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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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ernsthaft mit dem Gedanken spielten, sich umzubringen, und deshalb aus der Sea Org entfernt wurden.
    Trotz all meiner Bedenken über die Art, in der die Church geführt wurde, bewahrte ich irgendwo in meinem Hinterkopf weiterhin positive Empfindungen zu Scientology. Selbst wenn ich frustriert war, wenn ich alles in Frage stellte, ermutigte mich der Gedanke an all die Siege, von denen ich in der Vergangenheit gehört hatte, an all die Male, bei denen Scientology den Menschen angeblich geholfen hatte. Die Erinnerungen daran waren das einzig Positive, das mir von Scientology geblieben war. Und ermöglicht hatte diese Erinnerungen das Auditing. Auditing verkörperte für mich inzwischen alles, woran ich noch glaubte.
    Folgerichtig nahm ich an, als Auditor endlich in der Position zu sein, anderen Menschen so unmittelbar wie möglich helfen zu können. Auditing-Sitzungen unterschieden sich von Security-Checks darin, dass der Auditor stets freundlich zu den Leuten war, einem Preclear niemals mit Wut begegnete. Beim Auditing stand das Zuhören und Hilfeleisten im Mittelpunkt, während Sec-Checks mit ihren bohrenden Nachforschungen wesentlich unangenehmer waren. Durch das Auditing würde ich nicht nur nach und nach zum Clear des Planeten beitragen, sondern die Leute auch dabei unterstützen, sich selbst zu helfen.
    Als mein Auditor-Posten genehmigt wurde, war ich begeistert. Bevor es losgehen konnte, musste ich noch angelernt werden und über die nächsten Monate hinweg ein paar Stufen hinaufklettern. Zum ersten Mal seit langem machte mir das Lernen Spaß, weil es einem konkreten Ziel diente. Zu meiner eigenen Weiterentwicklung absolvierte ich Auditing-Sitzungen. Allerdings begannen mich die Sitzungen, in denen ich selbst befragt wurde, immer stärker zu verunsichern. Das Maß an Selbstbeobachtung darin war mir viel zu groß, und bisweilen hatte ich das Gefühl, gleich durchzudrehen. Verlief eine Sitzung schlecht, dann wertete der Auditor Liste für Liste aus, was ich falsch gemacht hatte, bis mir der Kopf davon schwirrte. Dieses Gefühl sollte das Auditing mir eigentlich nicht vermitteln.
    Von da an wurde es immer schlimmer. Wenn ich zu Beginn einer Sitzung gefragt wurde, ob ich über irgendetwas verärgert sei, brach ich sofort in Tränen aus und fing an, ihr zu erzählen, wie sehr ich unter all den Vorschriften und Restriktionen auf der Base litt. Meine Geschwätzigkeit führte dann prompt dazu, dass der Auditor wissen wollte, ob ich ein unentdecktes Withhold habe. Mit dieser Reaktion gelang es ihr unweigerlich, mich völlig zu frustrieren. Gewöhnlich hätte ich an dieser Stelle einfach ein paar Withholds erfunden, aber nach einer ganzen Reihe solcher Sitzungen hatte ich keine Lust mehr, das Spielchen mitzuspielen. Ich hatte es satt, mich einschüchtern zu lassen. Eine Stunde lang saß ich nur da und antwortete auf alle Fragen mit Nein, während sie mich immer stärker bedrängte.
    »Wir werden dieser Sache auf den Grund gehen«, warnte sie mich. Mir lag nichts daran.
    Ich stand auf, um zu gehen, und sie stellte sich mir in den Weg. Ich wollte sie zur Seite schieben, aber sie versuchte weiter, mich in den Stuhl zurückzuzwingen. Nach zwei Stunden schleuderte ich die Dosen auf den Boden und zertrat sie mit dem Fuß. Gehen ließ sie mich immer noch nicht. Sie wollte mir zwei neue Dosen geben, aber die zerknüllte ich ebenfalls. Ich warf meine Hängemappe über den Tisch, und die Papiere daraus flogen im ganzen Raum herum. Sie hielt meinen Arm fest und ließ mich nicht aus dem Zimmer. Ich stieß sie fort, trat sie, versuchte alles, um sie abzuschütteln. Ich schrie sie an, flehte sie an, aber sie wiederholte nur ständig: »Wir werden dieser Sache auf den Grund gehen. Was hast du getan, worüber du nicht mit mir reden kannst?« Sie ließ mich nicht auf die Toilette. Zweifellos hatten die Leute draußen auf dem Gang etwas von dem Tumult mitbekommen, aber niemand kam, um nachzusehen. Nach einigen Stunden erklärte sie mir, dass wir ein wenig spazieren gehen würden. So liefen wir den Rest des Tages herum und bauten Druck ab.
    Erschöpft, gereizt und voller blauer Flecken wachte ich am nächsten Morgen auf. Aufgrund meines Verhaltens, so wurde mir mitgeteilt, käme ich für die Arbeit als Auditor nicht in Frage. Ich bekam einen niedrigeren Ethik-Zustand. Durch meine Versuche, aus dem Raum zu stürmen, hätte ich die Sitzungen anderer Leute in den benachbarten Auditing-Räumen gestört, was als antisozialer Akt gewertet wurde.

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