Mein Name ist Eugen
abzutropfen begann, war es das Auge vom Grümpel Schorsch!
«Nein !-- Nein!» schrie Herr Blank.
Die Gamelle zitterte in seiner Hand. Er kam noch eben dazu, sie ins Gras zu stellen, aber dann muss es ihm schwarz geworden sein, denn er, der nicht mit der Wimper gezuckt hätte, lag hinter seinem Stuhl im Gras und kam erst zu sich, als die Nässe ihn zu neuem Leben weckte.
Und was für ein Leben! Als er erkannt hatte, dass der Wrigley noch ganz und unbeschädigt war, da tobte er und stellte fest, mit einer solchen Bande sei ihm der ganze Tag vergällt, und bis zu Hause gab er keinem mehr ein gutes Wort.
Als wir abends von ihm Abschied nahmen, leuchtete in seinem Auge deutlich eine schlechte Zeugnisnote auf, und wir wussten, dass ein Mensch mehr auf Erden nach unserem Untergang trachtete.
Drei Wochen ging es noch bis zur Promotion. Zwei davon bildeten den Promotionsendspurt. Wir vergruben unsere Häupter in Hefte und Bücher, denn jetzt gings aufs Ganze, und manchmal bemerkte Wrigley halb verzweifelt, nicht einmal der Pestalozzi wäre gegen einen feindlichen Lehrkörper aufgekommen.
Ich glaube, wir drei wären alle geflogen, unseren Noten zum Trotz, wenn der gute alte Raimond nicht gewesen wäre. Der unterrichtet zwar französisch, und das ist eine Sprache, bei der es einem dünkt, sie sei erfunden worden, um Schüler hereinzulegen: Alles muss man genau so schreiben, wie man es nie und nimmer schreiben dürfte, wenn man richtig schreibt. Für Überraschungen ist dauernd gesorgt, und das ist umso überraschender, als es nichts langweiligeres und einfältigeres gibt, als französische Geschichten. Zum Beispiel den ersten Satz, den wir hatten, werde ich nie vergessen: «Mimi rit et dit: Fini.» Oder: «Une plume dure, une figure brune.» Idiotischere Sätze sind mir nie begegnet. Die Lehrerschaft fand zwar, das sei nur der Anfang. Später werde es besser, aber was ist besser geworden? — Etwa jener blöde Jean Bouvier aus Beaulieu, von dem im zweiten Buch erzählt wird? Ich habe nie ein grösseres Ekel gesehen, als diesen jungen Affen! Das eine Mal geht er zum Beispiel eine Seite lang ausschliesslich im Subjonktif von Beaulieu nach Vieuxvillage, um dort drüben den Satz zu prägen: «Poison sans Poisson est Boisson», und dann kehrt er in der nächsten Lektion ohne Sinn und Spitz im passé defini nach Beaulieu zurück.
Das ist nicht abzustreiten. Aber der alte Raimond kann nichts dafür. Für den gehen wir trotz seiner fatalen Sprache durchs Feuer. Er ist zwar zerstreut und ohne jede Ordnung, vergesslich wie ein Suppenhuhn und ungemein kurzsichtig, aber sein Herz ist aus Gold. Er ist der einzige, der weiss, wie brav wir sind, und wenn etwas schief geht, so bekommt er ein schräges Lächeln im Gesicht, und er hält seine Hand über uns wie ein Adler sein Gefieder, und wenn etwas ganz Arges vorfällt, wird er ein wenig traurig und munkelt: «Mon vieux» und sagt, man solle solche Sachen vorsichtigerweise nicht zu oft wiederholen, und das geht einem alle Mal durch Mark und Bein.
Vater Raimond hat uns vermutlich in der Lehrerkonferenz gerettet. Die Zeugnisse waren gar nicht schlecht, und bloss im Begleitbrief an die Eltern schrieb die Lehrerschaft, trotz genügender Leistung sei unsere Beförderung in die obere Klasse in Frage gestanden, denn bei solchem Unfleiss und solchem Betragen habe die Lehrerschaft erwogen, ob es für die Schule nicht eine Erlösung bedeute, wenn wir in ein anderes Institut hinüberwechseln. Trotz schwerer Bedenken sei man für diesmal noch zur Promotion geschritten in der Annahme und Hoffnung, dass unsere Eltern aus diesem Schreiben erzieherisch die nötigen Konsequenzen ziehen. Mit vorzüglicher Hochachtung.
Diesen Brief lasen wir mit Genuss, denn keiner der Lehrer schien daran gedacht zu haben, dass wir ihn noch vor der Haustür verschwinden lassen könnten. Wir versenkten ihn in die Aare, weil wir wussten, dass wir damit unsern Eltern viel Gram ersparen.
Und so war denn zu Hause eitel Freude. Vereint lobten uns die Väter und sagten, dem Fleiss gehöre der Preis, und sie erlaubten uns hiermit, am Frühlingslager im Tessin teilzunehmen. Die einzige Bedingung sei, dass wir so fortfahren wie bisher, und das gelobten wir aus vollem Herzen.
Lieber Leser, kennst du das Gefühl, wenn nach gehabten Sorgen die Ferien ausbrechen?
DER HANDBALLMATCH
Es frage mich nur niemand, wie wir ins Tessin gekommen sind. Denn erstens wird jeder ausdauernde Leser dieses Romans noch genug der Velo fahrten
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