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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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ununterbrochen sanft und beruhigend auf Walburc ein, doch als sie sich zu uns wandte, war ihr Gesicht bleich und ohne Hoffnung.
    „Das Kind liegt nicht richtig, es kommt mit den Füßen zuerst, und Walburc hat keine Kraft mehr für eine so schwierige Geburt.“ Diese Worte zerrissen wie mit einem einzigen Hieb den grauen Nebel, der mich umgab, und ich schrie Justina verzweifelt an. „Du kannst doch etwas tun, Justina, du hast doch die Heilkraft und die Mittel, um Walburc zu helfen! Bitte, ich flehe dich an, bitte rette meine Schwester!“
    Auf mein Schreien hin kam unser Vater an die Tür, die ganzen Tage und Nächte hatte er draußen unter dem Schopf gewartet und gebetet, und jedesmal, wenn ich zum Wasserholen an ihm vorbei lief, hatte er mich an der Hand gepackt und nach Walburc gefragt. „Sie wird wieder gesund, unsere Walburc, du wirst schon sehen, Afra! Eure selige Mutter im Himmel beschützt euch Mädchen, sie bittet Gott und die Mutter Maria um Hilfe, so wie ich es hier auf Erden für euch mache! Du mußt Vertrauen haben, Afra, und glauben und beten!“ Dabei streichelte er immer wieder über meine Hand und wirkte so hilflos und unglücklich, daß ich ihn jedesmal tröstete und von einer Hoffnung sprach, die ich selbst nicht besaß.
    Jetzt stand er Justina gegenüber, aufrecht und entschlossen, und er sprach mit klarer Stimme und sah ihr dabei fest in die schwarzen Augen. „Wende jedes Mittel an, von dem du weißt, Justina, und versuche wenigstens, das Leben meiner Tochter zu retten, wenn auch das Kind dabei verloren ist! Bruno hockt in der Schmiede und ist vollkommen betrunken, der kann keine Entscheidung für sein Weib mehr treffen, aber du hast meine Erlaubnis und die Anweisung, alles zu versuchen, denn ich bin der Meier!“ Mit diesen Worten drehte sich Wezilo um und setzte sich wieder auf seinen Platz unter dem Schopf, und wir hörten bis in die Stube hinein sein lautes Beten.
    Justina schaute uns nur an. Die alte Hedwig hatte sich erschöpft auf einen Hocker fallen lassen, saß mit gebeugtem Rücken und lose herab hängenden Händen da, das faltige Gesicht müde und hoffnungslos. Uoda und Liutbirc standen neben ihr, Entsetzen und Verzweiflung spiegelten sich in ihren sonst so gelassenen und hochmütigen Mienen.
    „Tu, was der Meier gesagt hat, Justina!“ Uodas Stimme klang rauh und belegt, und sie schaute Justina, die doch nur eine Sklavin war und sonst ihrer Beachtung nicht wert, offen und freundlich an. „Wir müssen alles versuchen, damit Walburc am Leben bleibt! Ich weiß, daß ihr Hebammen ein Mittel habt, mit dem ihr eine Geburt vorantreiben könnt, und ich weiß auch, daß diese schwarzen Körner sehr gefährlich für das Leben von Mutter und Kind sind! Aber Walburc wird sterben, wenn wir noch länger warten, zusammen mit ihrem ungeborenen Kind wird sie sterben, wenn wir nur dabei stehen und nicht handeln, wir müssen ihr das Pulver eingeben, solange noch ein Funken von Kraft in ihr ist.“ Justina schaute fragend in meine verweinten Augen, und obwohl ich noch nie von diesem gefährlichen Mittel gehört hatte, gab ich heftig nickend meine Zustimmung und langte zugleich voller Angst nach ihrer Hand.
    Aus ihrem ledernen Beutel, den sie immer bei sich trug, nahm Justina ein kleines Tongefäß und schüttete ein paar schwarze Körner, ähnlich wie Getreidesamen, auf ihre Handfläche, verschloß das Gefäß wieder sorgfältig und zerstieß dann mit einem steinernen Stößel die länglichen Samen in einem Mörser zu feinem, dunklem Pulver. Mit etwas Wasser auf einem Löffel vermischt flößte sie meiner Schwester den Brei ein, und ich stützte dabei den Kopf von Walburc, die vor lauter Schwäche kaum schlucken konnte. Das Gesicht meiner Schwester war weiß wie frischgefallener Schnee, und ihre sonst so warmen, braunen Augen waren glanzlos und von dunklen Ringen umgeben.
    „Es wird dir bald besser gehen, Walburc,“ flüsterte ich ihr zu, „das Heilmittel von Justina wird dir und dem Kind helfen, ihr werdet beide leben, du mußt fest daran glauben!“ Walburc tastete mühsam nach meiner Hand. „Denk´ an dein Versprechen, Afra“, kam es fast tonlos von ihren aufgesprungenen, trockenen Lippen, und sie schloß die Augen und ließ den Kopf müde auf meinen Arm sinken.
    Justina hatte Walburc´s leise Worte gehört, aber sie fragte nicht nach dem Versprechen, das ich meiner Schwester gegeben hatte, sondern zog mich sanft, aber bestimmt zur Feuerstelle. „Dieses Mittel, Afra, das ich deiner

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