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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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in den letzten Monaten auch ein lasterhaftes Lotterleben geführt haben, tief in seiner Seele war er ein ernsthafter und gutherziger junger Mann. Und dieser junge Mann war kein Mörder.

9. KAPITEL
    Mit offenem Haar, das ihr in schimmernden Locken über die nackten Schultern floss, stand Lindsey in dem anstößig grellroten Seidenkleid vor dem Spiegel ihres Schlafzimmers und versuchte, Mut für ihr nächtliches Vorhaben zu fassen.
    „Gütiger Herr im Himmel!“
    Sie wirbelte herum beim schockierten Ton von Tante Delilah.
    „Tante Dee! Ich … ich dachte, du bist längst im Bett.“
    „Ich hörte dich in deinem Zimmer rumoren. Und da ich weiß, dass du tief in Sorge um deinen Bruder bist, wollte ich nach dir sehen.“ Delilahs Mund wurde schmal. „Wie, in aller Welt, kommst du an dieses abscheulich frivole Kleid, und wieso bist du so vulgär zurechtgemacht?“
    „Ich … nun … ich bin …“
    „Heraus mit der Sprache, mein Fräulein. Ich will die ganze Wahrheit wissen.“
    Lindsey gab sich mit einem tiefen Seufzer geschlagen. „Du klingst beinahe wie Thor.“
    „Thor … aha, das ist noch so ein Thema, worüber wir sprechen müssen. Im Augenblick aber will ich nur wissen, wieso du verkleidet bist wie … wie eine …“
    „Eine Dame des leichten Gewerbes?“, half Lindsey ihr auf die Sprünge.
    „Das wäre eine höfliche Umschreibung, ja.“
    „Das ist eine lange Geschichte, Tante Dee. Wenn du sie wirklich wissen willst, schließe bitte die Tür.“
    Die Tür fiel ins Schloss. Da ihr nichts anderes übrig blieb, als ihrer Tante die Wahrheit zu gestehen, begann Lindsey so einfach und knapp wie möglich zu erklären, welche Schritte sie bislang unternommen hatte, um die Unschuld ihres Bruders zu beweisen.
    „Du hast dich also nachts nach Covent Garden gewagt“, wiederholte Delilah tonlos.
    „Richtig. Dort sind die Morde an den Frauen begangen worden. Ich wollte mit den Nachbarn reden, um herauszufinden, ob irgendjemand etwas gesehen oder gehört hat, was uns nützlich sein könnte.“
    „Und hast du etwas erfahren?“
    „Nichts bei meinem ersten Besuch, deshalb muss ich dort wieder hin.“
    „Wie bitte? Es ist kurz vor Mitternacht!“
    „Die ermordeten Frauen waren Prostituierte, Tante Dee. Und die Lokale, in denen Prostituierte verkehren, sind tagsüber geschlossen. Das habe ich bereits herausgefunden.“
    „Aber …“
    „Kein Grund zur Sorge. Thor wird mich begleiten. Und an seiner Seite wird mir nichts zustoßen.“
    „Zugegeben, der Kerl ist stark wie ein Bär, aber …“
    „Er hat mir das Leben gerettet, Tante Dee. Das sollte ich dir wohl besser verschweigen, aber es ist die Wahrheit.“
    Tante Dee sank auf die Polsterbank vor Lindseys Frisiertisch.
    „Wie gesagt, ich habe mich bemüht, etwas herauszufinden, was uns helfen könnte, Rudys Unschuld zu beweisen. Ich war also wieder in Covent Garden, und zwar in Begleitung von Elias Mack.“
    „Grundgütiger, ist er dort in eine Schlägerei geraten?“
    Lindsey nickte.
    „Ich wollte ja nichts über den Bluterguss an deiner Wange sagen, aber …“,Tante Dee seufzte resigniert,„… du solltest mir besser die ganze Geschichte erzählen.“
    Notgedrungen berichtete Lindsey ihr in knappen Worten, dass sie sich mit Rudys alten Sachen verkleidet hatte und wodurch sie den brutalen Schlägertypen in der Spielhölle aufgefallen war.
    „Krista wusste von meinem Vorhaben und sagte Thor Bescheid. Hätte er uns nicht verfolgt und die Verbrecher niedergeschlagen, wären Elias und ich vermutlich nicht mit dem Leben davongekommen.“
    „Gütiger Herr im Himmel.“ Tante Dee wiegte ratlos den Kopf hin und her. „Dein Bruder sitzt im Gefängnis. Du begibst dich mitten in der Nacht als Mann verkleidet in die übelsten Spelunken der Stadt, und jetzt willst du im Aufzug eines liederlichen Flittchens wieder losziehen. Gott steh mir bei, ich weiß mir keinen Rat mehr.“
    „Tante Dee, wenn wir nichts tun, endet Rudy am Galgen.“
    Delilah ließ den Kopf hängen. „Ich weiß.“
    „Ich muss gehen, sieh das bitte ein. In Thors Begleitung bin ich sicher.“
    „Woher willst du das wissen?“
    Lindsey lächelte sinnend. „Ich habe ihn kämpfen gesehen.“
    Tante Dee verdrehte die Augen zur Decke. „Mein Kind, es ist meine Pflicht als deine Gouvernante und Aufsichtsperson, dich vor Gefahren zu bewahren.“
    Lindsey war im Begriff, zu einer Verteidigungsrede anzusetzen, als die Tante weitersprach.
    „Andererseits bist du eine erwachsene Frau. Und wie ich

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