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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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vorzügliche Tischmanieren. Er - verdammt, verdammt, verdammt, dachte sie, als sie die Treppe hinunterrannte, aus dem Hotel stürmte, hinaus in den Regen.
    Sie kreuzte die Arme vor der Brust, faßte sich an den Oberarmen und fing mit gesenktem Kopf an zu laufen. Sie mußte ihn finden. Er hatte wahrscheinlich keine Ahnung, was ein Regenschirm war oder ein Regenmantel. Er konnte sich in diesem Wetter den Tod holen. Er mußte vermutlich so sehr mit dem peitschenden Regen kämpfen, daß er einen sich ihm nähernden Bus übersah - oder einen Zug. Würde er ein Bahngleis von einem Bürgersteig unterscheiden können ? Und was passierte, wenn er auf einen Zug aufsprang? Er würde nicht wissen, wo er wieder aussteigen sollte - oder wie er wieder hierherkommen sollte, wenn er ausstieg.
    Sie rannte zum Bahnhof; aber der war geschlossen. Gut, dachte sie und schob sich die nassen Haare aus der kalten Stirn. Sie versuchte, das Zifferblatt ihrer Uhr zu erkennen, aber der Regen flutete ihr übers Gesicht und in die Augen. Elf Uhr mußte längst vorüber sein. Sie hatte wohl stundenlang geweint. Es durchschauerte sie, als sie daran dachte, was ihm in den Stunden, die inzwischen vergangen waren, alles zugestoßen sein konnte.
    Sie sah die dunklen Umrisse einer Gestalt in einiger Entfernung in der Gosse und sie rannte darauf zu, überzeugt, daß das Nicholas sein mußte, der dort tot im Regen auf der Straße lag. Doch es war nur ein Schatten. Blinzelnd, um den Regen von den Wimpern zu entfernen, rannte sie weiter, nieste zweimal heftig und blickte in die dunklen Fenster der Häuser.
    Vielleicht war er einfach losgegangen. Wie weit konnte ein Mensch bei diesem Wetter kommen, wenn ... Sie wußte ja gar nicht, wann er das Hotel verlassen hatte. Und welche Richtung er genommen hatte.
    Sie rannte bis zum Ende der Dorfstraße, und das Wasser aus den Pfützen klatschte gegen ihre Waden und unter ihren Rock. Es schien in keinem Haus dieser Ortschaft noch ein Licht zu brennen; aber als sie um eine Ecke herumbog, sah sie doch noch Licht in einem Fenster. Ein Pub, dachte sie. Sie würde dort fragen, ob jemand Nicholas gesehen hatte.
    Als sie in die Gastwirtschaft hineinging, trafen die Wärme und das Licht sie mit einer Wucht, daß sie einen Augenblick lang nichts sehen konnte.
    Frierend vor Kälte und triefend vor Nässe stand sie da und wartete, bis sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Und dann hörte sie ein Lachen, das ihr inzwischen vertraut war. Nicholas, dachte sie, und rannte durch den mit Rauchschwaden erfüllten Raum.
    Was sie dann sah, war wie ein Werbeprospekt für die sieben Todsünden. Nicholas, das Hemd bis zur Taille aufgeknöpft, eine Zigarre zwischen den kräftigen Zähnen geklemmt . . . saß hinter einem Tisch, der aussah, als müßte er jeden Moment unter dem Gewicht der Speisen, die darauf standen, zusammenbrechen. Links und rechts von ihm saß jeweils eine Frau, und auf seinem Hemd und seinen Wangen sah sie Lippenstift-Abdrücke.
    »Dougless«, sagte er entzückt, »setzen Sie sich zu uns.«
    Sie stand da und kam sich vor wie eine nasse Katze. Das triefende Haar klebte ihr am Kopf, die Kleider lagen klamm auf ihrer Haut, sie hatte mindestens eine Gallone Wasser in jedem Schuh, und auf der Lache, die sich nun unter ihr bildete, hätte eine Dreimastbark segeln können.
    »Stehen Sie auf und kommen Sie mit mir«, sagte sie in einem Ton, mit dem sie ungezogene Schulkinder zurechtwies.
    »Aye, Captain«, sagte Nicholas lächelnd.
    Er ist betrunken, dachte sie bei sich.
    Er küßte die Frauen links und rechts von ihm auf den Mund, sprang dann auf seinen Stuhl, hüpfte über den Tisch und stemmte sie mit beiden Armen in die Höhe. »Setzen Sie mich sofort ab«, zischelte sie ihm zu; aber er trug sie durch das Gastzimmer hinaus ins Freie.
    »Es regnet«, sagte sie.
    »Nay, Madam, es ist schönes Wetter.« Sie immer noch in die Höhe stemmend, begann er ihren Hals zu küssen.
    »Oh, nein, das lassen Sie bleiben! Stellen Sie mich sofort auf den Boden zurück.«
    Er tat es; aber so, daß ihr Körper an dem seinen entlangglitt. »Sie sind betrunken«, sagte sie, ihn von sich schiebend.
    »Oh, ja, das bin ich«, erwiderte er vergnügt. »Das Bier hier schmeckt mir. Die Frauen gefallen mir«, sagte er, während er den Arm um ihre Taille legte.
    Dougless stieß ihn abermals von sich weg. »Ich machte mir schreckliche Sorgen Ihretwegen, und Sie sitzen hier, lassen sich vollaufen, schäkern mit den Weibern . . .«
    »Zu

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