Mein ist dein Tod
begann rhythmisch auf und ab zu zucken, während er sie mit zwei Fingern massierte, dann stemmte sie sich fordernd hoch und er drang in sie ein. Sie war noch warm vom ersten Mal und feucht und weit.
Eine Sekunde lang dachte er, dass diese Stellung als zweiter Akt ziemlich unromantisch war, aber es hatte sich so ergeben. Als hätte Lena seine Gedanken gespürt, machte sie sich nach einer lustvollen Weile von ihm frei, drehte sich auf den Rücken und er blickte direkt in ihre Augen, während sein Glied über ihrem Bauch wippte.
Irgendwo dort, hinter diesem schönen Blick lauerte ihre Krankheit, doch so sehr er auch suchte, er fand sie nicht. Er sah ein Leuchten und weiche Gesichtszüge, sanft zurückgezogenen Lippen und kleine weiße Zähne. Er schob sich in sie, wo er sich Zeit ließ. Sie bäumte sich auf und nagte an seinen Brustwarzen, er warf den Kopf zurück, als sie sich in seinem Hintern verkrallte, er drückte und spießte sie auf, dann verlor er die Kontrolle und überließ sich dem Drängen und einem Orgasmus, der vehementer und intensiver war, als der zuvor. Auch Lena war nun lauter, bäumte sich ihm entgegen, erbebte und verebbte schwer atmend.
Nach endlosen und herzrasenden Minuten stützte sie sich auf und sagte: »Nicht schlecht für einen Mann deines Alters.«
Max grinste. »Das war erst der Anfang.«
» Angeber.« Sie küsste ihn sanft auf die Lippen. Ihre Finger strichen über das Amulett, das er um den Hals trug. »Was ist das?«
» Eine sogenannte Hundemarke. Mein Vater schenkte sie mir, als ich mein Studium begann. Sie gehörte ihm. Er meinte, sie sei wertvoll, da er am selben Tag als GI nach Deutschland gekommen war wie Elvis Presley. Darauf war er immer sehr stolz.«
»Männer haben einen komischen Geschmack.« Sie zwinkerte. »Und nun?«
» Es ist kurz nach Mitternacht. Ich möchte, dass du heute bei mir bleibst. Das Bett ist groß genug für uns zwei, wie wir bewiesen haben.«
» Und meine Träume?«
» Bist du sicher, du wirst sie haben?«
» Und wenn?«
» Dann bin ich bei dir. Ich werde über dich wachen.«
» Sag das nochmal, mein Ritter. Es klingt so schön.«
Max schmunzelte, drückte sie an sich und streichelte ihre Haare. Er flüsterte in ihr Ohr: »Lena, ich werde über dich wachen.«
12
Berlin, 1989
Max war sich bewusst, dass er auf seinen Vater aufpassen musste.
George W. Fielding war auf dem besten Wege, den Verstand zu verlieren. Max staunte nicht schlecht, als er eines Morgens aufwachte, ins Badezimmer ging und dort folgende Worte an den Spiegel geschmiert fand, mit Zahnpasta, gut lesbar:
Mein ist dein Tod!
Er beschloss, seinen Vater vorsichtig danach zu fragen, doch dieser war unterwegs, vermutlich auf dem Weg in eine Kneipe, von denen es in Berlin so viele gab.
Der Satz ging Max nicht aus dem Kopf. Er kramte ein paar Mark zusammen, denn das meiste Geld führte sein Vater bei sich , und war einmal mehr froh, dass Miete und Nebenkosten vom Sozialamt direkt an den Vermieter gezahlt wurden. So behielten sie ihre Wohnung, auch wenn der Kühlschrank leer war.
Max hatte einen großen Bekanntenkreis, wo er sich durchschnorren konnte und die eine oder andere Mark abstaubte.
Es waren Sommerferien. Keine gute Zeit für Max, der gerne lernte und durch den erschreckenden Satz am Spiegel einmal mehr darin bestärkt wurde, dass seine Aufgabe darin lag, seelisch kranken Menschen zu helfen. Doch wieso eigentlich, wenn er noch nicht einmal seinem Vater helfen konnte? Er las in einer Freud-Biografie, als sich die Tür öffnete.
Dad war alleine.
Er stolperte in das kleine Wohnzimmer. Er stank nach Schnaps. Nicht mehr nach teurem Jim Beam, sondern nach billigem Fusel. Sofort erkannte Max, dass sein Vater dennoch ansprechbar war. Die verschiedenen Stufen seines Rausches kannte er ganz genau. Gut war, dass Dad kein brutaler Säufer war. Er hatte Max noch nie geschlagen. Hatte er genug, kippte er um oder legte sich ins Bett.
» Hallo Dad«, sagte Max gespielt teilnahmslos.
» Hello Max!«, antwortete George auf Englisch. War er besoffen, rutschten ihm immer wieder englische Worte über die Lippen.
» Was soll das mit dem Satz am Spiegel?«, kam Max gleich zur Sache. Das war nicht so, wie ein Psychologe vorgehen würde, aber darum scherte er sich jetzt nicht.
» Was’n Satz? Mirror, mirror, what did I see?«
» Mein ist dein Tod!«
George starrte seinen Sohn an, dann verzog er das Gesicht und grinste. »Kam mir so in den Sinn.«
» Und dann versaust du so einfach
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