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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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Wir arbeiten uns durch die dichten Sträucher, passen auf, dass uns keine Dornenranken ins Gesicht schnellen, und springen dann von Stein zu Stein bis zu einem großen flachen Felsen, der einem das Gefühl gibt, auf einem Floß mitten im Fluss zu stehen. Jase hockt sich hin und schlingt die Arme um die Knie. Ich setze mich neben ihn und ziehe fröstelnd die Schultern hoch. Ich hatte ganz vergessen, wie viel kühler es immer ist, wenn der Wind vom Fluss her weht. Wortlos zieht Jase seinen Kapuzenpulli aus und legt ihn mir um die Schultern. Das Licht der Nachmittagssonne ist golden, der Fluss riecht warm und brackig. Vertraut und tröstlich.
    »Jase?«
    »Hm?« Er greift nach einem Stock, der auf dem Felsen liegt, und wirft ihn weit ins Wasser hinaus.
    »Ich hätte es ihr früher erzählen sollen. Es tut mir leid. Ist zwischen uns jetzt wieder alles gut?«
    Er antwortet nicht gleich, sondern beobachtet noch einen Moment lang die konzentrischen Ringe auf dem Wasser, wo der Stock aufgekommen ist, bevor er schließlich sagt: »Es ist alles wieder gut, Sam.«
    Ich lege mich auf den Rücken und blicke in den tiefblauen Himmel hinauf. Jase legt sich neben mich und hebt die Hand.
    »Ein Rotschwanzbussard.«
    Wir beobachten ein paar Minuten, wie der Vogel seine Kreise zieht, dann greift Jase nach meiner Hand, drückt sie und behält sie in seiner. Wir lauschen dem Seufzen des Flusses, und die Anspannung, unter der ich den ganzen Tag gestanden habe, fällt von mir ab, während mein Herzschlag sich den gemächlichen Flügelschlägen des Bussards über uns anpasst.

Dreißigstes Kapitel
    E s ist gut, dass wir diese kleine Auszeit gehabt haben, denn in der Sekunde, in der ich zu Hause durch die Tür trete, wallt mir Moms Wut entgegen wie der von der Meeresbucht aufsteigende Nebel. Mit finsterem Gesicht und mahlendem Kiefer scheucht sie den Staubsauger durchs Wohnzimmer.
    Als sie hört, wie die Tür ins Schloss fällt, stellt sie den Sauger aus, dreht sich zu mir um und sieht mich mit hochgezogenen Brauen an.
    Ich werde mich nicht entschuldigen, obwohl ich in ihren Augen vielleicht wirklich etwas Unverzeihliches getan habe. Das würde aus dem, was ich zu Jase gesagt habe, eine Lüge machen und ich will ihn nicht anlügen, noch nicht einmal, indem ich ihm nicht die ganze Wahrheit sage. Stattdessen gehe ich zum Kühlschrank und hole den Limonadenkrug raus.
    »Das ist alles?«, sagt Mom.
    »Möchtest du auch ein Glas?«, frage ich.
    »Du willst also so tun, als ob nichts passiert wäre? Als hätte ich nicht mitansehen müssen, wie meine minderjährige Tochter bei einem Wildfremden aufs Motorrad gestiegen und davongefahren ist?«
    »Er ist kein Wildfremder, Mom. Er ist Jase Garrett, unser Nachbar.«
    »Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass er nebenan wohnt, Samantha. Schließlich habe ich diesen ungepflegten Garten und diese riesige lärmende Familie die letzten zehn Jahre ertragen müssen. Wie lange kennst du diesen Jungen schon? Fährst du öfter mit ihm auf seinem Motorrad Gott weiß wohin?«
    Ich gieße mir Limonade in ein Glas, trinke einen Schluck und räuspere mich. »Nein, das war das erste Mal. Und es ist nicht sein Motorrad, sondern das von seinem Bruder. Er hat es für ihn repariert. Jase hat übrigens auch unseren Staubsauger repariert, nachdem du ihn … als er kaputt war.«
    »Will er mir das vielleicht auch noch in Rechnung stellen?«, fragt Mom.
    Ich sehe sie fassungslos an. »Er hat es aus reiner Nettigkeit gemacht. Weil er ein guter Mensch ist und ich ihn darum gebeten habe. Er will dein Geld nicht.«
    Mom sieht mich mit schräg gelegtem Kopf forschend an. »Bist du etwa mit diesem Jungen … Ist er dein Freund?«
    Meine Antwort ist mutiger, als ich es bin, aber nicht mutig genug. »Ja, wir sind befreundet, Mom«, sage ich. »Ich bin siebzehn. Ich kann selbst entscheiden, mit wem ich befreundet bin.« Das ist normalerweise Tracys Spruch, nicht meiner. Wenn ich ihr und Mom früher beim Streiten zugehört habe, habe ich mir immer gewünscht, meine Schwester würde endlich den Mund halten. Jetzt verstehe ich, warum sie es nicht konnte.
    »Das sehe ich anders.« Mom holt eine Flasche Ajax unter der Spüle hervor und sprüht damit die klinisch saubere Arbeitsfläche ein. »Ihr seid befreundet ? Was genau heißt das?«
    Na ja, wir haben Kondome gekauft, Mom, und bald werden wir … Das Bedürfnis, es zu sagen, ist einen Moment so groß, dass ich Angst habe, dass es mir einfach so herausrutscht.
    »Es bedeutet, dass

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