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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Kemenate ein. Jetzt hieß es, Kaffee und Zigaretten bereitstellen und die Glotze anschalten. Vor mir lagen im schlimmsten Fall zwanzig Stunden Studium von »Cash Cow«, der Gameshow für Arme auf MünsterLive. Zum Glück gab’s ja die Schnell-vorlauftaste.
    Es war schon befremdlich, die tote Mona auf dem Bildschirm zu sehen. Ebenso befremdlich war das Gros der Kandidaten, von denen ich wirklich nicht wusste, aus welchen Löchern die gekrochen waren.
    Nachdem ich die erste Kanne Kaffee vertilgt hatte, wurde ich fündig. Mein Daumen stand kurz vor einem Muskelkater. Was ich sah, war zu unglaublich, um wahr zu sein. Ich lehnte mich zurück und ließ die Synapsen glühen. Wenn man alle Indizien auf einen Haufen warf und die am wenigsten zueinanderpassenden Teile nebeneinanderlegte, sie noch einmal umdrehte, spiegelte und wieder auseinanderklaubte, konnte mein Verdacht stimmen. Dennoch: Es blieb ungeheuerlich.
    Es klopfte. Ein Blick auf die Zwiebel verriet mir, dass es kurz vor sechs war. Ich schaltete den DVD-Player aus und hatte eine Tiersendung auf dem Schirm; das Paarungsverhalten des Schabrackentapirs.
    »Herein.« Paul, natürlich.
    »Herr Nannen, ich habe alles erledigt. Jetzt möchte ich etwas über Detektivarbeit erfahren.«
    Der unersättliche Wissensdurst der Jugend. Wie konnte ich den Kollegen ruhigstellen?
    »Pass auf. Wie du sicherlich mitbekommen hast, arbeite ich zurzeit an einer extrem gefährlichen Sache. Nur für den Fall, dass mir etwas zustößt: Sämtliche Unterlagen bewahre ich dort im Sideboard auf. Wenn ich getötet werde, bist du mein Nachfolger und Rächer.«
    Während meiner Rede war Paul um mehrere Zentimeter gewachsen. So einfach war das.
    »Meine Mitarbeiter Peter Grabowski und Otto Baumeister sind ebenfalls eingeweiht. Du brauchst nur das Codewort >Derrick< zu nennen, dann wissen sie, dass du zum Kreis gehörst«, setzte ich noch einen drauf. »Fühlst du dich der Sache gewachsen?«
    Paul strahlte übers ganze Gesicht: »Fette Scheiße, natürlich. Obwohl ich natürlich hoffe, dass Sie nicht so schnell abnippeln.« Kaum in den Schnüfflerzirkel aufgenommen, verschlechterte sich sein Sprachniveau.
    »Man kann nie wissen. Außerdem schlage ich vor, dass wir nach Feierabend was zusammen machen. Du hast hervorragend gearbeitet, und das muss belohnt werden.« Mitarbeitermotivation, wie sie im Buche stand.
    »Endgeil!«, zeigte die Maßnahme nicht nur sprachlich Wirkung. »Wie wär’s mit Kino? Es läuft gerade Spiderman «, machte er sofort Nägel mit Köpfen.
    »Okay, morgen Abend in Dülmen?«
    »Kann ich Jupp Bescheid sagen? Er ist ein absoluter Kinofreak.«
    »Na klar. Dann bis morgen«, komplimentierte ich
    ihn hinaus.
    Nachdem Paul die Tür von außen zugemacht hatte, rief ich MünsterLive an. Langsam musste der Grill angezündet werden.
    Den Rest des freien Abends verbrachte ich mit Krumme Hunde von Carl Hiaasen. Ein militanter Umweltschützer belehrte und bestrafte die Lobbyisten Floridas auf unkonventionelle Weise. Einfach zum Schießen. Um Mitternacht wurde es dunkel im Hause Nannen.

18
    N ach satten zehn Stunden Schlaf erwachte ich wie ein neugeborenes Baby. Zum Frühstück hatte Paul sich eingeladen. Geschenkt, schließlich drückte ich ihm als erste Amtshandlung eine Einkaufsliste in die Hand, mein Kühlschrank war leerer als ein Krawattenshop im Nudistencamp. Während seiner Abwesenheit fütterte ich die Tiere. Mein Praktikant hatte sogar die Ställe gesäubert. Super Job.
    Ich besprach meine weiteren Schritte mit den Kaninchen. Sie hielten meinen Plan für gut, stellten aber ihre Ohren auf. Ich versprach, extrem vorsichtig zu sein, und wurde von Pedder mit liebevollem Grunzen entlassen.
    Wahrend des Frühstücks mit Jansen referierte ich über die Detektivarbeit. Eigentlich war es mehr eine Selbstbeweihräucherung, denn ich schilderte haarklein, wie ich vor drei Jahren ohne einen Cent in der Tasche in Buldern gelandet und spontan Schnüffler geworden war. Dass bei meinem ersten Fall, dem Mord an einer Arzttochter nebst anschließendem Blutbad, mehr Glück als Geschick im Spiel gewesen war, verschwieg ich geflissentlich.
    Zwischendurch teilte mir Karl Meuthen, der Sendeleiter von »Cash Cow« telefonisch mit, dass Freitag die Fete steigen würde. Ich konnte nur hoffen, dass ich keinen Fehler gemacht hatte, denn das würde mich teuer zu stehen kommen.
    Gegen eins beauftragte ich Jansen junior mit der Bewässerung des Gartens und düste zum Dülmener Westfalenstadion. Heute stand

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