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Mein Name ist Eugen

Mein Name ist Eugen

Titel: Mein Name ist Eugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Schädelin
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wir Vier seien unter allem Hund. Er habe sich veranlasst gesehen, unseren Eltern zu schreiben, um sie vor uns zu warnen.
    Wir wussten genau, was ein solches Schreiben zur Folge haben musste: Erstens bei uns drei eine Heimkehr wie zum jüngsten Gericht, und beim Bäschteli einen Besuch des gesamten Elternpaars, denn einen solchen Brief bekommen und mit einem Sprung ihre Cabriolimousine Richtung Gotthard besteigen, war bei denen eins.
    So waren wir denn geradezu zum Handeln gedrängt, und der Plan stand fest: Keinesfalls auf dem direkten Weg nach Hause. Das hiesse nur vom Regen in die Traufe. Sondern auf grossen Umwegen und sehr langsam durch die Schweiz, bis die Eltern daheim die nötige Portion Angst bekamen, den Zorn vergassen und uns, wenn wir schliesslich doch noch kamen, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden offenen Armen empfingen. Man kennt ja schliesslich seine Eltern, und der Wrigley sagte, es sei manchmal gut, wenn man ihnen die Liebe zu uns künstlich wecke.
    Darum schrieben auch wir einen Brief. Er lautete:
    «Sehr geehrter Herr Führer!
    Der Entschluss fällt uns schwer, aber angesichts der Tatsache, dass wir Vier der Harmonie des Lagerlebens abträglich zu sein schienen, ziehen wir die Kronsequen-zen; begangene Fehler wollen wir Ihnen gerne verzeihen, und im übrigen wünschen wir Ihnen eine nicht allzu düstere Zukunft.
    Uns nachzuforschen wollen Sie bitte unterlassen, denn nichts kann uns von unserem Entschluss abbringen: Der Weg ist uns gezeichnet mit vorzüglicher Hochachtung.

    Wrigley
    Eduard
    Eugen
    Bäschteli.»

    P. S. Die Ventile eurer sämtlichen Velos werden wir auf der Hauptpost Bellinzona deponieren.

    Zu diesem P. S. sagte der Wrigley, das sei eine Kriegslist, und nach Völkerrecht sei das erlaubt.

    Nach Mitternacht schlichen wir uns aus unseren Zelten davon, nachdem wir den müden Kläusen, welche alle weiterschliefen, die Schuhbändel entfernt hatten, damit ihnen die Verfolgung erschwert werde.
    Ganz still wars auf dem Lagerplatz, und wenn man gegen den See hinuntersah oder an die Hänge des Vercascatals hinauf; oder wenn man sich achtete, wie auf der anderen Seite der Mond, die Wolken und der Gipfel des Tamaro miteinander spielten; und drüben war die Magadino-Ebene und hier das Rebgelände mit den Steinmäuerchen und drüber die alten Mauern der Häuser von Tenero, — ach, da wurde es uns schwermütig, und wir bekamen das Gefühl, eine altbekannte Heimat zu verlassen. —
    Wenn nur die bösen Menschen nicht wären!
    Über solchen Gedanken bestiegen wir lautlos unsere Räder. Ich hatte wieder einmal mein liebes altes Oxyd unter mir, und das tat mir wohl.
    Ja, das Oxyd!
    So hiess mein Velo, weil es seit langen Jahren sehr viel Rost angesetzt hatte. Der Schorsch aus der Sekunda brachte dieses Wort aus der Chemie und hängte es meinem sehr guten Fahrrad an. Er verspottete mich oft und sagte, ich müsse demnächst das Velo wieder einmal frisch verrosten lassen, denn an der vorderen Gabel komme schon das blanke Metall zum Vorschein.
    Dieser Spott, welcher sich auch auf andere ausdehnte, hatte mich damals sehr aufgebracht, und fast ohne meine Schuld gab es in der Folge eine Tragödie.
    Das kam so:
    Um dem Spott zu wehren, wollte ich mein Oxyd frisch anstreichen, aber wie meistens, scheiterte der Gedanke auch diesmal am springenden Kostenpunkt, bis mir der Wrigley mit einer seiner Ideen zu Hilfe kam.
    Zu seinem Leidwesen besass der Wrigley eine Schwester, die ich in meinen Berichten bisher wahrlich nicht zu erwähnen brauchte. Diese Schwester war dummerweise einst zu einem Ball geladen.
    Das nennt man eine unglückliche Verkettung von Umständen.
    Denn zu diesem Ball erwarb sich die Schwester goldene Tanzschuhe, und seither stand im Schuhputzschränkchen der Familie Stalder eine kleine Flasche mit der Aufschrift:
    «Egü-Goldlack für Schuhe.»
    Daraufhin gab es eine zweite Verkettung: Die Schwester wurde seither lange nicht mehr eingeladen, und das Fläschchen blieb nutzlos stehen, bis ihm der Wrigley ein neues Wirkungsfeld zuwies: Mein altes Oxyd!
    Wir machten uns rüstig ans Werk, und nach zwei
    Stunden war mein Rad nicht mehr zu erkennen. Es glänzte und glich einem fahrbaren Bombardon.
    Der Wrigley hatte alles angestrichen: Sattel, Lenkstange, Schläuche und Flickzeug, und darum kam ich in den Besitz des schönsten Fahrrads nördlich der Alpen.
    Bloss einen einzigen Nachteil wies es auf: Als wir Vier eine Probefahrt hinter uns hatten, merkten unsere Mütter daheim, dass wir alle

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