Mein Herz und deine Krone
es dann auch mit ihrer Hoffnung, bald nach Australien zurückkehren zu können. Nach Munwannay, wo das Grab ihres Sohnes war. Ihr Zuhause wäre dann in Aristo … als Andreas’ Accessoire?
Eine Liebeserklärung hatte er ihr bisher jedenfalls nicht gemacht, sondern erklärt, sie müsse ihn heiraten, um seine Familie aus politischen Querelen herauszuhalten. Im Gegenzug würde er die Schulden ihres Vaters übernehmen.
Und wo blieb sie in diesem Deal? Genau darüber hätten sie heute reden sollen. Nüchtern und rein geschäftlich …
Gedankenverloren strich sie mit der Fingerspitze über ihre Lippen, die von Andreas’ hungrigen Küssen geschwollen waren.
Von draußen hörte Holly ein helles, klingendes Geräusch, als würde Glas gegen Glas stoßen, dann verebbte das Stimmengemurmel. Wohin ging Andreas jetzt? In sein Bett? Um in Ruhe darüber nachzudenken, welche Trümpfe er noch aus dem Ärmel ziehen konnte, um sie zu einer Heirat zu überreden?
Prinz Andreas Karedes … ihr Ehemann! Unvorstellbar! Oder nicht?
Sie musste darüber nachdenken. Gründlich.
Auf keinen Fall würde sie in den goldenen Käfig klettern, ohne die Fakten und Fallstricke zu kennen. Andreas und sie mussten die Hände voneinander lassen und ernsthaft miteinander reden …
Es hat nicht funktioniert!, gestand Andreas sich frustriert ein. Aber wie sollte er Holly auch zu etwas überreden, von dem er selbst nicht hundertprozentig überzeugt war? Wie sollte er die Vor- oder Nachteile einer Vernunftehe abwägen können, wenn er vor Sehnsucht und Verlangen nach der Frau seines Herzens in Flammen stand?
Von klein auf war er dazu erzogen worden, die Ehe einerseits als königliche Pflicht und andererseits als notwendiges Übel anzusehen. Leidenschaft war etwas, das mehr oder weniger diskret auf einem anderen Schauplatz stattfand.
Und Liebe? In der Ehe seiner Eltern hatte sie jedenfalls keine Rolle gespielt.
Zur Hölle! Wenn er doch nur mehr Zeit zur Verfügung gehabt hätte! Holly hatte sie von ihm verlangt, um nachzudenken. Doch er konnte nicht einfach die Hände in den Schoß legen und abwarten, bis sie zu einem einsamen Entschluss gekommen war.
Schon halb im Pavillon, machte Andreas abrupt kehrt und strebte in langen Schritten auf den im Dunkel liegenden Strand zu.
Was sollte er also tun? Sofia feuern und Hollys Schlafzimmertür eintreten, um sich einfach zu nehmen, wonach er sich verzehrte? Vielleicht würde sie sich ja sogar darüber freuen?
Eher nicht!, entschied er grimmig. Denk nach, Mann!
Wenn er sie wenigstens zur befristeten Vernunftehe überreden konnte, würde ihm das die notwendige Zeit verschaffen, wirk lich nachzudenken!
Zum Beispiel darüber, was die Holly ausgemacht hatte, die er damals gekannt und geliebt hatte. Das stolze, wilde Mädchen mit dem grandiosen Lachen und dem unbezwingbaren Drang nach Freiheit und Abenteuer … Holly, wie sie ihn auf Munwannay, zusammengerollt in einem Korbstuhl auf der Veranda … den alten Hütehund zu ihren Füßen, mit verschlafenem Lächeln begrüßt hatte, als er mit ihrem Vater vom Flughafen kam.
Abrupt blieb er stehen.
Es war ein verrückter Gedanke. Absolut verrückt und schrecklich sentimental. Aber was er dringend brauchte, war irgendeine Geste, ein Geschenk, mit dem er an Hollys Herz rühren konnte …
Keine fünf Minuten später war Andreas zurück im Pavillon. Gott sei Dank gab es einen Internetzugang auf der Insel. Selbst, wenn er Glück hatte, konnte das, was er vorhatte, die ganze Nacht in Anspruch nehmen. Wie gut, dass die Palastbediensteten daran gewöhnt waren, sich Tag und Nacht bereitzuhalten. In den nächsten Stunden würden sie auf jeden Fall nicht zum Schlafen kommen!
5. KAPITEL
Es war zehn Uhr morgens, als Holly sich endlich aus ihrer Suite wagte.
Sofia fegte die Fliesen rund um den Pool. Eine Arbeit, die normalerweise Nikos verrichtete. Holly hatte Andreas’ Haushälterin schon seit einer Stunde bei ihrer Arbeit singen hören, bis ihr schließlich aufgegangen war, dass Sofia ihr damit anscheinend ein Zeichen geben wollte, das so viel bedeutete wie: Die Luft ist rein .
„Er ist gegangen“, verkündete sie dann auch resolut, als Holly vorsichtig den Kopf durch die Tür zum Innenhof steckte.
„Gegangen …?“
„Er sagte, er wäre wahrscheinlich heute Abend zurück, aber du sollst dir keine Sorgen um ihn machen.“
An irgendeinem Punkt ihrer kurzen Bekanntschaft war Sofia einfach zum familiären Du übergegangen.
„Mir keine Sorgen machen! Was ist das
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