Mein verruchter Marquess
im Raum verteilen konnte. Dann brachte er ihr das Kissen von einem anderen Lesesessel am Fenster und schob es ihr beinahe zärtlich in den Rücken.
Seit ihrer Ankunft hatte Daphne bemerkt, dass dieser Diener für die Countess so aufmerksam sorgte, als wäre sie seine eigene betagte Mutter. Er ließ sie kaum aus den Augen. Es war wirklich rührend.
Während sie durch das Haus geführt wurde, war der Diener John stets in der Nähe gewesen, um Lady Westwood beizustehen, die mithilfe eines Stocks ging und einige Probleme mit ihrer Arthritis hatte.
Da sie sich so schwerfällig bewegte, hatte Daphne es bedauert, die ältere Frau durch das Haus zu schicken, doch Lady Westwood hatte sich offensichtlich gefreut, einen so jungen Gast zu haben, und sie hatte Daphne voller Stolz ihr beeindruckendes Heim gezeigt, mit all seinen exquisiten Möbeln und Kunstwerken.
Ohne die Hilfe des Dieners John wäre das kaum möglich gewesen, der der Countess wie ein Schatten folgte, ihr die Treppe hinauf- und hinunterhalf, Türen für sie öffnete und ihr eine Hand reichte oder einen Arm, damit sie sich auf ihn stützte.
„Das ist alles, John."
„Jawohl, Mylady." Er verbeugte sich, als sie ihn entließ, und zog sich an die Tür zurück bis zum nächsten Mal, wenn sie ihn brauchte - was, so wie es aussah, bald der Fall sein würde.
Als Daphne sah, wie Lady Westwood sich stirnrunzelnd die Hände rieb, beugte sie sich vor. „Möchten Sie, dass ich einschenke, Mylady?"
„Ach ja, meine Liebe, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Meine Gelenke mögen diese Kälte nicht." Sie seufzte. „Aber ich fürchte, es wird noch schlimmer werden. Bald wird der Winter hier sein. Und mit ihm der Schnee." Sie verzog das Gesicht, und Daphne schenkte den Tee ein.
„Nun, zumindest haben Sie keine Schwierigkeiten mit Ihrer Dienerschaft", bemerkte Daphne. „Ihr Diener scheint sich sehr gut um Sie zu kümmern."
„Sie meinen John? Nun ja, er gibt sich nur deshalb Mühe, freundlich zu mir zu sein, weil er hofft, dass ich ihm etwas hinterlasse, wenn ich dahinscheide." Sie seufzte wieder. „Das ist klug von ihm, denn ich bezweifle, dass ich bis zum Frühjahr durchhalte."
„Mylady, sagen Sie so etwas nicht."
„Nun, es stimmt aber. Doch Sie haben recht. Er ist viel besser, als sein Vorgänger es war, vor allem wenn man bedenkt, dass er seinen Posten erst wenige Wochen innehat. Der letzte Schuft lief davon, kaum dass er seinen Lohn bekommen hatte. Können Sie sich das vorstellen? Ohne ein Wort verschwunden, nachdem er jahrelang in meinen Diensten gestanden hat."
„Wirklich."
„Peter hieß er." Sie nickte. „Er war mir nie eine große Hilfe. John ist da eine deutliche Verbesserung, aber er lächelt niemals."
„Trotzdem, er ist nicht übel anzusehen", scherzte Daphne leise.
Lady Westwood lachte und vergaß für einen Moment ihre Sorgen. „Das ist er, das kann ich bestätigen. Ein hübsches Gesicht ist in dieser Welt niemals von Nachteil, ob es nun einem Prinzen gehört oder einem Diener."
Die beiden Frauen lächelten einander verschwörerisch zu. Aber als Daphne Lady Westwood die Teetasse reichte, warf sie unauffällig einen Blick auf das Porträt über dem Kamin.
„Da wir gerade von hübschen Gesichtern sprechen, darf ich fragen, wer der Gentleman auf dem Bild ist?"
„Ah." Lady Westwood ließ die knochigen Schultern sinken. Ihre Heiterkeit verschwand. „Das ist Drake. Mein Sohn."
„Er sieht sehr gut aus."
„Sah, meine Liebe. Er ist zu unserem Herrn heimgegangen."
„Oh - das tut mir sehr leid!"
„Ja, dort in der Urne befindet sich seine Asche."
„Bitte verzeihen Sie mir. Das wusste ich nicht."
„Ist schon gut." Lady Westwood senkte den Kopf.
Daphne war verwirrt. In Virgils Brief an Max wurde dieser Drake erwähnt - aber der Highlander hatte geschrieben, dass jemand ihn gesehen hatte. Lebendig.
„Wann ist er gestorben?", fragte sie leise.
„Vor fast einem Jahr."
„War er - wenn ich fragen darf - im Krieg?"
„Nein, nein, mein Drake hat sich nie mit Politik beschäftigt. Es gab Leute, meine Liebe, die hielten ihn für einen Windhund, und sie lagen nicht ganz falsch." Sie zuckte die Achseln und stellte die Teetasse auf dem Schoß ab. „Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber er verbrachte die meiste Zeit damit, dem Vergnügen nachzujagen. Er starb im Ausland. Ich bat ihn, nicht zu gehen. Aber er konnte nie an einem Ort bleiben. Ach, es war alles so schrecklich.
Jetzt kämpfen die beiden Zweige der Familie darum, wer den
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