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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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und spazierte mit den anderen in die Kabine.
    Während des Umkleidens herrschte eine fast schon gespenstische Stille; jeder konzentrierte sich auf das wichtige Spiel.
    Die Ansprache des Trainers fiel kurz aus: »Männer, wir sind in den letzten Tagen unsere Taktik so oft durchgegangen, dass ich jetzt nichts mehr sagen muss. An euren Gesichtern kann ich ablesen, dass ihr euch der Bedeutung dieses Matches bewusst seid. Wenn ihr alle hochkonzentriert zu Werke geht, werden wir diesen Hinterwäldlern in den Arsch treten. Dieter, wenn du eine Bude machst, vergesse ich den Vorfall von eben, und Torsten, du hast die vielleicht wichtigste Aufgabe, diesen Stinker Ralf auszuschalten, der, wie wir alle wissen, mit Abstand die meisten Tore geschossen hat. Du weichst keinen Millimeter von seiner Seite, und bis zur ersten Gelben kannst du ruhig robust zur Sache gehen. Verschaff dir Respekt, und sei bei der Wahl der Mittel nicht zimperlich, alles klar?«
    Torsten nickte abwesend, mit den Gedanken schon auf dem Spielfeld.
    »Und jetzt raus! Einer für alle, alle für einen. Haut sie weg!«
    Die zusätzlichen Trainingseinheiten hatten sich gelohnt. Unsere Mannschaft spielte wie aus einem Guss, und so fiel fast zwangsläufig in der dreißigsten Minute das Führungstor. Ich war steil in den Strafraum geschickt und brutal von einem Dülmener Verteidiger gefoult worden. Den fälligen Strafstoß verwandelte Pütz souverän. Danach verflachte das Spiel, nennenswerte Torchancen gab es keine mehr, so dass wir mit einem knappen Vorsprung in die Kabine trabten. Dort wartete Schlemmbach.
    »Super Spiel, Jungs. Die Havixbecker haben keine Chance, wenn ihr so weiterspielt. Und das Schönste ist, dass die Billerbecker 2:0 hinten liegen, ich habe gerade mit einem Kollegen telefoniert. Also, schaukelt das Ding nach Hause, und in einer Stunde sind wir Tabellenführer!«
    In der zweiten Halbzeit wurden wir noch besser, und ich erzielte mein erstes Tor in der Westfalenliga. Ich hatte einen weiten Abschlag unseres Keepers zehn Meter hinter der Mittellinie angenommen, einen herrlichen Doppelpass mit Andreas gespielt und von der Strafraumgrenze abgezogen. Die Kugel schlug unhaltbar in den rechten Winkel ein. Die verbleibende Zeit versuchten wir, das Ergebnis über die neunzig Minuten zu bringen. Problematisch wurde es noch einmal zehn Minuten vor Schluss. Torsten, der seiner Deckungsaufgabe äußerst engagiert nachging, kassierte nach einem hässlichen Foul die gelbrote Karte, und die Havixbecker bliesen zur Schlussoffensive. Unsere dezimierte Mannschaft hatte Zuordnungsprobleme, doch mehr als der Anschlusstreffer nach einer Ecke sprang nicht heraus. Die erhofften drei Punkte waren eingefahren.
    Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung in der Kabine, und die eine oder andere Sektpulle machte die Runde. Einziger Wermutstropfen war, dass die Billerbecker noch ein Unentschieden erkämpft hatten, wie der Bürgermeister nach dem Duschen verkündete. Somit musste im letzten Heimspiel ein Sieg her, aber davon waren wir sowieso ausgegangen.
    Da das Gespräch mit dem Journalisten bevorstand und ich vorher den häuslichen Pflichten nachkommen musste, verabschiedete ich mich frühzeitig.

    Grabowskis Wagen stand noch immer nicht auf dem Hof. Auf meinen Anruf sprang seine Mailbox an. Ich konnte also nur hoffen, dass er seiner Aufgabe nachging und nicht in einer Kaschemme die Bierbestände reduzierte. Seine guten Vorsätze hielten nämlich selten lange vor. Karin und Kevin waren ebenfalls ausgeflogen. »Sind spazieren gegangen. Hab dich lieb. Karin«, lautete die Nachricht auf dem Zettelblock. Gut, so hatte ich freie Bahn und musste mich nicht um irgendwelche Stoffwechselendprodukte kümmern. Ich zerkleinerte ein paar Möhren und einen Kohlkopf und schüttete den Salat ins Kaninchengehege. Dressing gab es nicht.
    Eines der Tiere, das auf den Namen Rambo hörte, hatte sich an der Pfote verletzt. Obwohl es sich nur um eine kleine Schnittwunde handelte, holte ich Verbandszeug aus dem Auto und legte einen fachmännischen Druckverband an.
    Plötzlich klingelte das Handy. Bestimmt Grabowski.
    »Nannen.«
    »Halt dich vom FC fern. Wenn du weiter für den Verein aufläufst, machen wir dich kalt«, tönte eine verzerrte Stimme aus dem Hörer. Die Rufnummer war natürlich unterdrückt.
    »Mit wem habe ich das Vergnügen?«, stellte ich eine rhetorische Frage.
    »Ein richtiger Scherzbold, ich lach mich tot. Also, das ist die letzte Warnung.« Die Verbindung wurde

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