Mein verruchter Marquess
leer. Falls Drake eben noch da gewesen war, so hatte er sich in Luft aufgelöst.
„Kann ich Ihnen helfen, Sir?", fragte der Kutscher von seinem Bock herab. „Wollen Sie eine Fahrt?"
„Wo ist der Mann hingegangen?"
Der Kutscher schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln. Weiß ich nicht, interessiert mich nicht.
„Bleiben Sie hier, ich muss mit Ihnen reden!", befahl Max dem Kutscher, aber er war ziemlich sicher, dass er sich auf der richtigen Spur befand. Um die Läden zu überprüfen, dort, wo die Droschke angehalten hatte, warf er einen raschen Blick durch mehrere offen stehende Ladentüren. Eine Hutmacherin, ein Kerzenmacher, ein Leinenweber.
Nichts. Als er jedoch in einen vollen Laden blickte und dort den Gang hinunter, sah er gerade noch, wie ein schwarz gekleideter Mann durch die Hintertür verschwand.
Max lief ihm nach, ohne auf den Ladenbesitzer zu achten, der ihm hinterherrief: „Hey! Wo wollen Sie hin?"
Er stürmte durch den Hinterausgang und den Garten.
Niemand war dort. Eine hohe Backsteinmauer umgab den Küchengarten des Ladenbesitzers. Vermutlich lebte die Familie über dem Laden. Max sah sich um und lauschte, ob er etwas hörte. Nichts. Er konnte ihn weder sehen noch hören, doch er spürte seine Nähe.
„Drake!", rief er plötzlich. „Zeig dich!"
Anstelle seines Mitagenten kam in diesem Augenblick der Ladeninhaber herbeigelaufen. „Hey! Sie! Was machen Sie da? Sie haben hier keinen Zutritt."
„Haben Sie einen Mann hier vorbeilaufen sehen?"
„Abgesehen von Ihnen?", fragte der stämmige Ladenbesitzer, der eine Schürze trug, und stemmte die Hände in die Hüften. Verdammte Aristokraten, schien sein finsterer Blick zu sagen.
„Tut mir leid", murmelte Max, ließ den Mann stehen und kletterte die Mauer hinauf.
„Ich werde den Konstabier rufen, wenn Sie meinen Grund und Boden nicht verlassen. Sie haben kein Recht, hier zu sein."
„Gut." Max sprang auf der anderen Seite hinunter und setzte die Verfolgung fort, gerade als Warrington und Falconridge in den Garten des Kaufmanns gelaufen kamen.
„Max!"
„Wer, zum Teufel, sind Sie?", rief der Kaufmann wütend.
„Verzeihung, wir suchen unseren Freund."
„Er ist da entlang."
„Was, über die Mauer?"
„Ich bin hier", rief Max verärgert, der keine Spur mehr von Drake gefunden hatte. Er stieg über die Mauer zurück und trat zu seinen Freunden.
„Sie drei gehen jetzt, sonst hole ich den Konstabier. Ihr Geld will ich nicht!", rief der Mann, als Warrington ihm einen Fünfer für seinen Ärger anbot.
„Was ist eigentlich los?", fragte Jordan aufgebracht.
Sie verließen den Laden.
„Ich habe Drake gesehen."
„Wie bitte?"
Max sah sie finster an, als sie sich von dem wütenden Ladenbesitzer entfernten, der noch immer in seiner Tür stand, um sicherzugehen, dass sie nicht zurückkamen.
„Hier?"
„Lebendig?"
„Ich könnte schwören, er war es."
„Du musst dich irren."
„Das kann nicht sein!"
„Ich weiß. Wenn Drake am Leben wäre, hätte er dann nicht Kontakt zu uns aufgenommen? Aber ich weiß, was ich gesehen habe. Bis hierher habe ich ihn verfolgt, dann ist er entkommen."
„Wir suchen nach ihm. Welche Richtung hat er genommen?"
„Er verschwand. Einfach so, wie man es uns gelehrt hat", fügte Max missmutig hinzu. Er sah sich um und schüttelte dann den Kopf. „Er könnte überall sein."
„Nun, wenn Drake am Leben ist, dann sollten wir ihn finden. Schnell."
„Ich weiß. Ich verstehe das alles nicht." Verwirrt hob Max die Achseln. „Sehe ich vielleicht Dinge, die es nicht gibt?"
„Könnte es nicht ein Trick des Verstandes sein? Nostalgie? Eine Erinnerung an alte Freunde?", meinte Jordan.
„Oder ein Geist?", fügte Rohan hinzu.
Sie sahen ihn nur an.
„Ich bin in einem Spukschloss aufgewachsen, Jungs. Wenn du nie erlebt hast, wie ein Gespenst dich die Treppe hinunterjagt, dann hast du nie gelebt."
„Das ist nicht hilfreich, Rohan", meinte Jordan und legte Max dann brüderlich eine Hand auf die Schulter.
„Vielleicht war es nur das Schuldgefühl, dass du zurückgekommen bist und er nicht. Ich weiß, so etwas haben wir alle empfunden. Und jetzt hast du dieses reizende Mädchen, das wunderbare Leben, das vor dir liegt ... "
„Ich sehe keine Gespenster, Jordan." Max fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Jedenfalls ... glaube ich das nicht."
„Hört mir zu", sagte Rohan. „Jordan und ich suchen nach Drake, ob er nun ein Geist war oder ein Mensch. Du, Max, hast Besseres zu tun."
„Ihr müsst
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