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Mein Glueck

Mein Glueck

Titel: Mein Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Spies
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weiterer Betrag hinzu, um den aufwendigen Katalog herauszubringen, und die Stadt Berlin unterstützte uns außerdem dabei, den Berlin-Raum als überwältigenden, mit Dokumenten, Fotografien, Plakaten und Bildern ausgestatteten Angelpunkt der Ausstellung einzurichten. Auch das Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart, mit Hermann Pollig an der Spitze, setzte sich auf bewundernswerte Weise für uns ein. Der Direktor des Goethe-Instituts, Freiherr Marschall von Bieberstein, den ich von Treffen mit Max Ernst, Julio Argan und Palma Buccarelli sowie deren auf obszöne Weise exhibitionistischer Dogge aus Rom gut kannte, steckte seine ganze Passion in das Projekt. Ulrich Wickert, den ich 1977 in Paris kennenlernte, gehörte mit seiner Intelligenz und Begeisterungsfähigkeit als Korrespondent im Ersten Deutschen Fernsehen zu denjenigen, die demonstrierten, wie sehr »Paris–Berlin« jeden betreffen musste, der in den deutsch-französischen kulturellen Beziehungen etwas Unersetzliches, Zukunftsträchtiges sah.
    Er gehörte auch zu denjenigen, die sich vor einigen Jahren zusammentaten, um die Initiative des damaligen französischen Botschafters in Berlin, Claude Martin, aufzugreifen und eine Académie de Berlin zu gründen. Daraus bildete sich eine begeisterte Gruppe. Bedingung war, diese klein zu halten. Nicht mehr als zwanzig sollten wir sein, alle die französische Sprache beherrschen und eine starke Bindung an dieses Land haben. Die Académie umfasst heute zwanzig Mitglieder, darunter Thomas Gaehtgens, Detlev Ganten, Anselm Kiefer, Karl Kardinal Lehmann, Wolf Lepenies, Nils Minkmar, Jobst Plog, Volker Schlöndorff, Peter Scholl-Latour, Gesine Schwan, Alice Schwarzer, Spiros Simitis, Patrick Süskind, Erika Tophoven, Nike Wagner, Christina Weiss und Wim Wenders. Ulrich Wickert beriefen wir zum »Secrétaire perpétuel«, und Patrick Süskind liefert die präzisen Protokolle, die etwas vom Geist der freien Rede wiedergeben, die in dem kleinen Kreis vorherrscht. Der jeweilige französische Botschafter in Berlin ist der »Protecteur« der Académie de Berlin. Nach Claude Martin und Bernard de Montferrand ist dies jetzt Maurice Gourdault-Montagne. Jährlich vergibt die Académie im November einen Preis, nach Tomi Ungerer, Johannes Willms, den Verlagshäusern Matthes & Seitz Berlin und L’Arche Éditeur erhielt 2011 Stéphane Hessel die Auszeichnung. Zweimal im Jahr treffen wir uns unter dem Vorsitz von Richard von Weizsäcker, dem Ehrenpräsidenten, am Pariser Platz in Berlin zu einer Sitzung, auf der über die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der Vertiefung der deutsch-französischen Beziehungen diskutiert oder gestöhnt wird.

    Anselm Kiefer, Werner Spies, Klaus Staeck und Ulrich Wickert

    Eine weitere bizarre, schwer verdaubare Erfahrung machte ich bei den Vorbereitungen von »Paris–Berlin«. Es war unmöglich, von privater Seite irgendeine Hilfe zu bekommen. Die Vertreter der deutschen Industrie- und Handelskammer in Paris luden mich zwar zu einem üppigen Mittagessen ein, ließen mich jedoch zwei Tage später wissen, sie hätten nichts für dieses Projekt erreichen können. Ich fand dies absolut lamentabel, denn später führten sie ihre Kunden ins Centre Pompidou und schmückten sich ohne Scheu mit dieser Ausstellung. In Berlin hatten wir bereits unersetzliche Mitarbeiter gefunden. Hanne Bergius, Eckhart Gillen, Peter Hielscher und Freya Mülhaupt waren zuvor schon durch ihre pluridisziplinären Ausstellungen für die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) im Künstlerhaus Bethanien aufgefallen. Sie kannten das Thema in all seinen Verästelungen und vermochten viele wichtige unbekannte Dokumente aufzutreiben, die den sozialen und politischen Hintergrund betrafen. Dazu kamen die überaus motivierten, vom Thema besessenen Mitarbeiter aus den vier Abteilungen des damals noch jungen Centre Pompidou. Das Unternehmen »Paris–Berlin« forderte nicht nur auf der professionellen Ebene zur Zusammenarbeit auf. In wenigen Monaten entstanden deutsch-französische Freundschaften, die zum Teil bis heute andauern. Nicht zu vergessen ist, dass Sammler, Historiker, Künstler und Künstlerwitwen von unserem Vorhaben richtiggehend elektrisiert schienen. Hannah Höch, Karl Hubbuch, die unermüdliche Pionierin Lotte H. Eisner, Tut Schlemmer, Elisa Breton, Sonia Delaunay, Ernst O.E. Fischer, Karl und Krista Gutbrod, Felicitas Baumeister, Claude und Françoise Hersaint, Nathalie Sarraute, Michel Leiris, Michel Butor, Jean

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