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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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rot-weiß-blaue Wahlkampfplakate kleben. GRACE REED: FÜR UNSERE STÄDTE, UNSERE FAMILIEN, UNSERE ZUKUNFT , lese ich auf einem. Ein anderes zeigt Mom in einer gelben Regenjacke, wie sie Fischern und anderen kernigen Helden des Alltags die Hand schüttelt. Aber es gibt auch welche, auf denen sie die Frau ist, die ich kenne – mit hochgesteckten Haaren und Hosenanzug im Gespräch mit anderen »Entscheidungsträgern«.
    Tim steigt aus und rückt sich mit zitternden Fingern die Krawatte zurecht.
    »Glaubst du, du kommst klar?«
    »Könntest du bitte aufhören, mich das ständig zu fragen? Es wird sich nämlich nichts an meiner Antwort ändern. Ich fühle mich wie ein Erdbeben der Stärke acht Komma neun auf der Richter-Skala.«
    »Dann tu’s nicht.«
    »Verdammt, ich muss irgendwas tun, sonst verliere ich auch noch den letzten Rest meines Verstands«, fährt er mich an. Er schüttelt seufzend den Kopf und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, bevor er in ruhigerem Ton fortfährt. »Mach dir keine Sorgen, Sammy. Wenn ich nur halbwegs nüchtern bin, bin ich ein Meister in der Kunst des Vortäuschens.«
    Als ich eine Weile später in einer Ausgabe der People blätternd in der Eingangshalle sitze und mich frage, wie lange das Bewerbungsgespräch wohl noch dauern wird, ruft Jase auf dem Handy an.
    »Hey, Baby.«
    »Hey, du. Ich bin immer noch im Wahlkampfbüro und warte auf Tim.«
    »Dad sagt, falls er Interesse an dem Job im Baumarkt hat, sollt ihr vorbeikommen, wenn ihr fertig seid. Außerdem steht der Sohn des Chefs auf dich.«
    »Tatsächlich? Und wie ist der Sohn des Chefs so? Schafft er es, am Strand in Armeestiefeln eine Meile unter vier Minuten zu laufen?«
    »Nein, aber bald. Ich glaube, er war zu sehr von Gedanken an das Mädchen abgelenkt, das beim letzten Training seine Zeit gestoppt hat.«
    »Ach? Dann lässt er sich aber leicht ablenken.«
    »Eigentlich nicht. Aber zu seiner Verteidigung muss gesagt werden, dass das Mädchen das süßeste Geschöpf auf diesem Planeten ist. Bis nachher.«
    Ich blicke immer noch lächelnd auf mein Handy, als Tim aus Moms Büro tritt und kopfschüttelnd auf mich zukommt. »Ihr beiden seid echt abartig.«
    »Woher weißt du, dass es Jase war?«
    »Guck das nächste Mal in den Spiegel, wenn du mit Jase telefonierst, dann weißt du’s.«
    »Und, wie ist es gelaufen?«, wechsle ich das Thema.
    »Wer ist dieser Wahlkampfberater, den sie sich da an Land gezogen hat?«, flüstert Tim. »Der Typ hat ganz dick ›aufgeblasenes Arschloch‹ auf der Stirn stehen. Aber ich hab den Job.«
    Mom kommt strahlend aus ihrem Büro und legt Tim eine Hand auf die Schulter.
    »Unser Timothy ist ein Senkrechtstarter, Samantha. Ich bin so stolz auf ihn! Du solltest mehr Zeit mit ihm verbringen. Er weiß ganz genau, was er will.«
    Ich nicke fassungslos. Tim grinst.
    »Was hast du denen erzählt, dass Mom – zu Unrecht, wie ich leider anmerken muss –, so große Stücke auf dich hält?«, frage ich, als wir draußen sind.
    Tim lacht bitter. »Ich wäre schon vor Jahren von der Ellery geflogen, wenn ich nicht gelernt hätte, wie man denen, die was zu sagen haben, in den Arsch kriecht. Letzten Winter habe ich eine Hausarbeit über die Reagan-Ära geschrieben. Da drin«, er deutet auf das Gebäude hinter uns, »habe ich bloß ein paar von Ronnies Gedanken und Ideen abgespult. Das Arschloch und deine Mom sind fast gekommen, als …«
    Ich hebe die Hand. »Danke, ich hab genug gehört.«
    »Gott, Sammy! Was ist los mit dir und Nan? Ihr seid echt so was von verklemmt«, sagt Tim. Nachdem er eine Weile schweigend und für meinen Geschmack zu schnell gefahren ist, murmelt er: »Tut mir leid. Ich könnte nur gerade alles kurz und klein schlagen. Das Einzige, was ich wirklich will, ist, mich komplett zulaufen zu lassen.«
    In der albernen Hoffnung, ihn damit abzulenken, erzähle ich ihm von Mr Garretts Angebot.
    »Von mir aus.« Er stößt einen tiefen Seufzer aus. »Scheiße, muss ich verzweifelt sein. Aber ich sag’s dir gleich – wenn ich irgend so einen verkackten Kittel tragen muss, bin ich sofort wieder weg.«
    »Kein Kittel. Dafür schaut Alice öfter mal vorbei.«
    »Wieso hast du das nicht gleich gesagt?« Tims Stimmung hellt sich wieder ein bisschen auf.
    Als wir in den Baumarkt kommen, steht Jase mit dem Rücken zu uns an der Kasse, während sein Vater sich neben ihm über ein paar Unterlagen beugt. Die Körperhaltung, mit der er an der Theke lehnt, erinnert mich unglaublich an Jase.

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