Mein Ist Die Nacht
Kriminalhauptkommissar von
Franka und Micha berichten, was sie in Erfahrung gebracht
hatten.
»Somit hat Clay
einen sehr bürgerlichen Namen. Er heißt Kai
Kötter.« Franka hielt den Zettel mit der Anschrift von
Clay in die Höhe. »Hier werden wir gleich hinfahren und
ihn befragen. Je nachdem wie das Gespräch verläuft,
werden wir ihn direkt in Untersuchungshaft
bringen.«
Bever hatte keine
Einwände und versprach, Kai Kötter zu durchleuchten.
»Wenn er ein derart bewegtes Leben hat, dann taucht er mit
größter Wahrscheinlichkeit in unseren Datenbänken
auf, auch, wenn Mandy Klimmek das erste Opfer war, das er auf diese
grausame Weise getötet hat.«
Er griff zum
Hörer und wählte eine Nummer im Haus. »Enthält
der Rechner von Mandy Klimmek brauchbare Informationen?« Er
blickte zu Franka und Micha hinüber, während er lauschte.
»Dann komm bitte kurz rüber, Franka und Micha sind hier
- das wird sie sicherlich interessieren.«
Es verging kaum eine
Minute, bis Georg Brackwede erschien. Unter den Arm geklemmt hatte
er eine Mappe, die er nun auf den Besprechungstisch warf. Er
grinste die Kollegen an.
»Gute
Nachrichten: Es hat einen Kontakt zwischen Mandy Klimmek und dem
mutmaßlichen Täter gegeben. Sie haben sich, wie ihr
bereits vermutet habt, in einem Forum kennen gelernt. Dort ist die
Rede von erotischen Aufnahmen, die er von ihr machen
wollte.«
»Das scheint
sein Spezialgebiet zu sein.« Micha schlürfte von seinem
Kaffee und wandte sich an Franka. »Immerhin hast du
herausgefunden, dass sie als Prostituierte unterwegs war, obwohl
sie mit Belter liiert war. Vielleicht hat sie neue Bilder für
ihre Internetpräsenz benötigt.«
»Das
herauszufinden, ist euer Part.« Georg Brackwede
blätterte in seinen Unterlagen. »Wie gesagt, der Kontakt
mit diesem Clay, oder Dark Lord, wie er sich auch nennt, ist
nachgewiesen. Damit ist er sicherlich auch die Nummer eins auf
eurer Liste. Ich habe mir auch die Mühe gemacht, Mandy
Klimmeks andere Kontakte herauszufiltern und bin so auf die
Kontakte gestoßen, die sie zu ihren Freiern hatte. Leider
nicht sehr ergiebig, da die meisten Verabredungen über Handy
getroffen werden. Und ihr Handy dürfte in der alten Fabrik
verbrannt sein, insofern kann ich nichts rekonstruieren, sorry,
Leute.«
»Für das
Geschäftsgebaren dieses Bernd Wiesinger dürften sich
übrigens die Kollegen von der Sitte interessieren«,
wechselte Micha das Thema und berichtete von Wiesingers
schlüpfriger Internetpräsenz. »Er vermittelt
Prostituierte, die sich unter dem Deckmantel, nymphoman veranlagt
zu sein, das Taschengeld aufbessern. Schon mal was von Hobbyhuren
gehört?«
Anstatt zu antworten,
erhob sich Bever und umrundete seinen Schreibtisch. Wieder griff er
zum Telefon. Diesmal wählte er die Nummer des KK 12. Die
Sitte. Er sprach mit Hauptkommissar Schimpf, einem alten Freund,
mit dem er sich nach Feierabend öfters zum Squash spielen traf
und bat ihn, in sein Büro zu kommen. Hans Schimpf war Anfang
fünfzig, von stämmiger Natur und trug die Haare extrem
kurz. Der Blick durch die dünnen Gläser seiner Brille war
wachsam, seine Lippen schmal. Zu einer Jeans trug er ein modisches
Hemd und ein Sakko. Mit einem Stift und Notizblock bewaffnet,
ließ auch er sich am Besprechungstisch in Bevers Büro
nieder. Aufmerksam hörte er sich Michas Ausführungen
an.
»Hier scheint es
mir um die Verbreitung pornografischer Erzeugnisse im Internet und
um die Anstiftung von Prostitution zu gehen«, zog er sein
Fazit, während er sich Notizen machte und sich nachdenklich
die Schläfen massierte. »Wir werden ihn auf jeden Fall
besuchen«, versprach er, an Franka gewandt. »Was ihm
letztlich nachzuweisen ist, müssen wir abwarten. Aber auf
jeden Fall werde ich ihn gleich mal
durchleuchten.«
»Das sollten wir
auch mit dem Fotografen tun«, murmelte Bever.
»Er ist
sicherlich durch unseren Besuch vorgewarnt«, fürchtete
Franka und leerte ihre Tasse. Ungeduldig blickte sie auf die
Armbanduhr und gab Micha ein Zeichen zum Aufbruch. »Wenn
alles geklärt ist, möchten wir jetzt keine Zeit
verlieren«, bemerkte sie, während sie sich erhob.
Irgendetwas sagte ihr, dass der Countdown für die Verhaftung
des geheimnisvollen Phantoms
lief.
Er hatte genug
Menschenleben auf dem Gewissen, und es war höchste Zeit, ihm
das Handwerk zu legen. Bever hatte sich wieder erhoben und holte
eine Klarsichthülle von seinem Schreibtisch. »Diese
Aufnahme wollte ich gerade zum Einsatztagebuch
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