Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
bestehendem gegenseitigen Respekt.
»Ordnung und eine verantwortungsbewusste Regierungsführung werden nicht ausreichen, um die Normandie an England zu binden«, begann Heinrich. »Wir brauchen auch eheliche Verbindungen zwischen den Edelleuten.«
Eine Vorahnung kroch Roberts Rückgrat hinauf. Eheliche Verbindungen? Meinte der König etwa – gütiger Gott, mögen alle Heiligen ihn schützen!
»Ich habe heute einen Brief bezüglich einer willigen jungen Dame von meinem Onkel, Bischof Beaufort, erhalten. Wenn das Wetter hält, könnte sie jederzeit hier ankommen.«
Schweiß perlte Roberts Rücken hinab. »Eine junge Dame, Sire? Wie jung?« Bitte, Gott, keine jugendliche Unschuld. Er war deutlich zu alt für so etwas.
»Sie ist eine Witwe von zweiundzwanzig Jahren.«
Besser als fünfzehn oder sechzehn. Aber nur ein bisschen. Er musste sich eine Ausrede einfallen lassen, aber was bloß? Verdammt, wenn er noch ein Troubadour wäre, würde der König so etwas niemals von ihm verlangen.
»Ich möchte Euren Rat«, sagte Heinrich und berührte mit den Spitzen seiner zu einem Dach zusammengelegten Finger sein Kinn. »Welchen der französischen Edelmänner, die mir die Treue geschworen haben, sollte ich durch eine eheliche Verbindung enger an mich binden?«
Gelobt sei der Herr! Erleichterung rann durch Roberts Körper. Er hoffte, man sähe es ihm nicht an.
»Die einzige Stadt, die zwischen meiner Armee und Paris liegt, ist Rouen«, sagte der König. »Ich will einen einflussreichen Mann in dieser Stadt. Ein Mann, der die Franzosen davon überzeugen kann, dass es in ihrem Interesse ist, sich schnell zu ergeben.«
Robert sog die Luft ein, um sich zu stabilisieren, und dachte über die Frage des Königs nach.
»Philippe de Roche«, sagte er und war froh, dass die Antwort so leicht war. »Er ist ein einflussreicher Mann in Rouen. Und als Mitglied der Burgunder-Fraktion ist er fürs Erste mit uns verbündet. Nach allem, was ich so höre, gilt seine einzig wahre Treue jedoch sich selbst.«
»Dann ist er nicht anders als die meisten französischen Edelleute«, sagte der König. Seiner Stimme war seine Missbilligung deutlich anzuhören.
»De Roche wird sich nicht an eine englische Dame binden wollen«, gab Robert zu bedenken, »solange er nicht weiß, aus welcher Richtung der Wind bläst.«
»Da die meisten Ländereien inzwischen von uns kontrolliert werden, wird er der Heirat zustimmen«, sagte der König lächelnd. »Aber wird er deswegen loyal bleiben?«
Robert zuckte die Achseln. »Die Heirat wird ihn jedenfalls daran hindern, eine Ehe einzugehen, die nicht in unserem Sinne ist.«
»Ich habe Grund genug, mehr zu erhoffen«, sagte der König. »Mein Onkel berichtet mir, dass diese junge Dame mit einem starken Willen und außerordentlicher Schönheit gesegnet sei.«
Robert hatte kein Interesse an den Eigenschaften der jungen Witwe.
»Vielleicht seid Ihr ihr auf Euren Reisen einmal begegnet?«, sagte der König. »Ihr Name ist Lady Isobel Hume – ihr Vater ist Sir Edward Dobson.«
Das Blut wich dermaßen rasch aus Roberts Gehirn, dass er kurz schwankte. Margarets Tochter. Der König sprach von Margarets Tochter. Die hierherkam. Nach Caen.
»Es ist viele Jahre her, dass ich in den Norden gereist bin«, sagte Robert und kämpfte darum, keine Miene zu verziehen. »Aber ich glaube, meine Truppe hat einige Male im Haushalt ihres Vaters gespielt.«
Die hübsche, kleine Isobel, die ihrer Mutter so ähnlich war. Sie hatte stundenlang zu seinen Füßen gesessen und seinen Geschichten gelauscht, am liebsten denen von König Artus und den Rittern der Tafelrunde.
»Sie war ein reizendes Kind«, sagte er und bedauerte sofort den wehmütigen Ton, der sich in seine Stimme stahl.
»Nun, sie ist kein Kind mehr«, schnauzte der König ihn an. »Ich weiß nicht, was ich mit ihr tun soll, bis die Hochzeit arrangiert werden kann. Es gibt hier keine englischen Edeldamen, in deren Obhut ich sie geben könnte. Sie hat einen Bruder, der in Gloucesters Armee dient, aber es wird eine Zeit dauern, bis er nach Caen kommen kann.«
»Gebt sie in meine Obhut, bis ihr Bruder hier ist.« Die Worte kamen über Roberts Lippen, bevor er sie auch nur gedacht hatte.
»Eine junge Dame? In Eure Obhut? Haltet Ihr mich für einen Narren?«
»Glaubt mir, ich reiße mich nicht um diese Bürde«, sagte Robert und hob beschwichtigend die Hände. »Wenn Ihr irgendjemanden sonst hättet, würde ich mich nicht zu meiner Pflicht bekennen.«
»Pflicht?«,
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