Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
einem weiten Bogen, der ihn ebenfalls in diesen Wald führen würde, jedoch ein gutes Stück von ihr entfernt. Sie ritt in den Wald hinein und peilte die Richtung an, in der sie die beiden Männer vermutete.
Nach einer Weile nahm sie endlich eine Bewegung zwischen den Bäumen wahr. Als sie bei den beiden Pferden ankam, stieg Panik in ihr auf. Die Sättel waren leer. Dann sah sie Stephen neben einem umgestürzten Baum, wie er sich über seinen Bruder beugte.
Sie sprang vom Pferd und kniete sich neben ihn.
»Was kann ich tun?« Sie ergriff Stephens Arm und blickte auf FitzAlan hinab.
O mein Gott! FitzAlan war über und über voller Blut. Ein Pfeil steckte über seinem Kettenhemd in seinem Hals.
»Wir hätten uns die Zeit nehmen sollen, volle Rüstung anzulegen«, sagte Stephen, während er versuchte, den Pfeil aus FitzAlans Hals zu ziehen. »Gebt mir etwas, um die Wunde zu verschließen. Rasch!«
Isobel zog das Brotbündel heraus, das sie in ihrem Hemd stecken hatte. Sie ließ Brot und Käse zu Boden fallen, schüttelte das Tuch aus und faltete es fest.
»Ich bin fertig.«
Stephen zog den Pfeil heraus, und sie drückte den Stoff auf die sprudelnde Wunde.
Gott stehe ihnen bei! FitzAlan war bewusstlos und totenblass.
Stephen drückte weiter auf die Wunde, während sie einen langen Streifen vom Rand ihres Umhangs riss. Dann wickelten sie gemeinsam den Streifen über den Stoff auf der Wunde, um seinen Rücken herum und unter seinem Arm hindurch. Stephen knotete den Streifen fest auf der Brust seines Bruders zusammen.
Sobald das geschafft war, packte Stephen Isobel an den Armen und sah ihr ins Gesicht. »Diese Männer sind noch immer da draußen. Ich muss sie ablenken, bevor sie in den Wald kommen.«
»Sie kommen hierher?« O bitte, bitte nicht.
» Ich komme sobald wie möglich zu dir zurück.« Er zog das Schwert und den Dolch aus FitzAlans Gürtel und reichte ihr beides. »Aber du musst zum Kampf bereit sein, falls einer von ihnen an mir vorbeikommt.«
Ogottogottogott.
»Du schaffst das, Isobel«, sagte er und schaute ihr fest in die Augen. »Wenn einer der Männer kommt, wird er denken, er habe eine hilflose Frau vor sich. Das ist dein Vorteil.«
Sie blickte an sich herab und sah, dass ihr Haar sich gelöst hatte und offen auf ihre Schultern fiel. Wo war ihre Kappe? Sie musste sie verloren haben, als …
Stephen nahm ihr Kinn und zwang sie dazu, ihn wieder anzusehen. »Nutze seine Unwissenheit aus. Benutze dein Schwert. Töte ihn, Isobel. Töte ihn.«
Konnte sie das tun? Seine Augen bohrten sich in ihre, bis sie nickte.
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie hart. »Gib ihm keine Chance.«
Als Stephens Pferd durch das Unterholz preschte, schaute sie auf den Mann hinab, dessen Schutz ihr anvertraut war. König Heinrichs berühmter Heerführer. Geliebter Ehemann von Catherine. Sie war daran schuld, dass er hier schwer verletzt am Boden lag. Sie hatte die Männer von der wahren Gefahr abgelenkt.
Sie atmete tief ein und ging zu den Pferden, um eine Decke und einen Flachmann zu holen. Nachdem sie die Decke um FitzAlan gewickelt hatte, scheuchte sie die Pferde davon, damit sie ihr Versteck nicht verrieten. Dann sammelte sie Arme voller Laub und schichtete es um FitzAlan herum auf.
Als FitzAlan weitestgehend versteckt war, setzte sie sich neben ihn hinter den umgestürzten Baumstamm. Der Geruch vermodernden Holzes und Laubes füllte ihre Nase, während sie Bier aus dem Flachmann in seinen Mund tröpfelte. Er schluckte, ohne aufzuwachen.
Abwechselnd sah sie nach FitzAlan und über den Rand des Baumstamms. Obwohl Stephen noch nicht lange weg war, kam ihr jeder Augenblick wie ein Tag vor. Sie erlaubte sich nicht darüber nachzudenken, was sie tun würde, wenn er nicht zurückkäme.
Gott, bitte beschütze ihn. Beschütze ihn.
Sie hörte einen Zweig knacken. Mit der einen Hand umklammerte sie das Schwert und mit der anderen den Dolch, während sie sich behutsam hochschob und über den Rand des Baumstamms linste. Nichts.
Sie hielt den Atem an und lauschte.
Da war es wieder.
Sie wandte sich suchend nach dem Geräusch um.
Dann sah sie ihn. Ein Mann. Keine zwanzig Meter von ihr entfernt. Er kam direkt auf sie zu. Sie setzte das Schwert ab, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
Heilige Muttergottes. Sie betete lautlos, dass die Anwesenheit des Mannes nicht bedeutete, dass Stephen tot war.
Der Mann kam näher. Sie musste nachdenken, einen Plan machen. Er trug keine Rüstung, deshalb
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