Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
genannt. Das mussten Decknamen, Namen für den Kampf, sein.
Ranger! Späher … so hatte der hübsche Mann im Wald Arthur genannt. War dies sein Kampfname?
»Was treibt Ihr hier, Onkel?« Es war seltsam, jemanden, der nur zehn Jahre älter war, Onkel zu nennen. Er sah nicht viel älter aus als Arthur, obwohl er drei- oder vierunddreißig sein musste.
»Dasselbe könnte ich Euch fragen. Warum seid Ihr vor Eurem Bruder und seinen Männern geflohen?«
Sie war nicht weiter erstaunt, dass er ihr nicht geantwortet hatte. Entweder hatte er das Gebiet erkundet oder die Burg beobachtet. Da die Küste nicht weit war, vermutete sie, dass er mit dem Schiff gekommen war. Lachlan MacRuairi war ein waschechter Pirat.
»Ihr unterstützt Bruces Angriff gegen meinen Vater vom Meer aus«, sagte sie, seine Absicht erratend.
Er zuckte ausweichend mit den Achseln.
»Nun, sagt mir doch, Lady Anna, wie kommt es, dass Ihr in wilder Flucht durch den Wald lauft.«
»Ich muss zurück zur Burg.«
»Warum?«
Sie biss sich auf die Lippen, unsicher, was sie preisgeben sollte. Viel Zeit blieb ihr nicht. Sie war schon zu lange aufgehalten worden. Sie würde es kaum bis zur Burg schaffen, ehe ihr Bruder sie einholte. Ob die Männer sie zu Pferd mitnehmen würden?
»Habt Ihr Pferde dabei?«, fragte sie.
MacRuairi runzelte die Stirn.
»Ja.«
Sie atmete auf.
»Gut. Ich brauche Eure Hilfe, um zur Burg zu gelangen. Ich muss mich überzeugen, dass Arthur nichts zugestoßen ist.« Keiner der Männer reagierte. Wie auch, dachte sie. Sie wussten ja nicht, dass sie die Wahrheit kannte. »Ich glaube, Ihr nennt ihn Ranger.«
MacRuairi fluchte.
»Das hat er Euch anvertraut?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Das ist eine lange Geschichte. Ich habe die Wahrheit selbst entdeckt. Leider nicht nur ich. Mein Vater weiß es auch.«
Wieder stieß er einen Fluch aus, diesmal einen so wüsten, dass sogar ihr Vater ihn nur selten in den Mund nahm.
»Dann ist er tot.«
»Nein«, sagte sie, erschrocken ob seiner Heftigkeit. »Er ist eingekerkert. Mein Vater verhört ihn.«
MacRuairi spuckte aus. Ein hasserfüllter Ausdruck glitt über seine dunklen Züge.
»Dann wird er sich wünschen, er wäre tot.«
Was meinte er damit?
Ihre Verwirrung richtig deutend sagte er:
»Ich kenne die Verhöre Eures Vaters. Er verfügt über sehr wirkungsvolle und raffinierte Methoden, jemandem Informationen abzupressen. Falls Ranger nicht schon tot ist, wird er es bald sein.«
Auf seine Andeutung hin drehte sich ihr der Magen um.
»Mein Vater würde nicht …«
Es war nicht sein grimmiger Ausdruck, der sie ihren Protest verschlucken ließ, sondern die Erinnerung an das Gespräch, das sie beim Betreten des Gemachs ihres Vaters halb mitgehört hatte. Ein Gespräch, das jetzt Sinn ergab. Verschaffe mir, was ich möchte. Um jeden Preis.
O Gott. Anna kippte fast vornüber, so stark war ihre Übelkeit. Ihr Vater folterte ihn. Natürlich wusste sie, dass es diese Dinge gab, doch war es eine der hässlichen Seiten des Krieges, die sie gern verdrängte. Auch war ihr der Gedanke verhasst, dass ihr Vater mit solchen Grausamkeiten befasst war.
»Wir müssen ihm helfen«, stieß sie verzweifelt und unter Tränen hervor.
Sie bekam starkes Herzklopfen, als sie von weitem einen Ruf hörte.
»Anna!«
In panischer Angst sah sie die drei Männer an.
»Man ruft mich – wir müssen sofort weg.«
MacRuairi schüttelte den Kopf.
»Es ist nicht nötig, dass Ihr mitkommt. Wir kümmern uns um die Sache.«
»Aber …«
Er schnitt ihr das Wort ab.
»Wenn Ihr mitkommt, werden sie uns folgen. Für uns ist es leichter, ihm zu helfen, wenn sie nichts argwöhnen. Kehrt zu Eurem Bruder zurück und reitet mit ihm weiter.«
»Ihr werdet vielleicht meine Hilfe brauchen.« Und sie wollte ihn selbst sehen. »Wie wollt Ihr in die Burg gelangen? Wie werdet Ihr ihn finden?«
MacRuairis Mund bildete einen grimmigen Strich.
»Ich weiß, wo er ist.« Ihr schauderte, da die Art, wie er es sagte, verriet, dass er selbst dort gewesen war, doch war es die Qual in seinem Blick, die sie starr vor Entsetzen machte.
O Gott, was hatte ihr Vater ihm angetan? Und was machte er mit Arthur?
»Ihr habt genug getan«, sagte er. »Wenn Ranger noch am Leben ist, wird er Euch zu Dank verpflichtet sein.«
Wenn er noch am Leben ist. Anna hielt ihre Tränen zurück und nickte. Sie hatten recht. Sie half Arthur am besten, wenn sie die drei allein gehen ließ, eine Überlegung, die ihr die Sache nicht erleichterte, als
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