hat und dann weggerannt ist, um einen Krankenwagen zu holen? Dann wäre er wirklich mehr als abgebrüht.«
    »Das kann ich nicht glauben. So einen Haufen Lügen könnte dieser junge Kerl nicht so lange aufrechterhalten. Außerdem dachte ich, dass er keine Blutspuren an sich hatte? Haben jedenfalls die Zeugen im Bus ausgesagt.«
    »Er hat sich aber ganz schön Zeit gelassen, bis er sich bei uns gemeldet hat, oder etwa nicht?«
    »Hmm«, meint Maureen, »das sehe ich anders. Wieso sollte er sich so eine verdrehte Geschichte ausdenken |227| und sich dann als Zeuge zur Verfügung stellen, wenn er sich damit zur Zielscheibe für eine der größten Verbrecherfamilien Londons macht? Diese Leute haben genug Geld und Beziehungen, um ihn aus dem Weg zu räumen wie eine lästige Fliege. Er zeigt mit dem Finger auf ihren Sohn, und sie wollen, dass er verschwindet. Armer Junge, ich glaube, er hatte keine Ahnung, worauf er sich da eingelassen hat.«
    »Das stimmt wohl«, sagt Doug.
    Dann sagen sie eine Weile nichts mehr, und ich versuche, weiter gleichmäßig zu atmen, als würde ich noch schlafen   – aber dann höre ich Maureen sagen: »Und die Schwester dreht durch? Man kann es ihr nicht verdenken, ehrlich gesagt.«
    »Sie wird schon noch Vernunft annehmen«, sagt Doug, »aber die Sache war kein Zuckerschlecken, glauben Sie mir. Jede Menge Stress. Das war nicht leicht für unser Mädchen. Sie ist nicht in der allerbesten Verfassung.«
    »Ach du Schreck. Aber sie gehen doch, oder?«
    »Müssen sie ja. Zuerst müssen wir Julie so weit hinkriegen, dass sie reisen kann, und das kann dauern   …«
    Julie ist meine Gran. Wo wollen die sie hinbringen?
    »Je eher, desto besser, selbst wenn sie erst mal noch nicht

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