Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
nie wieder ihre normale Färbung annehmen, so oft und stark war sie errötet.
Der Dienstagmorgen kam mit kaltem, windgepeitschtem Schnee, und Sarah war froh, dass die Sonne nicht schien, da ihre Augen noch sehr lichtempfindlich waren. Sehen konnte sie schon ganz gut, da sie die Salbe nun selbst auftrug und Alex nicht mehr brauchte, der immer zu reichlich
davon genommen hatte. Und was ihre Morgenübelkeit betraf, nun, manchmal wachte sie auf und fühlte sich wohl, dann wiederum schaffte sie es kaum bis ins Bad.
Heute Morgen fühlte sie sich jedenfalls recht gut, als sie sich im Bett räkelte und Alex beim Anziehen zusah. Der Bursche kannte keine Scheu und stolzierte nackt im Schlafzimmer herum – mit Absicht, wie zu vermuten stand.
Vor einigen Tagen hatte sie selbst versucht, nackt herumzustolzieren, nur um ihn zu necken, war aber sofort wieder im Bett gelandet, denn Alex war aufgesprungen und hatte sie schon geliebt, ehe sie noch das Laken berührten. Als sie und Alex es schließlich eine halbe Stunde später hinunter in die Küche geschafft hatten, waren alle um den Tisch gesessen, hatten ihre Cornflakes gegessen und in Selbstmitleid geschwelgt.
»Du ziehst dich nicht für die Arbeit an«, bemerkte Sarah, als Alex in das seidene Unterhemd schlüpfte, das er sonst zum Eisfischen trug.
Er drehte sich zu ihr um, als er lange Unterhosen aus Seide anzog. »Ethan fährt heute zu Loon Cove Lumber, und Grady und Paul brauchen mich heute nicht im alten Holzeinschlag, um dort unseren Leuten bei den Aufräumungsarbeiten zu helfen. Ich dachte, ich könnte heute den Pfad zum Whistler’s Mountain erkunden, bevor wir morgen unsere Maschinen hinschaffen.«
Sarah setzte sich auf, die Decke an ihre nackte Brust gedrückt. »Warum? Ich dachte, der Pfad führt ins Nichts.«
»In deiner Sport-Lodge habe ich eine Karte gesehen, auf der sind dort oben Höhlen eingezeichnet.« Er drehte sich um und kramte in seiner Schublade mit den Socken. »Ich
möchte sie mal unter die Lupe nehmen und auch herauskriegen, ob der Pfad benutzt wird.«
»Allein?«
Er drehte sich mit den Socken in der Hand um. »Es reicht, wenn einer sich dort umsieht.«
»Dieser eine sollte Daniel Reed sein. Oder sonst jemand von der Grenzpolizei.«
Alex setzte sich auf die Bettkante und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Ich gehe jedem Ärger aus dem Weg, Sonnenschein. Sollte ich dort oben etwas finden, das irgendwie faul aussieht, komme ich auf dem schnellsten Weg nach Hause und rufe John und Daniel an. In letzter Zeit war es hier in der Gegend ziemlich ruhig, und es kann gut sein, dass die Ganoven sich getrollt haben; schließlich ist es ihnen nicht geglückt, uns auf Dauer auszuschalten.«
»Die Sache gefällt mir trotzdem nicht. Und warum nimmst du nicht eines der Schneemobile?«
»Zu laut«, sagte er. »Schneeschuhe sind leiser und in schwierigem Gelände ebenso schnell.«
»Ethan kann doch morgen zu Loon Cove fahren. Nimm ihn mit.«
Alex bückte sich und zog seine Socken an. »Ich werde Ethan keinen Vorwand liefern, sich vor Loon Cove zu drücken.« Er richtete sich auf und zupfte an ihrem Haar. »Heute Morgen klingst du ganz wie eine Ehefrau. Vorsicht, Sonnenschein, ich könnte glauben, du hättest dich endlich entschlossen, meinen Heiratsantrag anzunehmen, und nur vergessen, es mir mitzuteilen.«
Sarah rollte sich aus dem Bett, hob das Nachthemd vom Boden auf, wo es in der Nacht gelandet war, und drehte ihm
den Rücken zu, als sie es sich über den Kopf zog. Sie hörte ihn seufzen und um das Bett herumgehen, ehe er ihre Schultern umfasste und sie zu sich umdrehte.
»Sag mir doch, wovor du Angst hat, damit ich es in Ordnung bringen kann.«
»Ich bin kein Stück Werkzeug, das du ›in Ordnung bringen‹ kannst. Das muss ich schon selber tun.«
»Aber was musst du denn in Ordnung bringen? Was hält dich davon ab, den letzten Schritt zu tun?«
»Zwölf Jahre Einschränkungen und Gängelei lassen sich nicht in sieben Wochen auslöschen.«
»Ach«, murmelte er und nahm sie sanft in die Arme. »Und wenn es noch mal zwölf Jahre dauert – ich warte gern. Solange du hierbleibst und mir die Chance gibst, mich mit deinen Dämonen zu messen.«
Sarah schlang ihm die Arme um die Taille und drückte ihren Kopf an sein Seidenhemd. »Mein Held«, sagte sie mit einem Seufzer.
Alex küsste sie, bis ihr die Luft wegblieb, nahm sie auf den Arm und trug sie zum Bett. Sarah rollte sich weg, kaum dass ihr Rücken das Laken berührte, und kletterte auf
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