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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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unterbrochen. Nicht schlecht: Obwohl ich bisher nicht mal eine lauwarme Spur hatte, wurde ich bereits bedroht.

    Um halb acht betrat ich die Redaktionsräume des Dülmener Kuriers. Die größte und zugleich einzige Zeitung des Ortes residierte seit gut einem Jahr in einem alten Gehöft. Die ehemaligen Schweineställe waren umgebaut worden und beherbergten jetzt die Druckerei. Gerhard Tilke, Karins begrenzt sympathischer Bruder, war der Chefredakteur. Natürlich lief ich ihm sofort über den Weg.
    »Wie geht’s, wieder einen Fall aufgeklärt?«, lachte er wiehernd und fuhr sich mit der Hand durch die halblangen Haare. »Oder willst du nur deinen Schwager in spe besuchen?«
    »Bin mit Schrage verabredet«, fiel meine Antwort denkbar knapp aus.
    »Mit dem Redaktionsdesperado? Viel Spaß. Ich verrate dir ein Geheimnis. Der hat den Job nur gekriegt, weil sein Onkel ein gutes Wort für ihn eingelegt hat. Schlemmbachs Seifenfabrik ist unser wichtigster Anzeigenkunde.«
    Hätte mich auch gewundert, wenn Jupp und Gerhard Freunde gewesen wären. Hätte mich auch gewundert, wenn Gerhard überhaupt Freunde hätte.
    »Willst du nicht mal mit Karin zum Brunch vorbeikommen? Es gibt alles, was das Herz begehrt. Scampis und Blubberwasser bis zum Abwinken«, mimte Gerhard den Mann von Welt.
    »Keine Zeit im Moment«, fielen mir ad hoc tausend andere Dinge ein, die ich lieber machen würde.
    Damit war der Smalltalk beendet. Gerhard wies mir den Weg zu Jupps Büro, falls man die drei Quadratmeter so bezeichnen konnte. Der Hippie hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und kritzelte auf einem Notizblock rum.
    »Schön, dass du da bist. Glückwunsch für das gute Spiel heute.«
    »War ganz okay. Wie ist dein Tag gelaufen?«
    »Entsetzlich«, stöhnte Jupp. »Das Hochzeitspaar hat mich endlos lange warten lassen, und als Krönung musste ich zur Musik eines grottenschlechten Alleinunterhalters Discofox tanzen. Wie tief bin ich gesunken? Aber genug davon, lass uns anfangen.«
    Jupps Fragen waren wenig progressiv: Was wollt ihr erreichen, wie siehst du die Gegner, ist euer System erfolgversprechend? Eigentlich hatte ich keinen großen Einblick, versuchte aber, jede Frage ausführlich zu beantworten.
    Nach einer guten Stunde meinte Jupp: »Das reicht. Daraus kann ich eine nette Reportage über den Aufstiegsgaranten zusammenbasteln. Sollen wir noch einen trinken gehen?«
    »Heute leider nicht. Aber du könntest mir weiterhelfen. Dein Onkel hat mich beauftragt, den Küppers-Mord aufzuklären.«
    »Ich weiß«, nickte Jupp. » Indem er dich engagiert hat, schlägt er zwei Fliegen mit einer Klappe. Bei der Lage der Dinge hätte er keinen anderen Stürmer mehr bekommen. Zudem suggeriert er der Öffentlichkeit, dass er aktiv zur Aufklärung beiträgt.«
    »Denkst du, dass der Mord von einem Konkurrenten oder vielleicht von einem durchgeknallten Fan verübt worden ist? Ich fische völlig im Trüben.«
    »Kann sein, aber ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Ist Tilkes Story. Wenn ich raten müsste, würde ich auf einen Mannschaftskollegen tippen. Angelo hat sich an jede Frau rangemacht, die nicht bei drei auf den Bäumen war. Einige Mitspieler sollen extrem eifersüchtig gewesen sein. Ob das als Mordmotiv reicht? Mit Ulrike hatte Küppers auf jeden Fall was, und wie ich gehört habe, hat Robert schon einige Nebenbuhler vermöbelt. Scheint das Steckenpferd der beiden zu sein: Sie vögelt sich durch die Gegend, und er vertrimmt anschließend die Kerle. Wobei man dazu sagen muss, dass Ulrike leicht ausgefallene Sexualpraktiken pflegt«, lachte er.
    »Was du nicht sagst.«
    »Nee, du hast doch nicht auch...? Mach dir nichts draus, ich bin auch schon bei der Trulla gewesen. Die baggert jeden an. Als ich gemerkt habe, wie die Alte tickt, bin ich sofort abgehauen. Zwei Souvenirs hat ihre Peitsche trotzdem auf meinem Rücken hinterlassen.«
    Zum Beweis drehte er sich um, zog sein Shirt hoch und präsentierte zwei Narben.
    »So weit sind wir nicht gekommen. Pur hat mich in die Flucht geschlagen.«
    »Pur? Bei mir lief Hyper Hyper. Wahrscheinlich habe ich deswegen mehr Dresche abbekommen.«
    Wir lachten schallend, während ich insgeheim hoffte, dass Hirschmann nichts von meinem vorzeitig abgebrochenen Schäferstündchen mit Ulrike erfuhr. Der Auftritt war heftig genug gewesen, da brauchte ich nicht noch ein neues Gebiss.
    »Es gibt da einige Gerüchte«, unterbrach Jupp meine düsteren Gedankengänge.
    »Was für Gerüchte?«
    »Einige

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