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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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aggressiv, der muss echt aufpassen. Und wenn er weiter die Dinger frisst, kriegt er auch bald keinen mehr hoch.« Sie schüttelte entnervt den Kopf und folgte ihrem Freund.
    Das Sexleben dieses Trampels war Wanda herzlich egal. Sie hatte das erste Geld für Stefan eingetrieben, das war wichtiger. Drei Euro waren drei Euro waren drei Euro. Triumphierend schloss sie den Kühlschrank wieder ab.
    »Und ich will für um elf den Punchbag buchen«, rief der Typ ihr quer durch den Raum zu. »Schreiben Sie’s auf, nicht, dass dann irgendein Clown denkt, er kann in meiner Zeit da ran.«
    Punchbag? Was war das? Egal. Wanda schrieb es trotzdem auf einen Zettel: Punchbag, um elf, für Rambo.
    Nach und nach kamen ein paar mehr Leute, hauptsächlich jung und männlich und ihren angestrengten Gesichtern nach nicht zum Vergnügen hier. Mittlerweile hatte Wanda sich schon ein bisschen an ihren neuen Tagesablauf gewöhnt und wie in ihrem Teeladen eine gewisse Ordnung und Routine geschaffen. Und wenn auch die schwitzenden jungen Männer des Herkules und die betulichen Kunden ihres ehemaligen Teeladens so viel gemeinsam hatten wie eine Speckschwarte mit einem Tofubrätling, so tat es Wanda doch gut, täglich wieder mit Leuten zu reden und ihnen helfen zu können. Woran sie sich aber niemals gewöhnen würde, war die schreckliche Beschallung hier. Jemand hatte schon wieder die Musikanlage angestellt und damit alle Anwesenden dem Gelaber eines hippen Radiosenders ausgesetzt, bei dem die Moderatoren sich in den Pausen zwischen hämmernden Bässen unverständliches Zeug an den Kopf warfen. Im Moment wummerte die Musik so laut, dass Wanda die Frage des jungen Mannes, der direkt vor ihr wild gestikulierte, kaum verstand.
    »Ich will an den Sandsack«, rief er ihr zu.
    Sandsack. Und was hatte das mit ihr zu tun? »Ja, dann gehen Sie doch«, erwiderte Wanda erstaunt.
    »Okay.« Er wandte sich ab und ging Richtung Ausgang, wo so ein rot-schwarzer Ledersack von der Decke hing, von dem Wanda sich ohnehin schon gefragt hatte, wozu er eigentlich gut sein sollte. Boxer trainierten doch immer an solchen Dingern, oder? Und in der Tat zog sich der Mann gerade ein paar dicke Handschuhe an und fing an, um den Sack herumzutänzeln und gelegentlich klatschende Schläge darauf abzufeuern.
    »Oi!«, brüllte es durch den Raum. »Weg da!«
    Rambo marschierte durch den Raum, sein Gesicht verhieß nichts Gutes. Wanda verdrehte die Augen. Der nun wieder.
    Der Mann hörte auf zu boxen und zu hüpfen. »Gibt’s ein Problem?«
    »Klar gibt’s ein Problem. Ich hab den Punchbag gebucht. Für um elf. Jetzt ist es um elf, Alter.«
    »Genau. Und von elf bis halb zwölf trainiere ich hier. Da musst du wohl warten.«
    »Ich muss warten? Tickst du noch richtig? Ich hab reserviert, bei der Oma da hinten, und du haust jetzt ab, kapiert?«
    »Sonst hast du kein Problem, oder? Ich hab den Bag gebucht, und du gehst mir jetzt mal aus dem Gesichtsfeld, sonst garantier ich für nichts.«
    Wanda zuckte zusammen. Sandsack, Punchbag, wer konnte diese komischen Begriffe schon verstehen? »Äh, Entschuldigung«, versuchte sie sich bemerkbar zu machen, aber niemand beachtete sie. Rambo packte die Schultern des Boxers und schubste ihn zur Seite. »Und tschüs!«
    »Ritschie«, quiekte das Mädchen mit dem flachen Bauch erschrocken. »Sei doch nur nicht so aggro, Mann.« Sie trippelte hilflos hin und her. »Das machen garantiert deine Anaboli…«
    »Schnauze!«, brüllte Ritschie. Sein Gesicht war puterrot, Adern traten an der Stirn hervor.
    »Gedopt, was?« Der Typ am Sandsack grinste verächtlich. »Hast du schon Schrumpfhoden?«
    Ohne Vorwarnung holte Ritschie aus und schlug zu.
    »Großer Gott!« Wanda fiel der Stift aus der Hand, das Mädchen kreischte, ein dritter Mann kam hinzu.
    »Mädels, Mädels, ruhig Blut!« Er versuchte die beiden Kraftprotze zu trennen, die jetzt wütend aufeinander einschlugen.
    »Meine Herren!«, rief Wanda unglücklich. »Was soll denn das, nun hören Sie doch auf!« Der Sandsack hatte einen Hieb abbekommen und schwang gefährlich hin und her. Aus den Augenwinkeln konnte sie jetzt etwas Braunes erkennen, das vor der Tür auftauchte. Ein Gesicht erschien und schaute neugierig durch die Glasscheibe herein. Ach, du lieber Himmel, war das nicht …
    In dem Moment, als der alte Herr Gilder erwartungsvoll zur Tür hereinspaziert kam, gelang es dem Boxer, Ritschie abzuwehren. Ritschie flog zu Boden, drosch mit letzter Verzweiflung blind um sich und rammte

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