Mein Schwein pfeift
an.
»Wie wär’s mit dir?«
»Ich bringe keinen um, kapito? Und schon gar nicht die Frau, die ich liebe.«
Es deutete zwar eine Menge auf Hirschmann hin, aber irgendwie wollte der Knabe nicht in das Bild passen, das ich mir innerlich vom Mörder gemalt hatte, zumal die Küppersmorde einen intelligenteren Täter vermuten ließen. Vielleicht hätte ich der Belästigungsgeschichte mehr Aufmerksamkeit schenken sollen.
»Wo warst du nach dem Benefizspiel?«
»Ich habe mit den Kameraden auf den Sieg angestoßen«, schrie er zurück.
»Das ist gelogen. Du bist sofort nach dem Spiel verschwunden«, stellte ich klar, dass ich meine Hausaufgaben gemacht hatte.
»Okay, ich bin heimgefahren und hab mich hingelegt, weil ich total kaputt war. Dafür gibt es keine Zeugen. Hätte ich dir das vielleicht erzählen sollen?«
Das führte alles zu nichts. Ich war zwar überzeugt, dass die Welt für mich ein sicherer Ort war, wenn Robert im Knast saß, aber ich hatte doch erhebliche Zweifel an seiner Täterschaft.
Also verließ ich ohne ein weiteres Wort den Stall. Die in den Dreck gefallenen Allischnitzel ließ ich zurück. Schließlich hatte ich schon genug Mist geschluckt.
Daheim riss ich mir sofort die stinkenden Klamotten vom Leib und bestieg die Dusche. Dann konnte ich noch mal in die verdreckte Buchse greifen, denn das Handy klingelte.
»Detektei Nannen.«
»Lauf schnell zur Glotze, und schalt MünsterLive ein.« Grabowski! Was der sich traute...
Offensichtlich hatte er mein Zögern bemerkt, denn er schob ein »Es ist wichtig« nach. Nun gut, was hatte ich zu verlieren? Nackt, wie Gott mich erschaffen hatte, stiefelte ich zum Fernseher und zappte durch die Kanäle. Auf vierzig wurde ich fündig: Eine Gameshow, gegen die Der Preis ist heiß mit Slim-Fast-Harry und Wacholder-Walter in den Neunzigern geradezu Unterhaltungskunst darstellte.
»Was soll das?«, stellte ich die naheliegendste Frage in dieser Situation.
»Wart’s ab, Muchacho.«
Und tatsächlich: Fünf Kameraschwenks später war Ulrike Reisinger voll im Bild und stellte eine Frage über einen afrikanischen Stammeskönig.
»Hattest du nicht erzählt, dass Mona auch als Moderatorin gearbeitet hat, bevor sie umgelegt worden ist? Und die Reisinger hast du auch erwähnt. Peitschenulli, oder?«, fragte mein in Ungnade gefallener Kumpel.
»Du bist ein Schatz. Ich melde mich.«
Sollte Gurkennase tatsächlich derjenige sein, der mich aus der Sackgasse befreite? Sorgte er dafür, dass der Stern Dieter Nannen wieder hell erstrahlte? Katapultierte er mich aus dem Tal der Tränen in das Meer der Glückseligkeit? Entpuppte er sich als Garant dafür, dass Detektive zukünftig ein höheres Ansehen genießen würden als Ärzte und Richter?
Schwer vorstellbar, aber möglich.
Nachdem ich in Rekordzeit geduscht und die Waschmaschine angeworfen hatte, rief ich Ulrike an. Da die Gameshows ob der Qualität der Kandidaten und Moderatoren garantiert aufgezeichnet worden waren, konnte Ulli durchaus zu Hause sein.
Ich hatte mich nicht geirrt. Eine halbe Stunde später streichelte mein Daumen ihren Klingelknopf.
»Hi.« Eine ungekämmte Frau mit roten Augen, nur mit einem Bademantel bekleidet, hatte die Tür geöffnet. Sie besaß nur entfernte Ähnlichkeit mit der Ulrike, die mir für meine Sünden die Leviten hatte lesen wollen.
»Mein herzliches Beileid zum Tod deines Vaters.«
»Danke. Entschuldige bitte meinen Aufzug, aber...«
»...du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, unterbrach ich sie. »Ich kann auch später wiederkommen.«
»Ich hatte doch gesagt, du kannst kommen. Ein bisschen Zerstreuung tut mir sicher gut. Sorry für den missglückten Abend. Ich dachte wirklich, dass du darauf abfährst«, gab sie sich zerknirscht.
Zwanzig zähe Minuten später war ich um einiges schlauer. Ulrike hatte tatsächlich Mona als Moderatorin beerbt. Die Sendung war ein drittklassiger Abklatsch von »Wer wird Millionär«, mit 50 000 Euro als Hauptgewinn. Hatte aber bisher noch keiner kassiert.
»Bist du in irgendeiner Form belästigt worden, seitdem du dort arbeitest?«, versuchte ich, eine Verbindung zu Mona Küppers herzustellen.
»Nein, aber ich habe ja erst drei Shows gemacht, wovon heute die erste gesendet wurde.« Enttäuschend.
»Könntest du mir einen Gefallen tun?«, wollte ich nicht akzeptieren, dass alles nur Zufall war.
Nachdem Ulrike einen Anruf getätigt hatte und ich nach Münster und zurück gegondelt war, traf ich mit einem Stapel DVDs in meiner
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