Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
Krieg.
Er aber war unleugbar ein Krieger. Gebaut wie ein Rammbock, wie seine stählernen Armmuskeln verrieten. Komisch, dass ihr bei der ersten Begegnung nicht aufgefallen war, wie groß und muskulös er war. Aber in Kettenhemd und Rüstung sahen alle Ritter so ziemlich gleich aus.
Anna war für eine Frau nicht klein, doch sie musste den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm aufblicken zu können. Du lieber Himmel, er musste mindestens vier Zoll über sechs Fuß messen! Und seine Schultern waren fast so breit wie der Halleneingang.
Ihre Blicke trafen sich. Sie spürte, wie ein Schock sie durchzuckte. Noch nie hatte sie Augen von dieser Farbe gesehen. Goldgesprenkeltes Bernstein. Nicht braun, wie sie geglaubt hatte. Eingerahmt von geradezu lächerlich langen, weichen Wimpern, um die ihn jede Frau beneidet hätte.
Sie sah das Aufflackern des Erkennens, ehe er sie freigab. Sie praktisch fallen ließ. So plötzlich, dass sie eine unsanfte Landung auf ihrem Hinterteil nur ganz knapp und ungelenk vermied. Rücklings taumelnd schwenkte sie die Arme wie eine aufgescheuchte Glucke ihre Flügel und fand zum Glück ihr Gleichgewicht wieder. Was für ein Pech … ihn durch Anmut zu beeindrucken, war ihr nicht geglückt. Aber seine Miene ließ ohnehin erkennen, dass nicht die kleinste Chance bestand, ihn zu beeindrucken.
Noch nie hatte ein junger Mann sie mit so … so unverhohlener Gleichgültigkeit betrachtet. Wie gut, dass sie nicht eitel war. Oder zumindest hatte sie sich für uneitel gehalten. Nun aber musste sie zugeben, dass sie im Moment einen kleinen merkwürdigen Stich verspürte.
Als ihr aufging, dass sie zu ihm aufschaute wie eine törichte Klosterschülerin, senkte sie rasch ihren Blick. Deutlicher hätte er sein Desinteresse nicht zeigen können. Um Himmels willen, fast hätte er sie fallen gelassen! Den Anstandsunterricht für Ritter hatte er wohl versäumt. In dem Bemühen, wenigstens eine Spur von Haltung zu zeigen, sagte sie lächelnd:
»Verzeiht. Ich hatte Euch nicht gesehen.«
Von seinem Blick, der lange auf ihr ruhte, schien ein Hauch arroganter Ungeduld auszugehen.
»Offensichtlich.«
Ihr Lächeln erlosch. Sie war ratlos, was sie nun antworten sollte, da sie peinlichen Momenten dieser Art noch nie begegnet war. Offenbar war er in Konversation nicht sehr versiert.
»Ich habe mich verspätet«, erklärte sie.
Er trat zurück, um ihr Platz zu machen.
»Dann lasst Euch von mir nicht länger aufhalten.«
Sein Ton war neutral, und an seinen Worten war oberflächlich nichts auszusetzen, und doch spürte sie einen Hauch von Kälte.
Ich gefalle ihm nicht.
Anna, die sich plötzlich wie eine dumme Gans fühlte, eilte an ihm vorüber. Was kümmerte es sie, ob sie ihm gefiel oder nicht? Ein Krieger war der allerletzte Typ Mann, der sie interessierte. Sie hatte für ihr ganzes Leben genug vom Krieg. Frieden. Ruhe. Ein glückliches Heim und einen Mann, der nicht ständig nur von Krieg und Waffen redete. Und Kinder. Das war es, was sie sich von ihrer Zukunft erhoffte.
Ehe sie von der Menge verschluckt wurde, die die Große Halle bevölkerte, wagte sie einen Blick über die Schulter.
Sein Blick glitt über sie hinweg. Und doch hatte er sie beobachtet.
Arthur zählte die Minuten, bis er unauffällig verschwinden konnte. Schon unter normalen Umständen hatte er nicht viel für Festlichkeiten und Trinkgelage übrig, doch dank Anna MacDougall fiel es ihm schwer, auch nur so zu tun, als wäre er entspannt und amüsiere sich.
Er war derjenige, der beobachtete und Dinge wahrnahm und nicht umgekehrt. Es bedurfte keiner gespannten Aufmerksamkeit oder messerscharfer Sinne, um ihren Blick auf sich zu spüren. Er saß im hintersten Winkel der Halle, so entfernt vom Podium wie nur möglich, ebenso gut aber hätte er neben Anna sitzen können, so deutlich spürte er ihre kritische Musterung. Weibliches Interesse und etwas viel Gefährlicheres – Neugierde. Und das gefiel ihm nicht.
Warum sah sie ihn ständig an? Schlimmer noch, warum fiel es ihm so verdammt schwer, den Blick nicht zu erwidern?
Sie war hübsch – sogar schön. Aber schöne Frauen waren nicht so selten, es hätte ihm also nicht so schwerfallen müssen, sie zu ignorieren. Er hatte ja auch kein Problem, ihre Schwester Mary nicht anzusehen, die von erlesener Schönheit war.
Anna MacDougall hatte etwas an sich, das die Blicke auf sich zog. Auch in einem Raum mit Hunderten feiernder Clan-Leute, mit unzähligen attraktiven jungen Mädchen, die um
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