Mein Ist Die Nacht
Teil war eine Mutter damit beschäftigt, die
Angebote von Klopapier und Haushaltsrollen zu vergleichen. In der
Sitzvorrichtung des Einkaufswagens saß ein kleines Kind, das
sich neugierig zu Rebecca umblickte.
»Nee, unser
Detektiv ist auch gerade gekommen.« Gisela winkte ab.
»Er hockt schon hinten im Büro und guckt
Fernsehen.« Sie deutete mit dem Kinn auf die kleinen
Überwachungskameras, die an verschiedenen Orten im Laden
befestigt waren. Da sich die Ladendiebstähle in der letzten
Zeit gehäuft hatten, hatte sich der Bezirksleiter dazu
entschlossen, einen Ladendetektiv zu engagieren. »Aber wenn
der erst nachmittags hier auftaucht, bringt das nichts, wenn du
mich fragst.«
»Die Herren in
der Geschäftsleitung wissen schon, was sie tun«,
erwiderte Rebecca. »Ich geh schnell nach hinten und zieh mich
um, dann bin ich da, und du kannst nach Hause.«
»Mach ruhig,
Mädchen. Wie gesagt, ich habe alle Zeit der Welt.«
Gisela lächelte gutmütig und zog im Regal für
Kindernahrung die Ware vor. »Ich halte hier die Stellung, bis
du soweit bist.«
»Danke.«
Rebecca eilte durch die Gänge in den hinteren Teil des Ladens,
wo sich das Büro und der Pausenraum für die Angestellten
befanden. Als sie die Tür mit der Aufschrift »Zutritt
nur für Personal« passiert hatte, blickte sie in zwei
erschrockene Augen.
»Haben Sie mich
nicht über die Videoüberwachung kommen sehen?«,
fragte Rebecca und deutete auf die vier kleinen
Schwarzweißmonitore, die der Ladendetektiv auf einem Brett
über dem Schreibtisch aufgestellt hatte. Die Bildschirme
zeigten verschiedene Gänge des kleinen Marktes. »Doch,
schon«, murmelte der Detektiv nun. »Aber ich …
nun … ich war abgelenkt, weil das Telefon geklingelt
hat.«
»Na, Sie sind
mir ja ein Detektiv.« Rebecca schmunzelte und verschwand im
angrenzenden Pausenraum. Den Ladendetektiv konnte sie nicht
zuordnen. Der Bezirksleiter wechselte diese Leute oft aus, und es
kam selten vor, dass der gleiche Detektiv zweimal die gleiche
Filiale überwachte.
Im Pausenraum gab es
drei Blechspinde, in denen die Angestellten ihre persönlichen
Dinge unter Verschluss aufbewahren konnten. Sie zog die Jacke aus
und hing sie an den Haken, um sich den weißen Kittel, der
frisch gewaschen und gebügelt für sie bereit hing,
überzustreifen. Nachdem sie ihr Aussehen im Spiegel
überprüft hatte, war sie einsatzbereit. Ein letztes Mal
dachte sie an die aufregende letzte Stunde. Roland war zur Arbeit
gewesen, als sie sich im Chat mit dem geheimnisvollen Unbekannten
getroffen hatte. Sie hatte dem geheimnisvollen Unbekannten
eröffnet, dass ihr Mann überhaupt nicht sehr begeistert
davon war, dass sie sich im Internet einem wildfremden Menschen
anvertraute. Doch dieser Fremde fühlte wie sie, er dachte wie
sie. Bald schon würde er sich mit ihr treffen.
Sie solle sich von
ihrem Ehemann nicht unterkriegen lassen, hatte er ihr empfohlen.
Seine Eifersucht sei kindisch und entbehre jeder
Grundlage.
Er würde sie
mitnehmen zu einem Treffen von Gleichgesinnten. Für ihn war es
keine Frage, dass Vampire nicht nur in Büchern und Filmen
existierten. Er war der Ansicht, dass Vampire zum wirklichen Leben
gehörten und eine kleine Gruppe am Rande der Gesellschaft
wären. Keine Untoten. Keine Monster. Das wiederum hatte
Rebecca zum Anlass genommen, um sich über ihre eigenen
Empfindungen Gedanken zu machen. Sie selber hatte in der
Vergangenheit schon öfters bemerkt, dass sie die Hälse
ihrer Mitmenschen magisch anzogen, dass der Gedanke an
leidenschaftliche Bisse sie in einen eigenartigen Taumel
versetzten. Mehrmals hatte sie sich schon gefragt, ob sie
vielleicht nicht ganz normal sei.
Der Fremde hatte ihr
gesagt, dass es nicht anstößig sei, sich nach dem Blut
der Mitmenschen zu sehnen. Ihm erginge es ähnlich, und da
würden sie nicht alleine stehen, nur, dass sich in den
seltensten Fällen Menschen mit ihren wahren Sehnsüchten
auseinandersetzen würden. Der Gedanke daran jagte Rebecca auch
jetzt, Stunden nach dem Gespräch, einen Schauer über den
Rücken. Doch so sehr sie sich vor dem Fremden fürchtete,
so sehr faszinierte sie auch seine geheimnisvolle Art. Sie konnte
es kaum erwarten, ihn einmal persönlich kennen zu
lernen.
Nur Roland durfte um
Himmels Willen nichts davon erfahren, dass sie sich mit diesem Mann
traf Er würde rasen vor Eifersucht. Sie war froh, dass er nach
seinem Wutausbruch überhaupt wieder zurück gekommen
war.
Mit einem Knall schlug
Rebecca nun die eiserne Tür des
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