Mein Sommer nebenan (German Edition)
herumzutoben. Anschließend springen sie wieder ins Planschbecken, während Patsy auf meinem Schoß sitzt, mit ihrem Zahnfleisch an meinem Daumen nagt und mir auf die Hand sabbert.
Als ich die beiden Racker nach einem kleinen Nachmittagssnack wieder in den Garten scheuche, höre ich, wie ein Motorrad die Einfahrt hochfährt.
Ich drehe mich mit einem erwartungsvollen Kribbeln im Bauch um, aber es ist nicht Jase, sondern Joel, der vom Motorrad steigt, sich dagegen lehnt und mich in aller Ruhe und völlig ungeniert mit anerkennendem Blick von oben bis unten mustert. Aber daran bin ich gewöhnt, solche Blicke muss ich schon zur Genüge täglich im Breakfast Ahoy über mich ergehen lassen. »George. Harry. Wen habt ihr denn da Schönes mit nach Hause gebracht?«, fragt Joel. Er sieht gut aus, aber er weiß es auch.
»Das ist Sailor Moon«, stellt George mich vor. »Sie weiß alles über schwarze Löcher.«
»Und Rückwärtsköpfer«, fügt Harry hinzu.
»Aber du kannst sie nicht für dich haben, weil sie nämlich schon Jase heiratet«, setzt George noch einen oben drauf.
Großartig.
Joel wirkt überrascht. »Du bist eine Freundin von Jase?«
»Nicht wirklich. Ich meine, wir haben uns gerade erst kennengelernt. Ich passe auf die Kleinen auf.«
»Aber sie ist schon in seinem Zimmer gewesen«, meint George.
Joel sieht mich mit hochgezogener Braue an.
Ich werde knallrot. Und zwar am ganzen Körper, was im Bikini zudem schwer zu verbergen ist. »Ich bin bloß der Babysitter.«
George schlingt die Arme um meine Taille und drückt mir einen Kuss auf den Bauchnabel. »Nein. Du bist Sailor Moon.«
»Und wo kommst du her?« Joel hockt sich lässig auf den Sitz seines Bikes.
George und Harry laufen zum Gartensprinkler zurück. Ich setze Patsy auf meine andere Hüfte, worauf sie sofort versucht, mir mein Bikinioberteil auszuziehen.
»Trag sie lieber wieder auf der anderen Seite«, schlägt Joel vor, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Oh, ach ja.« Patsy, das Baby, das nur linke Brüste mag.
»Also, woher kommst du?«
»Von nebenan. Wir sind Nachbarn.«
»Ach? Du bist die Schwester von Tracy Reed?«
Klar. Hätte mich auch gewundert, wenn Tracy ihm nicht aufgefallen wäre. Ich bin zwar blond, aber Tracy ist eine echte Blondine. Soll heißen, meine Haare sind weizenblond mit honigfarbenen Strähnen, die ich von meinem Dad geerbt habe. Tracy dagegen hat weißblonde Haare und einen edlen Porzellanteint. Unfairerweise sieht sie aus, als hätte ihre Haut noch nie einen Sonnenstrahl gesehen, obwohl sie im Sommer die meiste Zeit am Strand verbringt.
»Genau die bin ich.« Plötzlich frage ich mich, ob meine Schwester vielleicht auch heimlich mit den Garretts bekannt ist. Aber Joel ist nicht blond (was neben einer guten Rückhand eine zwingende Voraussetzung ist, wenn man als Junge bei Tracy Chancen haben will), also fällt er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit durch ihr Raster. Nur um ganz sicherzugehen, frage ich: »Spielst du Tennis?«
Joel reagiert nicht im Mindesten überrascht auf den abrupten Themenwechsel. Offensichtlich ist er es gewohnt, mit verwirrten Mädchen umzugehen, die unzusammenhängendes Zeug reden.
»Mehr schlecht als recht.« Er streckt die Arme nach Patsy aus, die mittlerweile beschlossen zu haben scheint, dass ihr jede Brust recht ist. Ihre Patschehändchen zerren unbeirrt weiter an meinem Oberteil.
»Tja, die Lederjacke verlangsamt wahrscheinlich deinen Volley.« Ich reiche ihm Patsy.
Er salutiert grinsend vor mir. »Sailor Moon und Klugscheißerin. Nette Kombi.«
In dem Moment kommt ein Jeep in die Einfahrt gerast. Alice reißt die Beifahrertür auf, steigt aus und dreht sich noch mal um, weil sich der Henkel ihrer Tasche im Schaltknüppel verfangen hat. Ihre aktuell neonblauen Haare trägt sie zu einem seitlichen Pferdeschwanz gebunden. Sie hat ein schwarzes Neckholdertop an und sehr, sehr knappe Shorts.
»Du hast von Anfang an Bescheid gewusst, Cleve«, faucht sie den Typen hinter dem Steuer an. »Du wusstest genau, wo du stehst.« Dann richtet sie sich auf, stolziert die Verandatreppe hoch und knallt die Fliegengittertür hinter sich zu. Im Gegensatz zu ihren Brüdern ist Alice eher klein, was ihr autoritäres Auftreten aber nicht im Geringsten schmälert.
Cleve, ein gutmütig wirkender Typ in Hawaii-Shorts und einem PacSun-Shirt, sieht nicht so aus, als hätte er über irgendetwas Bescheid gewusst. Er sackt hinter dem Steuer in sich zusammen.
Joel drückt mir Patsy wieder in den Arm und
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