Mein Sommer nebenan (German Edition)
Hause laufe, um meinen Badeanzug zu holen, als ich sehe, wie Tim sich in seinem Smoking rücklings in den Sand fallen lässt, und beschließe, doch lieber zu bleiben. Hat er etwas von Troy gekauft? Selbst wenn, wann sollte er die Zeit gehabt haben, es zu rauchen oder einzuwerfen?
Jase richtet sich auf. »Wie wär’s mit einem kleinen Wettlauf, Mason?«, ruft er Tim zu.
Tim nimmt den Unterarm von seinen Augen. »Ein Wettrennen, na klar, warum nicht? Tim, das Wrack im Smoking, gegen Loverboy, den halbnackten Topathleten. Obwohl …«, er hebt den Zeigefinger, »wenn ich’s mir recht überlege, lieber doch nicht. Ich hätte dir gegenüber einfach zu viele Vorteile und will dich nicht vor Samantha blamieren.«
Jase kickt eine Ladung Sand in seine Richtung. »Jetzt komm schon. Ich dachte nur, dass es dir hilft, den Kopf freizubekommen. Ich laufe immer, wenn ich nicht nachdenken will.«
»Ach, echt?« Tims Stimme trieft vor Sarkasmus. »Du meinst, das Laufen hält dich davon ab, an Samanthas heißen Körper zu denken und …«
»Wenn du es drauf anlegst, dass ich dir eine reinhaue«, unterbricht Jase ihn, »reichen schon deine normalen dummen Sprüche. Aber lass gefälligst Samantha aus dem Spiel.«
Tim legt wieder den Unterarm über die Augen. Mein Blick wandert sehnsüchtig zu den blauen Wellen hinaus. Soll ich nun meinen Badeanzug holen oder nicht? Und was mache ich, wenn Mom schon zu Hause ist und mich nötigt, sie auf irgendeine ihrer Veranstaltung zu begleiten?
»Falls du schwimmen willst, Sam – Alice hat immer Badesachen im Kofferraum«, errät Jase meine Gedanken, als plötzlich mein Handy klingelt.
»Samantha Reed! Wo steckst du denn?«
»Oh … ähm … Mom, ich …«
Die Frage ist zum Glück rhetorisch gemeint, denn Mom redet sofort weiter. »Ich habe dich nach dem Ende der Parade überall gesucht. Von Tracy bin ich es ja gewohnt, dass sie einfach so verschwindet, aber von dir …«
»Ich …«
»Clay und ich nehmen das Dampfschiff nach Riverhampton, wo ich eine Rede halte, anschließend fahren wir mit der Fähre wieder zurück und schauen uns das Feuerwerk an. Ich wollte, dass du uns begleitest. Wo bist du?«
Tim nimmt seinen Kummerbund und seine Fliege ab. Jase stützt sich mit einer Hand auf die Motorhaube des Käfers und zieht mit der anderen abwechselnd die Fersen zum Hintern, um seine Oberschenkel zu dehnen. »Bei Nan«, sage ich und kneife die Augen zu. Hoffentlich steht Nan nicht gerade neben Mom.
Aber ihr Ton wird zum Glück sofort etwas weicher. »Das hat sie ganz toll gemacht heute, findest du nicht? Eine perfekte Einleitung für meine Rede. Wie bitte?«, ruft sie jemandem im Hintergrund zu. »Oh. Das Boot legt ab, Schatz. Ich müsste so gegen zehn wieder zu Hause sein. Fahr mit Tracy zurück. Ich komme, Clay! Sei brav, Liebes. Wir sehen uns später.«
»Alles okay?«, fragt Jase.
»Bloß meine Mutter.« Ich starre noch einen Moment lang stirnrunzelnd auf mein Handy und frage dann: »Was hast du gesagt, wo die Badesachen sind?«
Er öffnet die Kofferraumklappe des Käfers. »Mal schauen, was wir hier haben …« Er wühlt eine Weile darin herum, und als ich mich gerade frage, warum er auf einmal so verlegen wirkt, klingelt wieder mein Handy.
»Samantha! Hallo?«, ruft Nan. »Kannst du mich hören?«
»Klar und deutlich.«
Sie schreit trotzdem weiter. »Ich muss schnell sprechen. Tim hat schon wieder fast alle meine Einheiten verbraucht! Daniel und ich fahren im Boot von seinen Eltern raus. Kannst du mich hören? Mein Empfang ist so schlecht!«
» JA, ICH HÖRE DICH GUT!«
» SAG MEINEN ELTERN, DASS ICH BEI DIR BIN. OKAY ?«
» WENN DU MEINER MUTTER SAGST, DASS ICH BEI DIR BIN! OKAY ?«
» WAS ?«, brüllt sie.
» WAS ?«, brülle ich zurück.
» WIR BLEIBEN VIELLEICHT ÜBER NACHT AUF DEM BOOT. SAG, ICH ÜBERNACHTE BEI DIR !« Sie brüllt so laut, dass ihre Stimme wie durch einen Lautsprecher aus meinem Handy zu hören ist. Tim setzt sich alarmiert auf.
»Gib sie mir mal«, drängt er.
» TIM WILL MIT DIR SPRECHEN .«
» ICH ERKLÄR DIR SPÄTER ALLES «, ruft Nan, als Tim mir das Handy aus der Hand reißt. » TU MIR NUR DIESEN EINEN GEFALLEN .«
» NATÜRLICH !«, schreit Tim. » ALLES WAS DU WILLST, MEIN PREISGEKRÖNTES SCHWESTERHERZ !«
Er gibt mir das Handy zurück.
»Was hat er denn? Ist alles in Ordnung mit Tim?«, fragt Nan, diesmal in Zimmerlautstärke.
»Ich …«, setze ich zu einer Antwort an, aber genau in diesem Moment gibt das Handy das frustrierende
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