Mehr Sex weniger Abwasch

waren. Sie entschieden, dass Mark auf eine Teilzeitstelle wechselte, um die übrige Zeit für die Kinder da sein zu können. Alice würde ihre Vollzeitstelle behalten und weiterhin viel Geld verdienen.
    Alice war bewusst, wie hart das für Mark werden würde. » Werbeanzeigen zu verkaufen ist ein Witz gegen den Alltag mit zwei kleinen Jungs«, sagte sie. Und so war Alice auch sofort klar, dass sie einspringen musste, als Mark mit Darmgrippe, Geschäftsreise und kranker Mutter schwer gebeutelt war.
    Sie nahm sich vor, früher aufzustehen, um das Frühstück für die Kinder zu machen und sie in die Schule zu schicken. Sie plante, früher Feierabend zu machen, um auch das Kochen des Abendessens zu übernehmen und Mark eine Auszeit zu verschaffen. Sie nahm sich vor, sich einen Tag frei zu nehmen, damit er entspannen oder schlafen oder sich für ein paar Stunden in ein Café setzen konnte.
    All das waren intertemporale Vorsätze – Entscheidungen, die einen Nachhall in der Zukunft finden würden, Marks Zufriedenheit, die Harmonie in der Ehe und Alices Karriere beeinflussen würden. (Würde eine Kollegin sie wegen allzu häufiger Fehlzeiten zur Rede stellen, wäre das nicht so prickelnd.)
    Doch diesen guten Vorsätzen auch treu zu bleiben, war eine ganz andere Geschichte. Jeden Morgen war irgendetwas wichtiger als das Frühstück: eine Sitzung, die Alice nicht verpassen durfte; eine Stunde, die sie dringend zur Vorbereitung einer Präsentation brauchte; eine Telefonkonferenz, die schon zweimal verschoben worden war. Sie kam wie immer spät nach Hause, während Mark schon dabei war, nach dem Abendessen die Küche sauber zu machen. » Morgen werde ich alle meine Termine absagen«, nahm sie sich vor, während sie gierig den Rest seines Nudelauflaufs verschlang. Und das meinte sie wirklich so. Bis … na ja, bis am nächsten Tag die nächste wichtige Sitzung dazwischenkam.
    » Macht nichts«, sagte sich Alice. » Ich werde Mark bald einen freien Tag verschaffen, damit mache ich es wieder wett.«
    Das Problem: Dieser Tag kam nie. Irgendwann erinnerte sie sich, dass die Kinder am bevorstehenden Wochenende ein Hockeyturnier hatten. Sie hatte sich das Datum in ihrem Kalender rot eingekreist und sich vorgenommen, die Kinder hinzufahren. So könnte Mark zu Hause bleiben und sich eine Sportübertragung im Fernsehen ansehen. Dafür müsste sie zwar einen lange geplanten Wochenendtrip mit einigen Freundinnen absagen, aber ihr Mann ging vor. Sie musste daran denken, Mark Bescheid zu sagen, dass sie mit den Kindern zum Turnier fahren würde. » Und den Mädels absagen«, schärfte sie sich ein.
    Doch sie vergaß, ihr Flugticket zu stornieren und ihre Freundinnen zu informieren, dass sie nicht mitkommen würde. Und sie vergaß auch, Mark mitzuteilen, dass sie die Jungs zum Turnier fahren wolle.
    Dann war das Hockey-Wochenende da, und Alice saß im Flugzeug, auf dem Weg nach Florida. Die Tickets waren nicht erstattungsfähig. » Das tut mir gut, und ich bin danach wieder eine bessere Ehefrau«, sagte sie sich.
    Das Problem : Hyperbolic Discounting
( » Übertriebener Abzug«)
    Erinnern Sie sich an das Beispiel zu Anfang des Kapitels? Kosten heute: sechs Einheiten. Nutzen morgen: acht Einheiten. Und erinnern Sie sich noch an den Grund, warum wir den täglichen Gang ins Fitnessstudio scheuen? Richtig, weil wir den zukünftigen Nutzen halbieren.
    So ziemlich die gleiche Rechnung machte auch Alice (freilich unbewusst), jedes Mal, wenn sie es aufschob, Mark unter die Arme zu greifen. Die Jungs zum Hockeyturnier zu fahren, hätte sie ein Urlaubswochenende mit ihren Freundinnen gekostet, wäre die Sache aber wert gewesen – dank eines Reingewinns in Form eines dankbaren Ehemanns.
    Doch dieser Reingewinn war erst irgendwann in der Zukunft zu erwarten. Und wer weiß, ob er bei ihrem notorisch erschöpften Ehemann überhaupt zu verzeichnen gewesen wäre! Verglichen mit dem Reingewinn von heute (ein Wochenende Pina Coladas am Strand) schien ein glücklicher und dankbarer Mark weit weg und gar nicht so viel wert.
Kosten heute
Nutzen morgen
Reingewinn /
Minusgeschäft
effektiver Wert / Kinder zum Hockey fahren
Wochenende mit Freundinnen
glücklicher Ehemann
harmonische Ehe
gefühlter Wert / Kinder zum Hockey fahren
Wochenende mit Freundinnen
glücklicher Ehemann (wahrscheinlich, vielleicht)
verlorenes Wochenende
    Ein klassischer Schritt zu einem Hyperbolic Discounter.
    Bevor wir Ihnen sagen, wie Mark auf Alices freies Wochenende reagiert hat, wollen