Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
zwei Stunden nicht miteinander zu reden. Vielleicht gelang es Keri sogar, das Schweigen auf zwei volle Wochen auszudehnen.
Andererseits hatte sie keine Lust, sich vierzehn Tage lang dem aufgestauten Ärger aus zwanzig Jahren auszusetzen. Und schließlich waren sie beide keine Teenager mehr. Außerdem wollte sie endlich wissen, was sie mit ihren zwei Rollen Kleingeld anfangen sollte. Keri holte tief Luft und sah Terry an. „Wofür ist das Kleingeld eigentlich?“
„Für die Duschen im Badehaus“, erwiderte Terry, und einen Moment lang glaubte Keri, dass das die ganze Antwort war. Dann holte auch Terry einmal tief Luft und entspannte sich. „Wenn die Jungs rausfahren, bauen sie … eine gewisse testosterongeladene Spannung auf. Mike schleppt Lisa immer mit ins Badehaus, sobald er wieder da ist.“
„Zeckencheck“, murmelte Lisa und war fast so rot wie Terry vor ein paar Minuten.
„Ach so … Und wer sucht Kevin und Joe unter der Dusche nach Zecken ab?“, fragte Keri. In dem Moment war sie endlich fertig. Sie zog an der Leine, und als diese hielt, sprang Keri von ihrer Kühlbox herunter.
Terry zuckte mit den Achseln, aber ihre Grübchen – die nicht ganz so ausgeprägt waren wie die ihres Bruders – kamen kurz zum Vorschein. „Die müssen die Angelegenheit wohl sozusagen in die eigenen Hände nehmen.“
Plötzlich war Keri nicht mehr warm, sondern ziemlich heiß. Damals hatten sie
es
noch nicht getan, und Joe hatte ihr gezeigt, wie er die Angelegenheit sozusagen in seine eigenen Hände nahm. Und das war ein Anblick, den sie nie vergessen hatte.
Jetzt verwandelte sich das Bild. Vor ihrem geistigen Auge sah sie einen älteren Joe – nackt, eingeseift und …
Heiliger Bimbam, es war schon wieder so heiß! Wenn sie geahnt hätte, dass sie von Joes Anwesenheit Hitzewallungen kriegen würde, hätte sie vielleicht doch lieber gleich gekündigt. Oder sie hätte sich Kräutertee eingepackt.
„Denk nicht mal dran, Keri Daniels.“
Keri überlegte kurz. Sollte sie Terry gegenüber ganz erwachsen behaupten, sie wäre nur beruflich an Joe interessiert? Oder sollte sie sich auf das Niveau begeben, auf dem Terry sich ohne Zweifel die nächsten zwei Wochen bewegen würde?
„Oh, ich denke sehr wohl daran, Theresa Kowalski.“
„Sie heißt Porter!“, rief eine Stimme aus einem der Wohnwagen, und alle drei Frauen fuhren zusammen. Die vier Jungs waren bei ihrem Mix aus Fußball und Basketball nicht zu übersehen, aber Keri hatte Steph total vergessen. Ups. Hoffentlich war sie ein bisschen diskreter als ihr kleiner Cousin.
Wütend starrte Terry sie an. Ohne Worte wollte sie Keri offensichtlich warnen, Joe bloß nicht zu nahe zu kommen. Das würde sich schwierig gestalten, da die beiden jede Nacht in derselben Hütte schlafen würden. Und ob Joe einen Pyjama trug, wusste Keri immer noch nicht.
„Ich schmeiß mal ein paar Würstchen auf den Grill“, sagte Lisa in einem verzweifelten Versuch, die Wogen zu glätten.
„Das kannst du dir sparen, bis die Jungs wieder da sind“, entgegnete Terry. „Außerdem wird Mike sowieso irgendeine Ausrede finden, warum er dich im Badehaus braucht.“
„Voll eklig!“, schrie Stephanie. „Nur zur Info: Ich setze jetzt Kopfhörer auf.“
Nach einer Weile grinste Lisa Terry an und meinte: „Komm mir ja nicht so. Evan und du habt mehr Zeit im Badehaus verbracht als alle anderen.“
Keri bemerkte, dass Terrys Lächeln auf einmal verkrampft wirkte und dass Lisa sich am liebsten geohrfeigt hätte. Bei einem hastigen Frühstück an diesem Morgen hatte ihre Mutter Keri erzählt, was sie wusste. Allerdings war das nicht viel gewesen.
Evan Porter hatte seine Frau vor drei Monaten verlassen und war in eine winzige Wohnung über dem Waschsalon gezogen. Niemand schien die Gründe dafür zu kennen, aber es gab keine Hinweise auf eine andere Frau. Oder einen anderen Mann.
„Haben die Wohnmobile denn keine Badezimmer?“, fragte Keri, um das unangenehme Schweigen zu brechen.
Beide Frauen lachten, und Lisa antwortete: „Du kannst nicht mit einem Kowalski Sex unter der Wohnmobildusche haben, ohne den Wagen von seinen Stützen zu kippen. Aber ich übernehme für drei Tage deine Poolschicht, wenn du das schaffst.“
„Und ich verspreche dir eins: Wenn du mit meinem Bruder im Wohnmobil oder irgendwo anders Sex hast, klau ich dir deine kompletten Mückensprayvorräte“, sagte Terry. So wie Lisa der Atem stockte, schien die Drohung ernst gemeint zu sein. „Lach nur, Keri. Aber
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