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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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gekauft und dabei allerlei Neuigkeiten aus dem Gau erfahren, dankbar für eine Abwechslung im eintönigen Leben des Haslachtals, und fast jedesmal hatte Hildeger als Geschenk für die Hofherrin eine fremdartige Blume oder ein seltenes Kraut dabei, denn er wußte genau, wie sorgfältig sie ihren stillen Kräutergarten hegte und wie sehr sie die Pflanzen liebte.
    „Dich hier in Pitengouua anzutreffen, Haslachbäuerin, das habe ich nun wirklich nicht erwartet!“ rief er jetzt mit einem breiten Lächeln, und bei dieser dreisten Lüge mußte auch Richlint herzlich lachen. „Du hast schon besser geschwindelt, Hildeger, in der ganzen Gegend pfeifen es die Spatzen von den Dächern, daß mich mein Gemahl verstoßen hat und ich völlig mittellos hier in Pitengouua aufgenommen worden bin! In der Dornau droben wird dir Liutbirc mit viel Schadenfreude alles berichtet haben, und sicherlich hat sie kein einziges gutes Haar an mir gelassen und Chuonrad wegen seiner schlechten Frau von Herzen bedauert!“
    Der Händler schmunzelte. „Ich sehe schon, daß ich dir nichts vormachen kann, Richlint, und daß deine Ohren weit über die Lecha bis zum Dornauer Gutshof reichen! Es stimmt, in jedem Weiler und selbst in der kleinsten Hütte sprechen die Leute von dir und den Haslachern, und nicht nur mein Handel, sondern die schiere Neugier hat mich so schnell nach Pitengouua getrieben!“
    Die junge Frau wischte sich die nassen Hände an ihrem Kittel ab und schaute dem Mann offen und ein wenig nachdenklich in das runde, fröhliche Gesicht. „Nun gut, Hildeger, bevor du selber die ungeheuerlichen Geschichten glaubst, die man überall erzählt, will ich dir die Wahrheit berichten und dir sagen, wie die Sache mit mir und Chuonrad steht, denn ich habe nichts zu verbergen! Warte nur noch einen Augenblick, bis ich die Wolle ausgedrückt und im Strauch aufgehängt habe, dann trinken wir einen Becher kühlen Most zusammen und ich werde dir alles erzählen!“
    Wenig später saßen Richlint und der Händler auf einer schmalen Holzbank hinter der Hütte nebeneinander, und Hildeger schaute fragend auf die linke Hand der jungen Frau, mit der sie den tönernen Becher hielt. Dunkle Farbe war tief in die Hautfalten eingedrungen, obwohl sie sich Hände und Arme mit einem Lumpen gut abgewaschen hatte, und die Fingernägel leuchteten in der Sonne in rötlichem Braun. „Das kommt vom Färben,“ erklärte ihm Richlint, „mit der Zeit geht es ab und die normale Hautfarbe erscheint wieder. Nicht nur Wolle und Flachs nehmen die Farbe der Wurzeln und Pflanzen an, sondern auch die Haut der Menschen! Aber die schwarzen Hände machen mir nichts aus, denn das Färben ist meine Leidenschaft, und ich bin eine richtige Künstlerin darin geworden! Im Haslach habe ich von der alten Hedwig viel über Stoffe und den Färbevorgang gelernt, und wenn ich mich damit hier im Dorf nützlich machen kann, dann soll es mir recht sein!“
    „Willst du denn wirklich in Pitengouua bleiben, ganz allein in dieser alten Hütte?“ fragte Hildeger erstaunt, und Richlint wandte ihm ihr klares Gesicht zu und schaute ihn mit funkelnden, goldbraunen Augen an. „Und wo soll ich deiner Meinung nach hingehen, Händler? Du bist doch schlau und gewitzt, vielleicht fällt dir eine schöne Burg ein, in der ich glücklich leben kann, und nicht nur ein einsames, abgeschiedenes Kloster, wie es der Wunsch von Chuonrad und meinem frommen Bruder Rasso wäre!“
    Hildeger strich nachdenklich über seine Glatze. „Ins Kloster also wollen sie dich verbannen, die Herren, damit wieder Ruhe herrscht im Gau und sich die Aufregung legt! Kein schlechter Gedanke vom Haslachbauern, denn wenn du erst in der Obhut der Kirche eingeschlossen bist, kräht bald kein Hahn mehr nach dir, und er kann sich eine neue Frau zulegen, die ihm endlich seinen Erben gebärt!“
    Richlint schüttelte den Kopf. „Chuonrad will mich endgültig aus dem Weg haben, da hast du recht, aber Rasso liegt wirklich nur mein Wohl am Herzen, denn seit er als Mönch auf der Insel lebt, hält er wenig vom irdischen Leben und sieht Frieden und Glück nur noch im ewigen Gebet. Er hat mich schon im letzten Herbst gedrängt, ihm und seiner Frau ins Kloster zu folgen, weil er mich vor Chuonrad schützen wollte, aber dieser Weg ist nicht der meine, denn ich will frei von jeder Willkür leben und meine eigene Herrin sein!“
    Die braungefärbten Finger der jungen Frau umklammerten den Becher so fest, daß die Knöchel der Hand weiß hervortraten,

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