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Mein skandaloeser Viscount

Mein skandaloeser Viscount

Titel: Mein skandaloeser Viscount Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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Und als nichts geschah – wieso denn auch? –, steckte sie den Ring an und wollte von ganzem Herzen an seine Zauberkraft glauben. So, wie sie früher an Magie geglaubt hatte, bevor schmerzliche Verluste ihre Familie zerstört hatten, ihr Glück und ihr Herz.
    Später Vormittag in der Bibliothek
    Victoria starrte mit leerem Blick auf das Buch, das ungeöffnet auf ihrem Schoß lag. Remingtons Rubinring funkelte, als sie die Hand bewegte. Ihr Vater hatte die letzten Hausgäste sich selbst überlassen, um Remington bei der Suche nach Flint zu helfen, und die beiden Männer waren bereits den ganzen Vormittag unterwegs. Das verhieß nichts Gutes.
    „Sie sollen dieses Buch lesen“, mahnte Mrs Lambert in erzwungener Ruhe aus dem Korbstuhl ihr gegenüber. „Trotz Flints Verschwinden dürfen Sie Ihre Pflichten nicht vernachlässigen. Auch in schweren Zeiten bewahrt eine Dame vornehme Haltung.“
    „Sehr wohl, Mrs Lambert.“ Vornehme Haltung bewahren – Gott behüte! Das Leben bestand nicht nur daraus, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ihr geliebter Hund war vielleicht tot, und sie durfte ihre Gefühle nicht einmal zeigen?
    Victoria stöhnte unwillig, schlug verstimmt den roten Ledereinband auf und las den Titel: Wie vermeidet man einen Skandal.
    „Eine Dame stöhnt nicht.“ Mrs Lambert bedachte sie mit einem strafenden Blick.
    „Sehr wohl, Mrs Lambert.“ Victoria straffte die Schultern und hob das Buch in kerzengerader Haltung, wie es von ihr gefordert wurde. Sie brachte keinerlei Verständnis dafür auf, wieso sie zur Lektüre eines Buches über gutes Benehmen zur Vorbereitung auf ihr Gesellschaftsdebüt gezwungen wurde, wenn dieses Ereignis doch erst in sieben Monaten stattfinden sollte. Nicht in sieben Tagen.
    Sie las die erste Seite:
    Ungeachtet der gesellschaftlichen Position einer Dame, sei sie von Rang und großem Vermögen oder bürgerlicher Herkunft, ohne nennenswerten Besitz, fordert die Gesellschaft von jeder Frau Perfektion, was meinen Leserinnen beklemmend und entmutigend erscheinen mag. Die Gesellschaft erwartet von jeder Dame untadeliges Verhalten in allem, was sie tut, ohne diese Forderung kaum je an Männer zu stellen. Dadurch entsteht eine bedauerliche Unausgewogenheit, die Männern Freiheiten gestattet, die Frauen zum Nachteil gereichen. Diese Erkenntnis bewog mich letztlich dazu, dieses Buch zu schreiben, im Bemühen, Frauen die Chance zu geben, ihre Selbstachtung zu stärken und zu bewahren. Jede Frau sollte dieses Buch lesen, um zu verhindern, sich wie ein zappelnder Fisch an einem Angelhaken zu fühlen.
    Victoria zog die Nase kraus. Wieso kam sie sich plötzlich minderwertig vor, als Frau geboren zu sein?
    Im Flur wurden Männerstimmen und schwere Stiefelschritte laut.
    Ein helles Bellen hallte durch das Haus.
    Victorias Herz machte einen Satz. Sie klappte das Buch zu, warf es auf die Armlehne und sprang auf. „Flint?“
    Mrs Lambert schloss gleichfalls ihr Buch und seufzte gereizt.
    Auf der Schwelle der Bibliothek erschien Remington im wallenden Mantel, das schwarze seidige Haar vom Wind zerzaust, die Stiefel mit Lehm bespritzt. In den Armen hielt er einen völlig verdreckten, durchnässten Flint. Das Hündchen versuchte, sich winselnd und strampelnd aus seinen Armen zu befreien.
    Remington sah zu Victoria. „Ich fand den Streuner in einem umgeworfenen leeren Fass am anderen Ende der Weide. Wollen Sie ihn noch haben? Oder soll ich ihn wieder vor die Tür setzen?“
    Victoria lächelte selig, war jedoch zu keiner Bewegung fähig, so sehr stand sie unter dem Bann von Remingtons strahlend blauen Augen. Er war anbetungswürdig. In so vieler Hinsicht.
    Hinter ihm tauchte ihr keuchender Vater auf, seine schief sitzende Krawatte im Auflösen begriffen. Er fuhr sich mit einer Hand durch sein blondes, von grauen Fäden durchzogenes Haar und bedachte sie mit einem strengen Blick. „Sorge dafür, dass die Dienstboten den Köter nicht ohne Leine ins Freie lassen. Ich bin es leid, mich ständig um deine Pflichten zu kümmern. Wenn du nicht fähig bist, auf deinen verdammten Hund aufzupassen, kannst du ihn nicht behalten.“
    Ihr Lächeln schwand. Seit dem Tod ihrer Mutter gab es Zeiten, in denen sie ihren geliebten Vater kaum wiedererkannte.
    „Diese harten Worte sind nicht nötig, Mylord. Victoria trifft keine Schuld.“ Remington bückte sich und setzte Flint ab.
    Das Hündchen schüttelte sich und verspritzte Dreck und Wasser nach allen Seiten. Mrs Lambert suchte mit einem spitzen

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