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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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nicht der Fall sein wird, da ich dich ja jetzt habe, würde ich anders reagieren. Ich habe lange Zeit sehr starke Schuldgefühle gehabt, weil ich Eleonore in einem so schweren Moment ihres Lebens im Stich gelassen habe. Aber seither habe ich viel gelernt – und weitergemacht. Es tut mir nur leid, dass es Eleonore und ihrem Bruder nicht genauso gutgeht wie mir.«
    »Die beiden trauern!«, brach es aus Julia hervor. »Ganz sicher kommen bei ihnen Erinnerungen und Gefühle der letzten zwei Jahre wieder hoch.«
    Er nickte fast unmerklich. »Sicher hast du Recht.«
    Sie setzten ihren Gang durch den Garten fort. Julia nahm Lorenzos Hand, sein Griff war locker und fühlte sich unsicher an. Aber vielleicht bildete sie sich das nur ein. Irgendwie
bemitleidete sie Lorenzo. Er hatte zumindest eine umfassende Erklärung abgegeben, wie schwierig die Situation für ihn damals gewesen war, aber andererseits schien ihr seine Reaktion Eleonore gegenüber doch reichlich hart; keine einschneidenden Erlebnisse, einfach weitergemacht … Was hatte er da für einen Scherbenhaufen zurückgelassen? Wo war der charmante, liebenswerte Lorenzo? Lorenzo war ein Mann, der sein Herz auf der Zunge trug. Wie damals, als sie zusammen in Verona waren, und er neben dem berühmten Balkon von Romeo und Julia vor ihr auf die Knie gesunken war und ihr, völlig ungeachtet der anderen Touristen, eine italienische Arie vorgesungen hatte. Hatte er so etwas für Eleonore auch getan, oder waren die beiden zu sehr damit beschäftigt gewesen, die Casinos abzuklappern?
    Der Garten war in fahles, wässriges Licht getaucht. Eine Dunstdecke hing dicht über dem Rasen und ließ die Umgebung gespenstig wirken. Als Julia über ihre Schulter zurückblickte, sah sie, wie das Château geradezu über dem Boden zu schweben schien. Die Erkertürmchen reckten sich silbrig gegen den aufklarenden Himmel. Ein Bild wie in einem Traum. Vielleicht war all das ja auch ein Traum gewesen?
    Nein. Im Traum klingeln nicht plötzlich Handys los. Lorenzos Telefon ertönte schrill in seiner Jackentasche, und da Julia das Jackett immer noch um die Schultern trug, erschrak sie durch den Lärm.
    »Gib her, ich stelle es ab«, meinte Lorenzo, kramte in der Tasche nach dem kleinen Gerät und schaute aufs Display. »Oh, das ist Luca von der Arbeit …«

    »Geh ruhig dran«, sagte Julia tonlos.
    »Sicher?«
    »Klar.«
    Lorenzo hob ab. Als er die Stimme seines Arbeitskollegen am anderen Ende hörte, leuchtete sein Gesicht auf, und er entfernte sich ein paar Schritte von Julia. Mit einem Mal war er wieder der selbstbewusste Geschäftsmann, redete ohne Punkt und Komma und zwar so charmant und unbedarft, als habe er keinerlei Sorgen.
    Julia sah ihn verwirrt an. Wie konnte er von einer Minute auf die andere so umschalten? Da sprudelte es nur so auf Italienisch aus ihm heraus, er diskutierte mit Luca über irgendeinen Vertrag, gestikulierte wild und lachte ab und an – wie funktionierte das?>
    Die kleine Steinbank am Ende des Kiesweges war schon fast wieder trocken. Mit einem Seufzer setzte sie sich. Sie musste aufhören, alles an ihm interpretieren zu wollen. Sie musste diesem Mann vertrauen. Sie musste einfach!
    Er hatte sie nicht angelogen. Kein einziges Mal. Okay, zuerst hatte er so getan, als sei er nur zum Château Deschanel gekommen, um an ihrem »Abenteuer«, wie er es nannte, teilzuhaben und sie beschützen zu wollen. Außerdem hatte er offen zugegeben, dass er mit Eleonore gescheitert war – und er würde kein zweites Mal scheitern wollen.
    Und was war schon so schlimm daran, dass er sie zum ersten Mal in ein Casino geführt hatte? Er sagte, dass er damals Freunde in der Branche gehabt hatte. Natürlich wollte er seine Freundin beeindrucken. Und allein die Tatsache, dass er Julia niemals vorgeschlagen hatte, in einen
Spielsalon zu gehen, bedeutete doch, dass er aus der Erfahrung mit Eleonore gelernt hatte und sich nicht noch einmal in eine ähnlich schwierige Lage bringen wollte, in der er hilflos zusehen muss, wie jemand leidet.
    Doch was war mit Luc? Ganz offensichtlich ließ der kein gutes Haar an ihrem Verlobten, und das tat weh. Tief im Inneren wusste Julia, dass Luc sich seine Meinung über Lorenzo gebildet hatte, lange bevor sie und er sich in der Weinkammer nähergekommen waren. Die Boshaftigkeit seiner Worte, der spürbare Hass, entsprang einer tiefliegenden Verletzung.
    Sie seufzte. Eigentlich sollte ihr Lucs Meinung über ihren Verlobten doch nichts ausmachen, oder? Sie kannte

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